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Branchen | Bangladesch | Energie

Saubere Energien sollen 40 Prozent zum Strommix beitragen

Bangladesch erzeugt seinen Strom vor allem aus Gas und Kohle. Die Regierung will nun die Solar- und Windenergie ausbauen dafür gibt es Geld von der EU. 

Von Boris Alex | New Delhi

Bangladeschs Primärenergieverbrauch ist in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 6 Prozent jährlich gewachsen und lag zum Ende des Finanzjahres 2021/2022 (1. Juli bis 30. Juni) bei 57 Megatonnen Öleinheit. Ein Viertel davon entfiel auf Biomasse, die vor allem in ländlichen Gebieten zum Kochen und Heizen verbrannt wird. An den restlichen 43 Megatonnen Öleinheit hatte Erdgas mit 46 Prozent den größten Anteil, weitere 13 Prozent wurden aus Flüssigerdgas erzeugt. Andere wichtige Energieträger waren Öl mit 24 Prozent und Kohle mit 10 Prozent.

Erdgas und Flüssigerdgas sind die bedeutendsten Energiequellen für die Stromerzeugung. Rund 60 Prozent der netzgebundenen Elektrizität wird in Gaskraftwerken erzeugt. Der Bedarf bis 2030 soll gegenüber 2020 um 32 Prozent auf 130 Millionen Kubikmeter pro Tag zulegen. Größter Wachstumstreiber ist neben der Stromerzeugung der Industriesektor. Hier soll sich der tägliche Konsum auf 40 Millionen Kubikmeter im Jahr 2030 fast verdoppeln, prognostiziert das bangladeschische Energieministerium.

Bangladesch importiert mehr Flüssigerdgas

Von den ursprünglich 814 Milliarden Kubikmetern förderbarer Erdgasreserven in Bangladesch waren Mitte 2023 noch 30 Prozent übrig. Da die Förderkapazitäten der 20 aktiven Gasfelder nicht ausreichen, um den wachsenden Bedarf zu decken, muss Bangladesch immer mehr Flüssigerdgas importieren. Im Finanzjahr 2022/2023 bezog der staatliche Öl- und Gaskonzern Petrobangla 3,5 Millionen Tonnen über langfristige Lieferverträge mit Katar und Oman. Im Juli 2023 unterzeichnete die Regierung einen weiteren Abnahmevertrag mit Katar über 1,5 Millionen Tonnen Flüssigerdgas pro Jahr.

Bis 2026 die ersten Lieferungen aus diesem Vertrag in Bangladesch anlanden, muss die Flüssigerdgasinfrastruktur ausgebaut werden. Aktuell gibt es Investitionsvorhaben zum Bau von zwei schwimmenden Speicher- und Wiederverdampfungseinheiten mit Kapazitäten von je 1,5 Millionen Tonnen Flüssigerdgas pro Jahr. Die Anlandeterminals sollen 2026 in Betrieb gehen, so die Pläne der beiden bangladeschischen Investoren, Excelerate Energy Bangladesh und Summit Oil and Shipping.

Stromausfälle trotz Überkapazitäten

Damit nimmt die ohnehin starke Abhängigkeit der bangladeschischen Energieversorgung von Brennstoffimporten weiter zu. Das Land ist auch bei Öl und Kohle auf ausländische Lieferungen angewiesen. Bis 2030 soll der Bezug von Erdöl und Ölerzeugnissen um fast die Hälfte auf 15 Millionen Tonnen jährlich zulegen. Bangladeschs Kohlebedarf wird zu gut 90 Prozent über Importe gedeckt. Die Auswirkungen dieser Politik wurden im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine deutlich: Mit dem Anstieg der Weltmarktpreise für Öl, Erdgas und Flüssigerdgas kam es in Bangladesch zu Engpässen bei der Stromversorgung.

Dabei hat das Land sogar Überkapazitäten. Seit 2009 haben sich die Stromerzeugungskapazitäten auf 28 Gigawatt verfünffacht. Der Bedarf lag 2023 in der Spitze aber nur bei 15 Gigawatt. Der Regierung kommt das teuer zu stehen, denn der Energiemarkt ist so gestaltet, dass die privaten Stromerzeuger von der staatlichen Regulierungsbehörde Bangladesh Power Development Board für die Bereitstellung ihrer Kapazitäten vergütet werden – selbst dann, wenn sie keinen Strom erzeugen. Diese "Capacity Payments" dürften sich 2023 auf 3,5 Milliarden US-Dollar (US$) belaufen.

Bangladesch will bis 2050 klimaneutral werden

Angesichts steigender Kosten für fossile Energieträger und teurer Überkapazitäten in den Gas- und Kohlekraftwerken will Bangladesch die erneuerbaren Energien ausbauen. Zumal die Regierung sich dazu verpflichtet hat, das Land bis 2050 in die Klimaneutralität zu führen. Um die Netto-Null zu erreichen, will sie unter anderem den Energiesektor dekarbonisieren. Bis 2030 sollen 10 Prozent und bis 2041 sogar 40 Prozent der Stromerzeugungskapazitäten aus sauberen Quellen stammen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um erneuerbare Energien handeln, sondern auch um bisher wenig genutzte Technologien wie Wasserstoff, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung.

Um die 40 Prozent ausschließlich durch erneuerbare Energien zu erreichen, müssten Wind- und Solaranlagen mit einer Leistung von insgesamt 25 Gigawatt ans Netz gehen, so die Berechnung des Institute for Energy Economics and Financial Analysis. Je nach Anteil der jeweiligen Quellen würden sich die Kosten bis 2041 zwischen 27,5 Milliarden und 30,8 Milliarden US$ bewegen. Darin sind noch nicht die Investitionen zur Anpassung der Netzinfrastruktur sowie für Stromspeicher enthalten.

Bau des ersten Offshore-Windparks geplant

Im Juli 2023 waren lediglich circa 826 Megawatt aus erneuerbaren Energien am Netz, so die Daten der Sustainable and Renewable Energy Develoment Authority. Davon waren 595 Megawatt aus Solarenergie und 230 Megawatt aus Wasserkraft. Daneben gab es 366 Megawatt aus Off-Grid-Aufdachsolaranlagen. Laut Energieministerium befanden sich Mitte 2023 etwa 100 Projektvorschläge mit einer Kapazität von insgesamt 10 Gigawatt in der Pipeline. Darunter ist auch das 1,3 Milliarden US$ teure Vorhaben eines dänischen Investors zum Bau des ersten Offshore-Windparks mit einer Leistung von 500 Megawatt.

Zusätzlichen Schwung für die erneuerbaren Energien könnte die Global Gateway-Initiative der EU bringen. Ende Oktober 2023 wurde in Brüssel ein Abkommen über einen Kredit der Europäischen Investitionsbank in Höhe von 350 Millionen Euro und einen EU-Zuschuss für Investitionen und technische Hilfe in Höhe von 45 Millionen Euro unterzeichnet. Die Mittel fließen in die Entwicklung von Freiflächenfotovoltaik- und Onshore-Windkraftanlagen sowie von Batteriespeichersystemen. Dadurch sollen Kapazitäten aus erneuerbaren Quellen von etwa 750 Megawatt entstehen.

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