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Hohe Investitionen in den Bergbau und nachgelagerte Industrien

Saudi-Arabien will die Erschließung seiner großen Mineralienvorkommen forcieren und die Rohstoffe lokal weiterverarbeiten. Private in- und ausländische Firmen sollen investieren.       

Von Robert Espey | Dubai

Die Entwicklung des Bergbausektors (ohne Öl- und Gasförderung) und nachgelagerter verarbeitender Industrien soll wesentlich zur Diversifizierung der saudi-arabischen Wirtschaft beitragen. Bislang ist die Bedeutung des Bergbaus noch gering. Sein Anteil am Bruttoinlandsprodukt betrug 2021 lediglich 0,5 Prozent (zu laufenden Preisen). Die Wertschöpfung wird für 2021 mit 4,1 Milliarden US-Dollar (US$) angegeben.

In den letzten fünf Jahren (2017 bis 2021) expandierte der Bergbau real (preisbereinigt) um durchschnittlich 3,7 Prozent. Im 1. Quartal 2022 legte der Sektor im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode nur um 1,1 Prozent zu.

Private Investoren sind gefragt

Das Anfang 2021 in Kraft getretene neue Investitionsgesetz für den Bergbausektor soll zu verstärktem privaten, insbesondere ausländischem Engagement führen. Anfang 2022 kündigte der Minister für Industrie und Bergbau (Ministry of Industry and Mineral Resources) Bandar al Khorayef an, die Bemühungen zur Exploration der saudi-arabischen Mineralienvorkommen zu forcieren. Es werde angestrebt, bis 2025 Bergbauinvestitionen in Höhe von 30 Milliarden US$ zu mobilisieren, so der Minister.

Noch höhere Investitionen sind für Projekte in den weiterverarbeitenden Industrien in Planung, etwa bei der Metallindustrie. Das Ministerium spricht von Vorhaben im Wert von 32 Milliarden US$. Ein Beispiel ist eine 4 Milliarden US$ teure Fabrik zur Herstellung von Stahlplatten für den Schiffbau. Die Platten sind zur Versorgung einer Werft vorgesehen, die im geplanten King Salman International Complex for Maritime Industries and Services in Ras Al Khair entstehen soll.

Ein anderes Vorhaben betrifft die Herstellung von EV-Batterien (Electric Vehicles). Ein in Saudi-Arabien geplantes Werk zur Produktion von Lithium-Hydroxid-Monohydrat (LHM) muss die notwendigen Rohstoffe zunächst aus Australien importieren. Mittelfristig soll aber der lokale Bergbau die Rohstoffe liefern. LHM wird für EV-Batteriezellen benötigt.

Maaden ist der wichtigste Akteur im Bergbausektor

Die 1997 als Aktiengesellschaft gegründete Saudi Arabian Mining Company (Maaden) ist der größte Investor im Bereich Bergbau und nachgelagerte Industrien. Der staatliche Public Investment Fund (PIF) hält an Maaden eine Beteiligung von 65 Prozent. Nach einem Verlust von 226 Millionen US$ (Net Income) 2020 verbuchte Maaden 2021 einen Gewinn von 1,7 Milliarden US$. Das positive Ergebnis ist vor allem auf gestiegene Produktpreise zurückzuführen.

Zu den größten Maaden-Projekten gehören die Herstellung von Aluminium und Phosphatdünger. In beiden Sektoren deckt das Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette ab (Mine-to-Market Value Chain).

Bauxit-Mine versorgt Aluminiumkomplex

Der seit 2015 im Vollbetrieb arbeitende Aluminiumkomplex der Maaden Aluminium Company (MAC) in der Ost-Provinz (Ras al Khair) ist ein Joint Venture aus Maaden und dem US-Unternehmen Alcoa. Maaden ist mit 74,9 Prozent Mehrheitseigner der für 10 Milliarden US$ gebauten Anlage.

Das zur Aluminiumherstellung benötigte Bauxit wird in den Al Zabirah Bauxit-Vorkommen (Al Baitha Minen; Tagebau) im Norden des Landes von der Maaden Bauxite and Alumina Company (MBAC) abgebaut und auf der Schiene nach Ras al Khair transportiert. An der MBAC ist Alcoa ebenfalls beteiligt. Die Sahara and Maaden Petrochemicals Company (SAMAPCO) stellt in Jubail Ätznatron (Caustic Soda) her, das zur Produktion von Aluminiumoxid notwendig ist.

Wird Aluminium grün?

