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Bahrain investiert in seine Wasserinfrastruktur

Der kleine Inselstaat muss seine Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ausbauen und modernisieren. Private Investoren spielen eine wichtige Rolle. Deutsches Know-how ist gefragt.

Von Robert Espey | Dubai

Bahrain deckt seinen Wasserbedarf im Wesentlichen durch Meerwasserentsalzung. Derzeit betreibt das Königreich sieben Entsalzungsanlagen. Von 2014 bis 2023 erhöhten sich die Kapazitäten um 62 Prozent auf 970.000 Kubikmeter pro Tag. Mittelfristig soll die Leistung um weitere 20 Prozent steigen. Auch in die Erweiterung der Abwasserinfrastruktur wird investiert. Hier spielen deutsche Firmen eine wichtige Rolle.

Dritte Meerwasserentsalzungsanlage in Ad Dur geplant

Bahrain plant ein drittes kombiniertes Kraftwerks- und Meerwasserentsalzungsprojekt am Standort Ad Dur. Mit ersten Planungen für Ad Dur 3 wurde bereits 2011 begonnen, jedoch gab es bis zur Fertigstellung von Ad Dur 2 im Jahr 2022 keine wesentlichen Planungsfortschritte. Ad Dur 3 soll wie Ad Dur 1 und 2 auf Basis einer Public-private Partnership (PPP) realisiert werden. Derzeit bewerben sich Ernst & Young Middle East und KPMG Fakhro um einen Beratervertrag. Zuständig ist die Electricity & Water Authority.

Ad Dur 3 soll 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) kosten. Für die Meerwasserentsalzungsanlage ist eine Kapazität von 227.500 Kubikmeter pro Tag vorgesehen. Das Kraftwerk soll über eine Leistung von 1,5 bis 1,8 Gigawatt verfügen. Mit der BOO-Ausschreibung (Build, Own, Operate) wird frühestens 2025 gerechnet. Die Bauzeit dürfte zwei bis drei Jahre betragen.

Private Investoren in der Wasserversorgung führend

Ad Dur 2 ist seit Mitte 2022 im Vollbetrieb und ähnlich dimensioniert wie die die geplante dritte Ausbauphase. Der Bau kostete 1,3 Milliarden US$. Der private Investor, die Haya Power & Desalination Company, ist ein Konsortium aus der saudi-arabischen Acwa Power mit einem Anteil von 60 Prozent, Japans Mitsui (30 Prozent) und der lokalen Almoayyed Contracting Group (10 Prozent). Der EPC-Hauptbauauftrag (Engineering, Procurement, Construction) ging gemeinsam an die chinesischen Unternehmen Sepco3 und Power China sowie die französische Sidem. Den Auftrag für den Betrieb und die Wartung der Anlage erhielt Noma, eine Tochter von Acwa Power.

Bahrain: Meerwasserentsalzungsanlagen 2024Kapazitäten in 1.000 Kubikmeter pro Tag

Anlage (Technologie) 1)

Inbetriebnahme 2)

Kapazität

Al Hidd Power Company (MSF, MED) 3)

1999 / 2008

410

Ad Dur 1 IWPP (RO) 3)

2012

218

Ad Dur 2 IWPP (RO) 3)

2021 / 2022

228

Ras Abu Jarjur Desalination Plant (RO)

1984 / 2006

73

Alba (Aluminium Bahrain)

2001

32

Mobile Units (RO)

2021

9

Hawar Island Station (RO)

1985 / 2014

1

1 MSF = Multi Stage Flash, RO = Reverse Osmosis, IWPP = Independent Water and Power Plant; 2 jeweils Jahr der ersten Inbetriebnahme und Jahr der Inbetriebnahme der letzten Ausbaustufe; 3 private Investoren.Quelle: Bahrain Electricity and Water Authority 2024; Aluminium Bahrain 2024

Auch Ad Dur 1 wird unter einem BOO-Vertrag mit 20-jähriger Laufzeit betrieben. Engie ist mit einem Anteil von 45 Prozent der führende Investor. Der EPC-Bauauftrag ging an die koreanische Hyundai Heavy Industries. General Electric liefert de Turbinen. Der Technologielieferant für die Entsalzungsanlage ist Degrémont & Marubeni.

