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Special | Australien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Gebäude: Wohngebäude müssen effizienter werden

Die baurechtlichen Vorgaben für die Energieeffizienz werden schrittweise verschärft. Insbesondere im Wohnungsbestand besteht hoher Modernisierungsbedarf.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Bis 2050 soll der Gebäudebestand in Australien klimaneutral werden. Die Gesetzgebungskompetenz für baurechtliche Regelungen und Energieeffizienzstandards fällt grundsätzlich in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesstaaten. Die nationale Regierung einigte sich mit den Bundesstaaten Anfang 2019 auf das Maßnahmenprogramm "Trajectory for Low Energy Buildings".

Dieses sieht für die Jahre 2022 und 2025 eine schrittweise Verschärfung der Energieeffizienzvorgaben im National Construction Code (NCC) vor. Das Regelwerk enthält baurechtliche Mindeststandards für Gebäude.

Nachholbedarf besteht insbesondere im Bereich der Wohngebäude. Diese verursachen etwa 12 Prozent der Treibhausgasemissionen Australiens. Wohnhäuser verbrauchen rund 29 Prozent des landesweit erzeugten Stroms, zum Beispiel durch Klimaanlagen. Bei der Energieeffizienz schneiden neu gebaute Wohnhäuser nach Einschätzung von Branchenkennern um mindestens 40 Prozent schlechter ab als in anderen entwickelten Ländern mit vergleichbaren klimatischen Bedingungen.

Strengere Dämmvorschriften im Wohnbereich

Zur Bewertung der Energieeffizienzstandards besteht das 1993 ins Leben gerufene Nationwide Housing Energy Rating Scheme (NatHERS). Dabei konzentriert sich NatHERS auf die Bewertung der Gebäudehülle, also aller Baumaterialien, die zum Bau eines Hauses verwendet werden – einschließlich Wände, Dämmung, Fenster und Dächer. Diese Bewertung der thermischen Leistung erfolgt auf einer Skala von 0 bis maximal 10 Sternen und basiert darauf, wie viel Heizung sowie Kühlung benötigt wird, um ein Zuhause komfortabel zu halten.

Am 26. August 2022 einigten sich die Bundesstaaten darauf, den Mindeststandard für die Energieeffizienz neuer Häuser im NCC von bislang 6 auf 7 Sterne anzuheben. Landesweit verbindlich tritt diese Regelung am 1. Oktober 2023 in Kraft.

Zudem wird mit der Reform des NCC auch ein jährliches Energieverbrauchsbudget für Wohnhäuser eingeführt. Dieses Budget gilt für den Energieverbrauch der Heiz- und Kühlgeräte, Warmwassersysteme, Beleuchtung sowie Pumpen für Schwimmbecken. Die Installation von Solarmodulen auf dem Dach ist nicht zwingend, kann jedoch dazu beitragen, den Energieverbrauch eines Hauses unter dem erforderlichen Budget zu halten.

Den einzelnen Bundesstaaten steht es frei, auch strengere Regelungen als die im NCC enthaltenen Mindeststandards festzusetzen. In New South Wales mit der Metropole Sydney gilt das Erfordernis eines 7-Sterne-NatHERS-Rankings auch für Renovierungsarbeiten, die einen Betrag von 50.000 australischen Dollar ($A) überschreiten. Das entspricht rund 35.000 US-Dollar (US$; 1 $A = 0,69 US$).

Der Wohnungsbestand in Australien gilt als in weiten Teilen energetisch veraltet. Nach Einschätzung von Branchenkennern erreichen viele Gebäude, die vor 1990 errichtet wurden, nur ein NatHERS-Ranking von 1,5 bis 3 Sternen. So finden sich im Bestand weiterhin viele Gebäude mit einer ungedämmten Keilstülpschalung.

Für Bürogebäude bestehen Offenlegungspflichten

Besser ist der energetische Zustand bei den Gewerbeimmobilien. Hierfür sorgt das National Australian Built Environment Rating System (NABERS). Im Rahmen eines NABERS Energy Ratings können maximal 6 Sterne vergeben werden. Dabei gelten unterschiedliche Bewertungskriterien für spezielle Gebäudeklassen wie Büronutzung, Einzelhandel, Hotels, Lagerhallen oder Krankenhäuser.

Grundsätzlich basiert NABERS auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, im Falle von Büroimmobilien sorgen jedoch verbindliche Offenlegungspflichten für eine weit verbreitete Anwendung. Im Rahmen des verbindlichen "Commercial Building Disclosure Program" müssen die Eigentümer bei Vermietung oder Verkauf einer Bürofläche von mehr als 1.000 Quadratmetern auch Informationen zur Energieeffizienz offenlegen. Dies erfolgt über ein Zertifikat für Gebäudeenergieeffizienz.

Mittlerweile hat sich ein gutes NABERS Energy Rating zu einem wichtigen Vermarktungsinstrument für Büroflächen entwickelt. So sind beispielsweise 74 Prozent der Büroimmobilien durch NABERS erfasst. Dabei erzielen rund 45 Prozent der Gebäude eine gute Bewertung mit mindestens 5 Sternen.

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