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Branchen | Brasilien | Wasserstoff

Großprojekte warten auf Investitionsentscheidung

Brasilien bietet ideale Bedingungen für Wasserstoff und legte 2024 den Rechtsrahmen fest. Welche Projekte liegen vorne?

Von Gloria Rose | São Paulo

  • Politik: Dekarbonisierung steht ganz oben auf der Agenda

    Mit der Regulierung von kohlenstoffarmem Wasserstoff konkretisieren sich Fördermittel und der Zugang zu Finanzierung.

    Brasilien weist im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften bereits eine vorbildlich klimafreundliche Strom- und Energieversorgung auf und gehört zu den wichtigsten Investitionsstandorten für erneuerbare Energien weltweit. Für die Produktion von grünem Wasserstoff ist die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas prädestiniert, einerseits wegen der guten Bedingungen für Wind- und Solarkraft, andererseits wegen des gewaltigen Potenzials für Bioenergie.

    Hervorragende Voraussetzungen und ein riesiges Potenzial

    Der Strommix Brasiliens ist schon heute sehr grün. Und es besteht noch viel Raum für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren. So gehört der Nordosten des Landes zu den Regionen mit den weltweit besten natürlichen Voraussetzungen für Onshore-Wind- und Solarenergie – nicht zuletzt, weil sich beide im Tagesverlauf perfekt ergänzen.

    Dank der gigantischen Agrarressourcen und der Nutzung von Biokraftstoffen spielt die Bioenergie bereits heute eine bedeutende Rolle im Energiemix des Landes. Auch hier bietet sich ein immenses Potenzial für Wasserstoff. Denn zur Gewinnung hochwertiger Derivate wie E-Methanol und anderer E-Fuels bedarf es großer Mengen an biogenem Kohlenstoff.

    Ausgehend von derzeit 1,6 Millionen Kubikmetern Biomethan pro Tag sollen die Kapazitäten bis 2032 auf etwa 8 Millionen Kubikmeter steigen. Laut einer aktuellen Erhebung des Branchenverbands ABiogás sind bis 2027 rund 120 neue Anlagen geplant. Wachstumstreiber ist die Land- und Viehwirtschaft, die Reststoffe verwerten und Emissionen mindern will. Die neuen Wertschöpfungsketten lohnen sich zunehmend, zumal Brasilien die lokale Produktion von Dünger fördert, welcher ein typisches Nebenprodukt der Prozessketten ist.

    "Obwohl Brasilien 24-mal größer ist als Deutschland, wird in Deutschland derzeit 19-mal mehr Biogas erzeugt als in Brasilien. Das zeigt das enorme Potenzial."

    Ansgar Pinkowski Deutsch-brasilianische Energieagentur 'Neue Wege'

    Energiewende bietet Brasilien Wachstumschancen

    Mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft kann Brasilien künftig zu einem der wichtigsten Exporteure grüner Energie und nachhaltigerer Industrieprodukte aufsteigen. Denn ähnlich wie Australien kann Brasilien Skaleneffekte nutzen und Wasserstoff und seine Derivate sowohl zur Deckung des eigenen Energiebedarfs als auch für den Export produzieren.

    Laut einer Studie von Bloomberg New Energy Finance dürften im Jahr 2030 die Elektrolysekosten für grünen Wasserstoff in Brasilien die Erzeugungskosten von herkömmlichem also grauem Wasserstoff unterschreiten. Auch in China, Schweden, Spanien und Indien soll dies der Fall sein. In allen anderen Ländern wird dieser Punkt voraussichtlich erst später erreicht. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE sieht Brasilien neben Kolumbien und Australien ganz vorne bei der Lieferung von grünem Ammoniak, Methanol und Kerosin nach Deutschland.

    Vereint unter der Agenda einer grünen Industrialisierung

    Brasilien will seine Wettbewerbsvorteile bei grüner Energie nutzen und wieder zu einem attraktiven Industriestandort werden. "Powershoring" liegt im Interesse aller politischen Kräfte. Nur so erklärt sich, dass es der geschwächten Regierung unter Präsident Lula da Silva 2024 gelang, die Agenda zur Dekarbonisierung so deutlich voranzutreiben. Trotz der Kommunalwahlen verabschiedete Lula im 2. Halbjahr 2024 zahlreiche Gesetze, darunter den Rechtsrahmen für kohlenstoffarmen Wasserstoff.