Die Hidd Power Company betreibt seit 1999 die größte Meerwasserentsalzungsanlage des Landes mit einer Kapazität von 136.500 Kubikmetern pro Tag. Weitere 273.000 Kubikmeter kamen 2008 hinzu. Die Investoren sind Malakoff International mit 40 Prozent sowie mit jeweils 30 Prozent Engie und Sumitomo. 

Deutsche Unternehmen im Abwassersektor aktiv

In Bahrain hinkt der Ausbau des Abwasserkanal- und -leitungsnetzes hinter der städtebaulichen Entwicklung hinterher. Hatten nach offiziellen Angaben 2014 rund 90 Prozent der Bevölkerung einen Zugang zur Abwasserinfrastruktur, so waren es 2021 gemäß jüngsten verfügbaren Daten nur noch 81 Prozent.

Laut Datenbank MEED Projects hat das Ministry of Works im Bereich der Abwassernetze Projekte im Wert von 81 Millionen US$ im Bau. Vorhaben für 275 Millionen US$ sind in Planung. Darunter befindet sich ein Abwassertunnel für 50 Millionen US$ im Bezirk Hidd. Hier ist p2m Berlin seit 2020 als Berater aktiv.

Derzeit können Bahrains Kläranlagen 491.000 Kubikmeter Abwasser pro Tag aufnehmen. Davon entfallen 112.500 Kubikmeter auf sieben Anlagen, die nur über zwei Klärstufen mit mechanischer und biologischer Reinigung verfügen. Insgesamt 18 Werke haben eine Kapazität von 378.500 Kubikmetern und klären das Abwasser in einem dreistufigen Verfahren. Für den Abwassersektor zuständig ist das Ministry of Works.

Klärwerk Tubli

Das größte laufende Projekt im Abwassersektor ist der Bau von Phase 4 des Klärwerkes Tubli für rund 207 Millionen US$ im Rahmen des "Gulf Development Program". Das Vorhaben finanzieren unter anderem der Saudi Fund for Development und der Kuwait Fund for Economic Development. Die Kapazität des Tubli-Klärwerks wird von täglich 200.000 auf 400.000 Kubikmeter erhöht. Das aufbereitete Abwasser wird in der Landwirtschaft und zur Bewässerung städtischer Grünflachen verwendet.

Den EPC-Auftrag hat 2018 die in Essen ansässige WTE Wassertechnik GmbH erhalten. Mit den Bauarbeiten wurde 2019 begonnen. Das Vorhaben umfasst auch eine Anlage zur Klärschlammverbrennung mit einer Leistung von 15 Megawatt (einschließlich Einrichtungen zur Entwässerung und Trocknung) sowie eine Einrichtung für thermische Hygienisierung.

Das Projekt wird gemeinsam mit Azmeel Contracting aus Saudi-Arabien und Tecton Engineering & Construction aus Ajman (Vereinigte Arabische Emirate) durchgeführt. Die neue Anlage verwendet SBR-Technologie (Sequencing Batch Reactor). Mit der Fertigstellung wird Anfang 2025 gerechnet. WTE Wassertechnik hat eine Option auf den Betrieb des gesamten Tubli-Klärwerks für zehn Jahre.

Klärwerk North Sitra

Im Mai 2024 wurde ein 41 Millionen US$ umfassender Auftrag zur Erweiterung des Klärwerks North Sitra vergeben. Die Kapazität soll auf 30.000 Kubikmeter pro Tag verdoppelt werden. Das Projekt ging an das britische Unternehmen Bluewater Bio.

Kläranlage in Khalifa City

Das Ministry of Works will in Khalifa City eine Kläranlage mit einer Leistung von 20.000 Kubikmeter pro Tag bauen lassen. Die Kosten werden mit 150 Millionen US$ veranschlagt (einschließlich Abwassernetz). Drei Firmen hatten Anfang 2023 Angebote vorgelegt. Es soll aber erneut ausgeschrieben werden. Ein Zeitplan ist nicht bekannt. Khalifa City ist ein neues Städtebauprojekt mit zunächst 375 Wohneinheiten.

Die Firma p2m Berlin bemüht sich um einen Beratervertrag für das Khalifa City-Abwasserprojekt. Das Unternehmer war beziehungsweise ist in Bahrain und anderen Ländern der Golfregion (Iran, Kuwait, Saudi-Arabien etc.) an zahlreichen Wasserprojekten beteiligt, unter anderem auch am Erweiterungsprojekt in Tubli.

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