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Kuwait investiert in Meerwasserentsalzung und das Abwassernetz

Kuwait plant den Bau weiterer Meerwasserentsalzungsanlagen. Private Investoren sollen einen wesentlichen Beitrag leisten. Auch der Ausbau des Abwassernetzes wird fortgesetzt.

Von Robert Espey | Dubai

Die Frischwasserversorgung erfolgt in Kuwait nahezu ausschließlich durch Meerwasserentsalzung. Geplant ist, in den nächsten vier bis sechs Jahren neue Entsalzungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von 1,3 Millionen Kubikmetern pro Tag zu bauen. Gleichzeitig sollen einige alte Anlagen außer Betrieb gehen.

Neue Meerwasserentsalzungsanlagen in Planung

Die Planungen für die neuen Anlagen laufen bereits seit vielen Jahren. So soll die Kapazität der seit 2019 mit Umkehrosmose (Reverse Osmosis, RO) produzierenden Anlage Doha West auf 0,54 Millionen Kubikmeter pro Tag verdoppelt werden. Seit September 2022 liegen die Angebote für die Durchführung des EPC-Auftrages (Engineering, Procurement, Construction) vor.

Zu den Anbietern gehören:

  • SEPCOIII Electric Power Construction Corporation (China),
  • Alghanim International General Trading and Contracting Company (Kuwait),
  • Tecton Engineering & Construction (Vereinigte Arabische Emirate, VAE),
  • Webuild (Italien) und
  • Orascom Construction (Ägypten).

Der Auftragswert wird auf 432 Millionen US-Dollar (US$) geschätzt. Die Vergabe könnte noch 2024 erfolgen. Eine Inbetriebnahme wäre dann 2027 möglich.

Weitere Meerwasserentsalzungsanlagen mit einer Kapazität von insgesamt rund 1 Million Kubikmetern pro Tag sollen in Verbindung mit drei Kraftwerksprojekten gebaut werden. Es handelt sich um:

  • Az Zour North 2 & 3,
  • Al Khiran und
  • Al Nuwaiseeb

Az Zour North 2 & 3 und Al Khiran sind als Public-private-Partnership-Projekte (PPP) geplant. Zuständig ist die Kuwait Authority for Partnership Projects (KAPP). Das Ministerium für Strom, Wasser und erneuerbare Energien bietet den privaten Investoren einen über 25 bis 30 Jahre laufenden Wasserabnahmevertrag an.

Az Zour North 2 & 3

Der kaum realistischen Regierungsplanung zufolge soll Az Zour North 2 & 3 schon 2026 in den Teilbetrieb gehen und im Folgejahr die volle Leistung erreichen. Die geplante Entsalzungskapazität lag zunächst bei 0,75 Millionen Kubikmetern pro Tag. Aktuell ist nur noch eine Erweiterung um 0,55 Millionen Kubikmeter vorgesehen. Die Ausschreibung für Az Zour North 2 & 3 läuft bis Ende Juni 2024. Folgende Unternehmen/Konsortien sind präqualifiziert:

  • Nebras Power,
  • Sumitomo,
  • Abu Dhabi National Energy Company/A.H Al Sagar & Brothers/JERA,
  • ACWA Power/Gulf Investment Corporation sowie
  • China Power International/Malakoff International/Abdulaziz Al Ajlan Sons.

Al Khiran und Al-Nuwaiseeb

Al Khiran soll 2026/2027 mit einer Kapazität von 0,15 Millionen Kubikmetern pro Tag in Produktion gehen. Die Präqualifizierungsbewerbungen liegen seit Juli 2023 vor. Für das Al-Nuwaiseeb-Projekt ist eine EPC-Ausschreibung vorgesehen. Dort soll ab 2027 eine Tagesleistung von 0,34 Millionen Kubikmetern zur Verfügung stehen. Die Projektplanung macht jedoch weiterhin keine großen Fortschritte.

Frischwasserkapazitäten reichen vorerst aus

Werden die Projekte wie geplant umgesetzt, würden die Kapazitäten ohne Berücksichtigung von Stilllegungen bis 2030 auf etwa 4,4 Millionen Kubikmeter pro Tag steigen. Der Bedarf wird aber deutlich darunter liegen.

