Wirtschaftsumfeld | Bosnien und Herzegowina | Investitionsförderung
Praxischeck
Das Investitionsumfeld in Bosnien und Herzegowina ist nicht einfach. Doch trotz der Herausforderungen würden sich viele Investoren wieder für den Balkanstaat entscheiden.
01.02.2023
Von Martin Gaber | Belgrad
"Wir konnten dort sehr qualifizierte und motivierte Angestellte finden. Das ist unser Erfolgsgeheimnis in Bosnien und Herzegowina," sagt Mahmut Galijašević, Geschäftsführer des deutschen Autozulieferers Mann+Hummel in Bosnien und Herzegowina. So wie er heben viele Investoren die Produktivität und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter hervor. Laut jährlicher Konjunkturumfrage der Delegation der Deutschen Wirtschaft (AHK) in Sarajewo sind das die größten Standortvorteile.
Bei anderen Faktoren hingegen hat Bosnien und Herzegowina noch großes Aufholpotenzial. "An einer Strategie müssen wir hier in Bosnien und Herzegowina noch arbeiten," sagt Galijašević. Die fehlende einheitliche staatliche Strategie spiegelt sich auch im Doing Business Report der Weltbank aus dem Jahr 2020 wider. Dort liegt Bosnien und Herzegowina auf Platz 90 von 190 Ländern. Lange Zeit hatte es der Balkanstaat nicht einmal unter die ersten 100 geschafft. Im regionalen Vergleich ist das der letzte Platz.
Unternehmen kämpfen mit Korruption und träger öffentlicher Verwaltung
Dabei mangelt es nicht nur an einer staatlichen Strategie. Zwar zeigen sich ausländische Investoren zufrieden mit ihrem laufenden Geschäft in Bosnien und Herzegowina, berichten aber auch vom schwierigen Umfeld. Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, können Genehmigungen mehrere Jahre in Anspruch nehmen oder Behörden bei Inspektionen in den Betrieben willkürlich vorgehen. Auch von einer Einmischung der öffentlichen Verwaltung in betriebliche Strukturen haben Geschäftsführer gegenüber GTAI berichtet. Diese Schwierigkeiten sollten gerade kleine Unternehmen bei ihren Vorhaben in Bosnien und Herzegowina nicht außer Acht lassen.
AHK-Mitglieder zeigen sich mit ihren Beschäftigten zufrieden
Auch die AHK-Mitglieder haben diese Schwierigkeiten auf dem Schirm. Sie bemängeln die unzureichende Bekämpfung von Korruption, fehlende Transparenz bei der öffentlichen Vergabe, fehlende politische und soziale Stabilität sowie die träge öffentliche Verwaltung. Trotzdem würden 84 Prozent der befragten Unternehmen sich wieder für eine Investition in dem Land entscheiden. Hauptgrund sind die gute Ausbildung und Qualifikation der Beschäftigten.
Bosnien und Herzegowina liegt hinter den Ländern der Region
Im Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums liegt Bosnien und Herzegowina im globalen Vergleich im hinteren Mittelfeld. Im regionalen Vergleich liegt das Land allerdings auf dem letzten Platz, sowohl im Hinblick auf die Region Westbalkan als auch in Europa. Besonders schlecht bewertet sind die Kriterien Institutionen, Dynamik des Geschäftsumfelds und Innovationsfähigkeit. In manchen Unterkategorien belegt das Land einige der letzten Ränge. Dazu gehören zum Beispiel rechtliche Rahmenbedingungen oder die Zukunftsorientierung der Regierung.
Kriterien | Bosnien und Herzegowina | Deutschland |
---|---|---|
1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht) | 114 | 18 |
2 Infrastruktur | 84 | 8 |
3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien | 80 | 36 |
4 Makroökonomische Stabilität | 64 | 1 |
5 Gesundheit | 73 | 31 |
6 Bildung und Ausbildung | 82 | 5 |
7 Produktmärkte | 108 | 9 |
8 Arbeitsmarkt | 107 | 14 |
9 Finanzsystem | 80 | 25 |
10 Marktgröße | 101 | 5 |
11 Dynamik des Geschäftsumfeldes | 117 | 5 |
12 Innovationsfähigkeit | 117 | 1 |
Trotz des schwierigen Umfelds äußern sich etablierte Firmen mit ihrer Geschäftstätigkeit in Bosnien und Herzegowina zufrieden. Allerdings braucht es für das Land einen längeren Atem als für andere Standorte. Für den Markteinstieg empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Auch die AHK bietet Dienstleistungen zum Markteintritt an.