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Special | Katar | Wasser - Die knappe Ressource

Katar investiert in die Wasserspeicherkapazität

Der Wasserbedarf des Emirats steigt schnell. Derzeit verfügt die Wasserinfrastruktur über ausreichende Kapazitäten, weitere Investitionen sind jedoch bereits geplant.

Von Heena Nazir | Dubai

Der Wüstenstaat hat seine Trinkwasserversorgung vorerst gesichert, ist dabei aber stark auf Meerwasserentsalzungsanlagen angewiesen. Nach den letzten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2022 erzeugten die elf großen Entsalzungsanlagen des Landes etwa 672 Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr. Der jährliche Wasserverbrauch, basierend auf der Netzeinspeisung, lag bei rund 630 Millionen Kubikmetern.

Vernetzte Mega-Wasserspeicher sollen Kapazitäten erhöhen 

Derzeit sind keine weiteren Meerwasserentsalzungsanlagen geplant. Stattdessen begann Katar bereits im Jahr 2015 mit der Umsetzung eines Megaprogramms zum Bau eines Netzwerks neuer Wasserspeicher (Water Security Mega Reservoirs Program). Die Gesamtkosten werden auf 10,8 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. Deutsche Unternehmen könnten sich hier einbringen, empfiehlt die Auslandshandelskammer Golfregion, die für Katar zuständig ist. Insbesondere im Projektmanagement, bei der technischen Beratung und mit technischen Lösungen gibt es Chancen.   

Trinkwasserversorgung in Katar

Indikatoren

2022

Trinkwasserproduktion (Millionen Kubikmeter) *)

672

   pro Kopf (Kubikmeter)

236

Trinkwasserverbrauch (Netzeinspeisung; Millionen Kubikmeter)

630

Installierte Kapazität der Meerwasserentsalzungsanlagen (Millionen Kubikmeter/Tag)

2,4

* Erzeugung der Meerwasserentsalzungsanlagen.Quelle: General Electricity and Water Corporation (Kahramaa), 2024/ Qatar Public Works Authority (Ashghal), 2024



In der ersten Projektphase erhöhte sich die Speicherkapazität des Landes um 6,4 Millionen Kubikmeter auf rund 10,9 Millionen Kubikmeter im Jahr 2022. Bis 2026 soll sie an den fünf Standorten um weitere 6,1 Millionen Kubikmeter auf insgesamt 17 Millionen Kubikmeter steigen.

Im Jahr 2022 verzeichnete Katar bemerkenswert niedrige Wasserverluste von etwa 6 Prozent. Diese Zahl liegt weit unter dem internationalen Durchschnitt von 35 bis 40 Prozent. Darüber hinaus übertrifft die Wasserqualität des Golfstaates die Standards der Welthandelsorganisation WTO. 

Im Emirat haben katarische Staatsbürger einen Anteil von nur etwa 12 Prozent an der Gesamtbevölkerung, die restlichen rund 88 Prozent der Bewohner sind Ausländer. Der durchschnittliche Wasserverbrauch der Kataris übersteigt den der Ausländer um rund 30 bis 40 Prozent. Ein höheres Durchschnittseinkommen, größere Wohnräume und der luxuriösere Lebensstil der einheimischen Bevölkerung dürften diesen höheren Verbrauch verursachen.

Ein weiterer wichtiger Faktor für diesen Mehrverbrauch liegt in der Politik des Landes. Der Staat übernimmt die Kosten katarischer Staatsbürger für Wasser und Strom vollständig. Diese Maßnahme liefert keinen Anreiz für einen sparsamen Umgang mit Wasser, da die Bürger die entsprechenden Kosten nicht selbst tragen.

Öffentlich-privates Pilotprojekt im Abwasserbereich 

Das im Abwassersektor derzeit wichtigste Projekt ist "Al Wakrah and Al Wukair" im Wert von 800 Millionen US$. Es soll das erste Klärwerk sein, das die für den Abwassersektor zuständige Qatar Public Works Authority (ASHGHAL) als öffentlich-privates Vorhaben umsetzt. Privater Partner ist ein Konsortium, das von Metito angeführt wird. Dazu gehören auch UCC (UrbaCon Trading & Contracting) und Mitsubishi. ASHGAL beabsichtigt, die Anlage nach einer Laufzeit von 25 Jahren zu übernehmen. Die Kläranlage wird zunächst über eine Kapazität von 150.000 Kubikmeter pro Tag verfügen. Die Infrastruktur ist jedoch für eine spätere Erweiterung auf 600.000 Kubikmeter pro Tag ausgelegt. Die Fertigstellung ist für das 2. Quartal 2024 vorgesehen. 