Die Verarbeitung von Bauxit zu Aluminium ist mit hohen CO₂-Emissionen verbunden. Anfang 2022 haben Maaden und das US-Unternehmen GlassPoint eine Absichtserklärung über den Bau eines Solarthermalkraftwerkes zur Erzeugung von Prozesswärme, die bei der Umwandlung von Bauxit in Aluminiumoxid benötigt wird, unterzeichnet. Die Anlage soll in Ras al Khair stehen, über eine Leistung von 1,5 Gigawatt verfügen und zu einer Reduzierung der CO₂-Emissionen um jährlich 0,6 Millionen Tonnen führen. Maaden soll bis 2050 klimaneutral werden.

Insgesamt 4,95 Millionen Tonnen Bauxit wurden 2020 (letzte verfügbare Daten; 2019: 5,03 Millionen Tonnen) gewonnen. Die Aluminiumoxid-Produktion betrug 1,78 Millionen Tonnen (1,80 Millionen Tonnen). Der Ausstoß der zwei Aluminiumproduktionslinien lag bei insgesamt 0,80 Millionen Tonnen.

Das Walzwerk der Maaden Rolling Company (MRC) verfügt über eine Jahreskapazität von 0,46 Millionen Tonnen. Die Produktion lag 2020 – nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr – bei 0,28 Millionen Tonnen. Es werden vor allem Aluminiumbleche für die Getränkeindustrie gefertigt, ein kleiner Teil geht an den Automobilsektor (2020: 18.844 Tonnen).

Kapazität im Phosphatsektor soll um 50 Prozent wachsen

Maaden betreibt eine Phosphatmine in Al Jalamid. Die Mine ist per Schiene mit den Verarbeitungsanlagen in Ras al Khair und in der Waad Al Shamal Phosphate City verbunden. An beiden Standorten produziert Maaden Mono- und Di-Ammonium-Phosphat-Düngemittel (MAP, DAP). Aktuell liegt die Jahreskapazität bei insgesamt 6 Millionen Tonnen. Die Kapazitätsauslastung dürfte 2021 bei 90 Prozent gelegen haben. Nach Unternehmensangaben ist Maaden der weltweit zweitgrößte Exporteur von Phosphatdünger.

Derzeit wird an der Erweiterung der Produktionskapazitäten um 3 Millionen auf 9 Millionen Tonnen gearbeitet. Im Rahmen des Projekts "Phosphate 3 Expansion" ist in Ras al Khair ein Ammoniak-Werk mit einer Jahreskapazität von 1,1 Millionen Tonnen im Bau. Andere Teilprojekte befinden sich in der Ausschreibungsphase. Dazu gehören ein DAP-Werk in Ras al Khair und verschiedene Anlagen in der Waad Al Shamal Phosphate City. In Waad Al Shamal sollen unter anderem eine Phosphat-Aufbereitungsanlage und ein Werk zur Produktion von Phosphor- und Schwefelsäure entstehen.

Goldgewinnung soll deutlich steigen

Maaden hat 2021 geschätzt 0,4 Millionen Unzen Gold erzeugt. Eine Ausweitung auf etwa 1 Million Unzen ist geplant. Derzeit besitzt das Unternehmen sechs aktive Goldminen, die größte ist die Ad Duwayhi Mine mit einem Ausstoß von 0,3 Millionen Unzen (2021).


In Kürze dürften die Goldminen Mansourah und Massarah in Produktion gehen. Mitte 2021 hat Maaden für Mansourah und Massarah einen Betreibervertrag mit der Jac Rijk Al Rushaid Company, einem niederländisch-saudi-arabischen Joint Venture, abgeschlossen. Es wird eine jährliche Produktion von insgesamt 250.000 Unzen erwartet.

Mineralienexport erreicht neuen Höchststand

Saudi-Arabien hat 2021 bei den Mineralienausfuhren (HS-Kapitel 25 und 26) mit 1,2 Milliarden US$ einen neuen Rekord erzielt. Der bisherige Spitzenwert lag bei 0,9 Milliarden US$ im Jahr 2018. Detaildaten liegen bislang nur bis 2020 vor. Die größte Exportposition waren 2020 Kupfererze und -konzentrate (HS 26.03) mit 473 Millionen US$. Davon entfielen 343 Millionen US$ auf China, 79 Millionen US$ auf Japan und 51 Millionen US$ auf Indien. Andere wichtige Ausfuhrkategorien waren Zement (HS 25.23) mit 192 Millionen US$, Zink und Zinkkonzentrate (HS 26.08) mit 52 Millionen US$, Sande (HS 25.05) mit 33 Millionen US$, Schlacken sowie Aschen und Rückstände (HS 26.20) mit 25 Millionen US$.

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