    In Kraft traten auch das Steuerregime "Regime Especial de Incentivos para a Produção de Hidrogênio de Baixa Emissão de Carbono" (Rehidro) und das Förderprogramm "Programa de Desenvolvimento do Hidrogênio de Baixa Emissão de Carbono" (PHBC). Im Rahmen des PHBC stellt Brasilien 2028 bis 2032 mehr als 3 Milliarden US-Dollar (US$) an Steuervergünstigungen für die Produktion von kohlenstoffarmem Wasserstoff bereit.

    Im Oktober 2024 feierte die Wirtschaft das Gesetz "Kraftstoffe der Zukunft", das Förderquoten zur Beimischung emissionsarmer Treibstoffe festlegt. So müssen Fluggesellschaften ab 2027 ihre Emissionen bei Inlandsflügen schrittweise reduzieren beziehungsweise ausgleichen. Damit setzt Brasilien unter anderem die Vorgaben des Klimakompensationssystems CORSIA um.

    Das Energieministerium erwartet, dass in Brasilien 2027 mindestens 1,6 Milliarden Liter SAF (Sustainable Aviation Fuel) produziert werden. Dafür würden Projekte im Wert von fast 3 Milliarden US$ realisiert. Insgesamt soll das Fördergesetz für innovative Kraftstoffe Investitionen von über 40 Milliarden US$ anstoßen.

    Um den Jahreswechsel 2024/25 verabschiedete Lula den Rechtsrahmen für den verpflichtenden Emissionshandel und für Offshore-Windenergie. Außerdem verstärkte die Regierung die Förderung von Biokraftstoffen (RenovaBio) und erleichterte mit dem Programm zur Beschleunigung der Energiewende (Paten) die Finanzierung.

    Auch 2025 steht im Zeichen der Dekarbonisierung. Schließlich rückt die Austragung der Weltklimakonferenz COP30 im November 2025 Brasilien in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Im Mai will das Land eine Strategie für nachhaltige Schiffskraftstoffe festlegen.

    Zwölf Projekte ringen um Mittel des Klimafonds 

    Laut dem Dreijahresplan des Programa Nacional do Hidrogênio (PNH2) will Brasilien bis 2035 Hubs für CO2-armen Wasserstoff etablieren. In Kooperation mit Climate Investment Funds - Industry Decarbonization (CIF-ID) vergibt die Regierung derzeit Finanzmittel in Höhe von 1,09 Milliarden US$, um ein erstes Großprojekt zur Dekarbonisierung der Industrie zu fördern.

    In der ersten Etappe wählte das Energieministerium Ende 2024 insgesamt zwölf aus den über 70 von Unternehmen eingereichten Vorschlägen aus. Davon sind drei Projekte im Bundesstaat São Paulo angesiedelt. Weitere Standorte sind die Bundesstaaten Bahia und Minas Gerais sowie Häfen mit Freihandelszonen (Pecém, Suape und Açu). In der zweiten Phase legen die ausgewählten Unternehmen nun detaillierte Geschäftspläne vor. Die engere Projektauswahl wird dann für die Finanzierung durch den Klimafonds in Betracht gezogen.

    Wasserstoff-Hubs bilden sich heraus

    Die Aussicht auf Absatzchancen in Europa animierte in den vergangenen Jahren Projektentwickler und Energieunternehmen zu Investitionen in Wasserstoffprojekte. Mit Unterstützung der bundesstaatlichen Regierungen entstanden erste Vorhaben an Häfen mit Freihandelszonen wie Pecém im Bundesstaat Ceará, Suape (Pernambuco), Parnaíba (Piauí) und Açu (Rio de Janeiro).

    Ceará unterzeichnete besonders viele Absichtserklärungen. In Partnerschaft mit dem Hafen Rotterdam investiert der Staat in die Pecém Port Complex Integration Company (CIPP), die einen Hub für grünen Wasserstoff und Infrastruktur für Exporte nach Europa errichtet. Im Dezember 2024 schloss auch der weltgrößte Binnenhafen Duisport eine Absichtserklärung mit CIPP. Damit erstreckt sich der Green Hydrogen Corridor nun direkt von Pecém bis ins Ruhrgebiet.

    Der Industriehafenkomplex Camaçari (Bahia) verfügt über keine ZPE (Zonas de Processamento de Exportação) und fokussiert eher auf die lokale Verwertung. Auch im Wirtschaftszentrum São Paulo geht es um die grüne Industrialisierung, vorzugsweise am Petrochemiestandort Cubatão.

