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Special | Bangladesch | Beschaffung

Bangladesch will mehr IT-Dienstleistungen exportieren

Bis 2030 soll der Umsatz mit Outsourcing-Diensten in Bangladesch auf 5 Milliarden US-Dollar steigen. Der Plan ist, Fachkräfte auszubilden und Parks für mehr Export zu errichten. 

Von Boris Alex | New Delhi

Bangladesch ist als Beschaffungsmarkt für Informationstechnologie (IT)-Dienstleistungen für viele Unternehmen noch ein weißer Fleck auf der Weltkarte. Die noch junge Branche steht dabei im Schatten des Nachbarn Indien und anderer regionaler Konkurrenten wie den Philippinen oder Malaysia. 

Mit seiner jungen, technologieaffinen und in Teilen englischsprachigen Bevölkerung bietet das Land aber gute Voraussetzungen, um Dienstleistungen wie "IT-enabled Services" (ITeS) oder Software-Entwicklung weltweit zu exportieren, so die Aussage der staatlichen Bangladesh Hi-Tech Park Authority (BHTPA). Im Jahr 2023 boten 4.500 Unternehmen mit 300.000 Beschäftigten ITeS-Dienste und Software-Entwicklung an. Hinzu kommen 50.000 freie Mitarbeiter, so BHTPA.

Umsatz mit der Auslagerung von Geschäftsprozessen steigt

Das umsatzstärkste ITeS-Segment ist "Business Process Outsourcing" (BPO). Mit der Auslagerung von Geschäftsprozessen setzten die knapp 400 bangladeschischen Dienstleister im Finanzjahr 2022/2023 (1. Juli bis 30. Juni) umgerechnet 800 Millionen US-Dollar (US$) um, so die Daten der Bangladesh Association of Contact Center and Outsourcing (BACCO). 

Der Branchenverband prognostiziert, dass der Umsatz im Jahr 2025 auf 1 Milliarde US$ und bis 2030 auf 5 Milliarden US$ steigen dürfte. Zum Vergleich: Der BPO-Umsatz in Indien lag zuletzt bei knapp 50 Milliarden US$. Weltweit beträgt der Umsatz derzeit etwa 350 Milliarden US$, bis 2030 soll er auf 525 Milliarden US$ anwachsen.

Bangladesch will sich ein größeres Stück vom globalen Outsourcing-Kuchen sichern und die Exporte von IT-Dienstleistungen steigern. Diese lagen 2022/2023 bei 549 Millionen US$. Davon entfielen 84 Prozent auf ITeS, so die Daten der Bangladesh Bank. Software war mit rund 48 Millionen US$ Exportwert das zweitgrößte Segment. 

Für das laufende Finanzjahr 2023/2024 wird ein ähnliches Ergebnis erwartet. Allerdings exportierten die Unternehmen zwischen Juli und Dezember 2023 IT-Dienste im Wert von 283 Millionen US$ knapp 6 Prozent weniger als in der 1. Hälfte des Vorfinanzjahres. Das von der Regierung angestrebte Exportziel von 717 Millionen US$ wird damit deutlich verfehlt.

Bangladesch exportiert vor allem IT-enabled ServicesExportvolumen in Millionen US-Dollar

 

2020/2021

2021/2022

2022/2023

2023/2024*)

IT-enabled Services

217

484

459

234

Software-Entwicklung

51

60

48

27

Sonstige IT-Dienste

36

48

42

22

Gesamt

304

592

549

283

Finanzjahr: 1. Juli bis 30. Juni; * Werte für 1. Juli bis 31. Dezember 2023.Quelle: Bangladesh Bank 2024

Bei den Zielmärkten für BPO-Dienste dominieren die angelsächsischen Länder. Fast drei Viertel der bangladeschischen Exporte im Finanzjahr 2022/2023 gingen dorthin, so die Daten von BACCO. Auf Deutschland entfielen mit 11 Millionen US$ lediglich 2 Prozent der BPO-Exporte. 

Die Attraktivität als Outsourcing-Standort liegt im Mittelfeld

Die Konkurrenz auf dem weltweiten Outsourcing-Markt ist groß und Bangladesch liegt hier eher im unteren Mittelfeld. In einer Studie der Unternehmensberatung Kearny zur Standortattraktivität für die Auslagerung von IT-Dienstleistungen belegte Bangladesch 2023 Rang 47 von 78 Ländern. Damit verschlechterte sich das Land gegenüber 2021 um 13 Positionen. Spitzenreiter waren Indien, China und Malaysia. Mit Indonesien, Vietnam, Thailand, den Philippinen und Singapur sind fünf weitere asiatische Länder unter den Top-15-Standorten.

Bangladesch kann vor allem mit niedrigen Gehältern im IT-Sektor punkten, so das Ergebnis der Kearny-Studie. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt für einen Software-Entwickler lag 2023 beispielsweise bei etwa 450 US$ pro Monat. 

Allerdings hinkt das südasiatische Land bei Qualifikation und Verfügbarkeit von Fachkräften der regionalen Konkurrenz hinterher. Die Zahl der Hochschulabsolventen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) beziffert BACCO auf etwa 25.000 pro Jahr. Diese bringen oft nicht die in der BPO-Branche benötigten Qualifikationen mit, so der Verband. Um diese Lücken zu schließen, offeriert BACCO gezielte Fortbildungen. Dieses Angebot haben bereits 25.000 Personen wahrgenommen.

High-Tech-Parks locken Investoren mit Vergünstigungen

Um das Land als Exporteur von IT-Dienstleistungen zu etablieren, will die Regierung im Rahmen ihrer "Smart Bangladesh Vision 2041" landesweit 109 High-Tech-Parks errichten. Dort sollen sich neben Herstellern von IT-Hardware und Elektronik auch IT-Dienstleister und Ausbildungseinrichtungen für IKT-Berufe ansiedeln. Zudem werden Ökosysteme für IT-Start-Ups geschaffen. 

Die Regierung bietet Investoren Anreize wie Einkommen- und Umsatzsteuerbefreiung in den ersten Jahren des Betriebs sowie Gutschriften bei Rücküberweisungen von Unternehmensgewinnen. Anfang 2024 waren sieben High-Tech-Parks im Betrieb, weitere 30 befanden sich in Planung, so die Daten der BHTPA.

Die Behörde will in den Sonderzonen verstärkt ausländische Investoren aus der IT-Industrie ansiedeln. Diese haben in den letzten Jahren nur wenig Interesse am Standort gezeigt. Laut der Bangladesh Bank summieren sich die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment; FDI) im IT-Sektor seit 2010 auf insgesamt 180 Millionen US$ gerade einmal 1 Prozent des gesamten FDI-Bestands im Dezember 2023, so die Daten der Zentralbank.

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