Der Frischwasserverbrauch erreichte 2020 mit durchschnittlich 2,08 Millionen Kubikmetern pro Tag seinen bisherigen Höchstwert. In den beiden folgenden Jahren waren es mit 2,05 Millionen Kubikmetern pro Tag geringfügig weniger. Schätzungen für 2023 gehen von einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um bis zu 3 Prozent aus. Damit könnte ein neuer Höchstwert von mehr als 2,1 Millionen Kubikmetern pro Tag erreicht worden sein.

Die mittelfristigen Prognosen kalkulieren mit jährlichen Verbrauchszuwächsen von durchschnittlich 2 bis 3 Prozent. Von 2011 bis 2020 stieg in Kuwait der durchschnittliche Frischwasserbedarf um insgesamt 24 Prozent. Der Spitzenverbrauch in den Sommermonaten wuchs um 26 Prozent auf 2,36 Millionen Kubikmeter pro Tag.

Die Kapazitäten der Meerwasserentsalzungsanlagen sind derzeit ausreichend. In Phasen sehr hohen Verbrauchs kann auf Frischwasserspeicher zurückgegriffen werden. Aktuell liegt die installierte Leistung aller Entsalzungsanlagen bei 3,1 Millionen Kubikmetern pro Tag. Seit 2010 sind neue Anlagen mit einer Kapazität von 1,2 Millionen Kubikmetern pro Tag hinzugekommen.

Der Zuwachs verteilt sich auf die Meerwasserentsalzungsanlage der Phase 1 des "Independent Water and Power Plant"-Projekts (IWPP) Az Zour North, Shuaiba North sowie auf die ersten drei kuwaitischen RO-Projekte Doha West, Az Zour South und Shuwaikh.

Kuwait: Meerwasserentsalzungsanlagen ohne geplante KapazitätserweiterungKapazität in 1.000 Kubikmeter pro Tag

Anlage (Produktionsstart)

Installierte Kapazität 2018 - 2028 1)

Shuwaikh (1982)

82

Shuwaikh RO 2) (2011)

136

Shuaiba South (1972)

136

Shuaiba North (2011)

205

Doha East (1978)

191

Doha West (1983)

502

Az Zour South (1988)

502

Az Zour South RO 2) (2014)

136

Subiya (2006)

455

1 ohne Berücksichtigung der Stilllegung alter Anlagen; 2 RO = Reverse Osmosis.Quelle: Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy 2024

Das Projekt Az Zour North 1 war das erste große PPP-Vorhaben in Kuwait. Die Betreibergesellschaft ist seit 2020 an der Börse notiert. Vor dem Börsengang lag die staatliche Beteiligung bei 60 Prozent, die anderen Investoren sind Engie aus Frankreich, Sumitomo aus Japan und die lokale Abdulla Al Hamad Al Sagar & Brothers Company.

Abwasserprojekt mit deutscher Beteiligung

Auch für deutsche Unternehmen bieten sich Chancen in Kuwaits Wassersektor. Zu den großen deutschen Engagements in Kuwait gehört das Anfang 2024 weitgehend fertiggestellte Klärwerk Umm Al-Hayman mit einer Tageskapazität von 500.000 Kubikmetern. Das Projekt umfasst ein 600-Millionen-Euro-Klärwerk sowie ein Kanalnetz und eine Pumpstation für 950 Millionen Euro. Hauptauftragnehmer war die WTE Wassertechnik GmbH. Das Essener Unternehmen ist 25 Jahre für den Betrieb der Anlage zuständig.

Die Vergabe der mit 578 Millionen US$ veranschlagten Kläranlage Al Mutla verzögert sich weiter. Das Projekt ist seit 2017 in der Diskussion. Die Verarbeitungskapazität soll 400.000 Kubikmeter pro Tag betragen. Das Projekt schließt ein Pipelinesystem zur Verteilung des aufbereiteten Abwassers ein.

Für den Hauptauftrag hat das Ministry of Public Works folgende Firmen zur Abgabe eines Angebots (Commercial Bid) aufgefordert: Kuzu Toplu Konut (Türkei), Larsen & Toubro (Indien), Mohammed Abdulmohsin al-Kharafi & Sons (Kuwait), China State Construction Engineering Corporation sowie Arab Contractors Osman Ahmed Osman (Ägypten). Die Frist lief bis Ende Mai 2024.

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