    Von Gloria Rose | São Paulo

  • Wirtschaft: Energiewende bietet einmalige Wachstumschancen

    Viele Projekte konzentrieren sich auf den Export von Wasserstoff. Doch auch die lokale Industrie will den Energieträger nutzen. Sechs Großprojekte könnten 2025 starten.

    In den vergangenen Jahren kündigten zahlreiche Unternehmen große Wasserstoffprojekte in Brasilien an. Der Industrieverband CNI listet 66 Projekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 31 Milliarden US-Dollar (US$) auf. Fast zwei Drittel davon entfallen auf Initiativen des Stromsektors, die sich hauptsächlich auf den Export grüner Energie aus dem Nordosten Brasiliens ausrichten. Aber auch Industriekonzerne bringen sich ein, darunter besonders die chemische Industrie und der Bereich Industriegase (je fünf Projekte) sowie die Stahlindustrie und der Öl- und Gassektor (je drei Projekte). Unternehmen aus dem Bergbau, der Zementindustrie und anderen Branchen treiben eigene Wasserstoffinitiativen voran.

    Die Regulierung von kohlenstoffarmem Wasserstoff ebnet den Weg für kommerzielle Anlagen. Jetzt fehlen "nur" noch langfristige Abnahmeverträge und Investoren. In diesem Jahr trüben jedoch die zunehmende geopolitische Unsicherheit und die hohen Zinsen das Investitionsklima. Dennoch ist der Wasserstoffverband ABIHV positiv gestimmt, dass sechs Projekte gute Chancen haben, 2025 in die Ausführungsphase zu treten.

    Bei sechs Wasserstoffprojekten in Brasilien könnte 2025 der Startschuss fallen

    Projektbezeichnung

    Projektspezifika

    Investitions
    volumen
    (Mrd. US-Dollar) *)

    Unternehmen

    Status

     
    Produktionsanlage für grünen Ammoniak in Pecém (Ceará)Projekt in 3 Phasen, Phase 1: Anlage mit einer Elektrolysekapazität von 1,2 GW erzeugt 500 Tonnen grünen Wasserstoff pro Tag

    3,7 (bis zu 5,0)

    Fortescue Future Industries (Australien)Vorvertrag unterzeichnet im Juni 2022; Umweltlizenz 2023 erteilt; early investment decision (EID) fiel im Juli 2024 
    Produktionsanlage für grünen Ammoniak in Pecém (Ceará)Kapazität von 2,4 GW Elektrolyse, Produktion von 1.030 Tonnen Wasserstoff pro Tag und 2 Millionen Tonnen grünem Ammoniak pro Jahr 

    2,2

    Konsortium von Casa dos Ventos (Brasilien) und TotalEnergies (Frankreich)Vorvertrag unterzeichnet im Dezember 2022; Inbetriebnahme für 2029 geplant 
    Wasserstoffelektrolyse in Suape (Pernambuco)Produktion und Export von 100.000 Tonnen E-Methanol pro Jahr

    0,4

    European Energy (Dänemark)Vertrag mit Bundesstaat Pernambuco im September 2024, Baubeginn ist im Oktober 2025 und Inbetriebnahme im 2. Hj 2028 geplant 
    Produktion von grünem Ammoniak für Stickstoffdünger in Uberaba (Minas Gerais)Produktion von bis zu 530.000 Tonnen grünem Ammoniak pro Jahr

    0,9

    Atlas Agro (Schweiz)Partnerschaft mit Casa dos Ventos im Oktober 2024; geplante Inbetriebnahme 2028 
    Wasserstoffelektrolyse in Pecém (Ceará)Produktion von 900.000 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr

    1,7

    Voltalia (Frankreich)Vorvertrag mit der Hafengesellschaft CIPP im April 2024 
    Produktion von grünem Ammoniak in Parnaíba (Piauí)Phase 1: Elektrolysekapazität von 3 GW; zum Abschluss der insgesamt 6 Phasen soll die 11,4-GW-Anlage pro Jahr 2,2 Mio. Tonnen grünen Ammoniak erzeugen

    1,9

    Solátio (Brasilien)MoU mit dem Staat Piauí für 4 GW Solaranlage im Juni 2024; Phase 1 soll 2025 in Bau und 2028 in Betrieb gehen 
    * Umrechnung zum Jahresdurchschnittskurs 2024: 1 US$ = 5,38 R$.Quelle: ABIHV 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Deutschland ist ein wichtiger Partner

    Wie dynamisch Brasiliens Ökosystem die neuen Chancen aufgreift, zeigt die Beteiligung an dem BMWK-Programm H2Uppp, das in über zehn Ländern Wasserstoffprojekte in der Frühphase fördert. Eine große Anzahl der Vorschläge für öffentlich-private Partnerschaften stammen aus Brasilien, berichtet das Brasilien-H2Uppp-Team. Lateinamerika sei derzeit eine impulsgebende Region für PPPs im Projekt.