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Abwasserkapazitäten reichen vorerst aus

Katars fortschrittliches Abwassermanagement stützt sich auf 6 große und 18 kleinere Kläranlagen, die nahezu das gesamte Abwasser aufbereiten. Den letzten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2022 zufolge liegt die Verarbeitungskapazität dieser Anlagen bei 982.000 Kubikmetern pro Tag. Das gereinigte Wasser wird zur Bewässerung und zur Auffüllung der Grundwasserreserven genutzt.

Detaillierte Statistiken zu Wasserverlusten im katarischen Abwassernetz fehlen bisher, es gibt lediglich Schätzungen. Das Eindringen von Grundwasser in die Abwasserkanäle stellt eine größere Herausforderung dar als der direkte Wasserverlust, erklären Branchenkenner in Gesprächen mit Germany Trade & Invest. Dieses Phänomen dürfte den vergleichsweise hohen Salzgehalt des behandelten Abwassers erklären, der die Qualität des aufbereiteten Wassers beeinträchtigt. In Dohas Kläranlagen wurden etwa 1 Gramm Salz pro Liter gemessen.

Abwasserentsorgung in Katar (2022)

Indikatoren

2022

Kapazität der Kläranlagen (1.000 Kubikmeter/Tag)

982

Behandelte Abwassermenge (1.000 Kubikmeter/Jahr) 

265.480

Bewässerung Landwirtschaft und Grünflächen

189.470

Auffüllung von Grundwasserbeständen

50.600

Quelle: Qatar Public Works Authority (Ashghal), Februar 2024

Landwirtschaftliche Bewässerung schluckt viel Wasser

Der Wirtschaftsboykott arabischer Staaten von Juni 2017 bis Januar 2021 führte in Katar anfänglich auch zu Engpässen bei Lebensmitteln. Daraufhin hat das Land seine Bemühungen deutlich intensiviert, die eigene landwirtschaftliche Produktion zu steigern. Die Regierung verfolgt das Ziel, bei Gemüse bis 2025 eine Selbstversorgungsquote von 70 Prozent zu erreichen. Zudem deckt die Milchproduktion in Katar mittlerweile fast den gesamten lokalen Bedarf.

Hoher Verbrauch im Agrarsektor lässt Grundwasserspiegel absinken

Jedoch setzt der klimabedingte Wassermangel dem Ausbau des Agrarsektors enge Grenzen. Bereits vor der Forcierung der Agrarproduktion im Jahr 2017 führte der hohe Wasserbedarf der Landwirtschaft zu einem starken Absinken des Grundwasserspiegels. Offiziellen Daten zufolge lag im Jahr 2022 der landwirtschaftliche Wasserverbrauch bei 311 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Davon entfielen 230 Millionen Kubikmeter pro Jahr auf Grundwasser und 77 Millionen Kubikmeter auf geklärtes Abwasser. Die restlichen 4 Millionen Kubikmeter wurden nicht spezifisch ausgewiesen.

Der jährliche Grundwasserzufluss durch Regen und gezielte Zuführung hat sich in Katar deutlich verringert. Im Jahr 2017 lag er bei 276 Millionen Kubikmetern, 2022 nur noch bei 85 Millionen Kubikmetern. Zugleich bleibt die Entnahme mit durchschnittlich 269 Millionen Kubikmetern jährlich in etwa konstant. Wesentlich mehr Wasser wird entnommen als nachfließt. Für 2022 ergab sich ein Defizit von 184 Millionen Kubikmetern. Die Herausforderung, den Grundwasserspiegel zu konsolidieren, wird zunehmend schwieriger.

Um den Agrarsektor nachhaltig zu entwickeln, ist der Einsatz wassersparender Techniken dringend geboten. Auch eine Überprüfung und Anpassung der angebauten Pflanzensorten ist wichtig. In der Viehzucht sollte auf Tierarten mit einem hohen Wasserbedarf verzichtet werden. Der Anbau von Tierfutterkulturen mit hohem Wasserverbrauch gilt ebenfalls als kritisch.

Die Regierung hat bereits Maßnahmen ergriffen, um den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft zu reduzieren. Ab 2025 gilt ein Verbot für die Nutzung von Grundwasser zur Bewässerung von Futtermittelkulturen. Stattdessen soll aufbereitetes Abwasser verwendet werden. Diese Maßnahme allein reicht jedoch nicht aus, um den wachsenden Wasserbedarf langfristig zu bewältigen. Eine ganzheitliche Strategie, die einen effizienten und nachhaltigen Umgang mit Wasserressourcen fördert, steht bislang aus. Sie ist erforderlich, um die zukünftige Wasserversorgung nachhaltig sicherzustellen.

Zuständige Behörden und ausschreibende Stellen für Projekte:

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