Wirtschaftsumfeld | Brasilien | Investitionsförderung
Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen
Die Programme zur Privatisierung eröffnen Geschäftschancen. Die Reformen schaffen Erleichterungen für Unternehmen, aber eine nachhaltige Perspektive fehlt dennoch.
08.07.2022
Von Johannes Dimas | Rio de Janeiro
Brasilien ist das fünftgrößte Flächenland mit der sechstgrößten Bevölkerung der Welt. Die größte Volkswirtschaft in Südamerika ist ein wichtiger Standort für deutsche Unternehmen. Im Jahr 2022 zeigt sich die Konjunktur robuster als ursprünglich erwartet. Ohne Strukturreformen wird die brasilianische Wirtschaft in den kommenden Jahren aber voraussichtlich nur langsam wachsen.
Viel Potenzial, aber auch strukturelle Schwächen
Die Attraktivität Brasiliens für Investoren beruht auf dem großen Binnenmarkt mit über 214 Millionen Einwohnern, seiner diversifizierten Industrie, einem starken Agrobusiness und dem Rohstoffreichtum. Herausforderungen bleiben die Bürokratie, Korruption, die Sicherheitslage und politische Unwägbarkeiten. Hinzu kommen Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt wie Fachkräftemangel und ein ungelenkes Arbeitsrecht sowie eine mangelhafte Infrastruktur.
Orte | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|
São Paulo (SP) | 11,38 | 8,48 | 8,30 |
Rio de Janeiro (RJ) | 9,89 | 7,57 | 6,92 |
Zukunftstrends: Rohstoffe und die globale Energiewende
Brasilien gehört seit über zehn Jahren zu den Ländern mit den höchsten Zuflüssen an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) weltweit. Ein Großteil davon entfällt auf Übernahmen von Unternehmen.
Nach dem Einbruch um 57 Prozent im Coronajahr 2020 schnellten die ausländischen Direktinvestitionen in Brasilien 2021 wieder um 78 Prozent nach oben, liegen damit aber immer noch unter dem Niveau von vor der Krise, meldet die UNCTAD. Hohe Zuwächse bei den Zuflüssen verzeichneten 2021 insbesondere die Landwirtschaft, die Automobil- und Elektronikindustrie, die Sektoren Informationstechnologie und Finanzdienstleistungen sowie der Bergbau und die Öl- und Gasförderung.
Indikator | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|
Kumulierter Bestand | 705,0 | 595,3 | 592,8 |
Nettotransfers | 65,4 | 28,3 | 50,4 |
Indikator | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
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Kumulierter Bestand | 18.750 | 21.233 | 17.734 | - |
Nettotransfers | 1.213 | 1.395 | -572 | 1.705 |
Die Sektoren Energie und Infrastruktur bilden Schwerpunkte im laufenden Privatisierungsprogramm der Regierung. Dabei könnte das Ende der Phase niedriger Zinsen in den USA das Einwerben von Kapital künftig erschweren. Traditionell sind die USA einer der größten Investoren in Brasilien.
Dagegen profitieren das Agrobusiness und der Bergbau von den anziehenden Preisen für Agrar- und Rohstoffe im Zuge der globalen Erholung von der Pandemie. Hinzu kommen die Preissteigerungen in Folge des Krieges gegen die Ukraine.
Krisenfest zeigen sich die Sonnen- und Windenergie mit einem anhaltend starken Zubau. Die globale Energiewende zieht Konzerne aus aller Welt an: Projekte im großen Maßstab zur Offshore-Windenergie, Wasserstoffwirtschaft und Elektromobilität sind angekündigt. Nur deutsche Unternehmen bleiben hier auffällig zurückhaltend.
Weniger Impulse kommen dagegen vom privaten Konsum. Brasiliens Binnenmarkt verliert tendenziell an Bedeutung gegenüber den wachsenden asiatischen Märkten. Die Mittelschicht wurde bereits durch die Wirtschaftskrise und die schleppende wirtschaftliche Erholung vor der Pandemie ausgedünnt.
Unternehmen | Branche | Nettoumsatz 2019 (Mio. US$) |
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Volkswagen | Automobilindustrie | 6.055,2 |
BASF | Chemie und Petrochemie | 3.141,8 |
Mercedes Benz | Automobilindustrie | 2.410,1 |
Bayer | Chemie und Petrochemie | 2.156,7 |
Volkswagen Caminhões e Ônibus | Automobilindustrie | 1.804,0 |