    Förderprogramme der deutschen Bundesregierung

    1. H2Uppp: Wasserstoffprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
    2. develoPPP: Förderprogramm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Entwicklungs- und Schwellenländern.

    In beiden Bereichen laufen bereits erste Projekte in Brasilien, darunter von Projektentwickler Mele Biogas aus Mecklenburg-Vorpommern, der aus Abfällen von Schweinefarmen Vorprodukte (SynCrude) für E-Fuels produziert. Geo bio gas&carbon baut in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die erste Anlage zur Produktion von SAF (Sustainable Aviation Fuel) aus Biogas, das durch Reststoffe gewonnen wird. Auftraggeber ist Copersucar, Brasiliens größter Bioenergiekonzern.

    Aktuell läuft ein PPP-Ideenwettbewerb von H2Uppp. Bis zum 14. März 2025 können Unternehmen mit Sitz in Deutschland und EU ihre Wasserstoffprojekte einreichen. Der Förderbetrag beläuft sich auf 50.000 bis 2 Millionen Euro.

    Für den PPP-Ideenwettbewerb können sich Unternehmen hier bewerben.

     

    Brasilien hat gute Chancen, zu einem wichtigen Wasserstofflieferland für Deutschland werden. Über den PtX-Entwicklungsfonds haben kapitalintensive Vorhaben Zugang zu den Förder- und Finanzierungsinstrumenten der deutschen Bundesregierung. Mitte November 2024 schloss das Berliner Energieunternehmen SEFE (Securing Energy for Europe) ein Abkommen mit Eletrobras, dem größten Stromkonzern Lateinamerikas, und dem Entwickler EnerTech aus Kuwait. Bis 2030 soll das gemeinsame Projekt Europa mit bis zu 200.000 Tonnen grünen Wasserstoff versorgen.

    In der EU setzen verschiedene Mitgliedsstaaten beim Thema Energiesicherheit auf eine Partnerschaft mit Brasilien. Daher fördert die EU-Kommission den Export grüner Energie aus dem Nordosten Brasiliens nach Europa als Global-Gateway-Leuchtturmprojekt.

    Öl- und Gas-Sektor investiert

    Dank seiner breit aufgestellten Industrie verfügt Brasilien bereits über eine etablierte Wertschöpfungskette im Bereich Wasserstoff. Das Element kommt im Öl- und Gassektor und bei Industrieprozessen zum Einsatz, hauptsächlich in Verfahren der Stahl- und Glasproduktion sowie in der Nahrungsmittelindustrie und in Heizkraftwerken.

    Brasiliens größter Produzent von grauem Wasserstoff ist Petrobras. Der halbstaatliche Erdölkonzern produziert fast ausschließlich für den Eigenbedarf. Laut dem Plan für die Jahre 2025 bis 2029 will Petrobras 16,3 Milliarden US$ für Projekte der Energiewende aufbringen. Das sind 42 Prozent mehr als im vorherigen Fünfjahresplan. Der Konzern investiert in die Dekarbonisierung seiner Produktion und in erneuerbare Energien. Außerdem verstärkt sich Petrobras im Bereich Biokraftstoffe.

    Der britische Konzern BP erwarb 2024 den Anteil von Bunge an BP Bunge Bioenergia und investiert. Auf Biokraftstoffe setzt auch Acelen. Das Energieunternehmen des Investmentfonds Mubadala Capital (Vereinigte Arabische Emirate) betreibt die Raffinerie Mataripe in Bahia. Acelen will die heimische Macaúba-Palme zur Produktion von erneuerbarem Diesel und SAF nutzen und plant, über 2 Milliarden US$ zu investieren.

    Viele ausländische Ölkonzerne konzentrieren ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sowie im Bereich Dekarbonisierung auf Brasilien. Dazu gehören TotalEnergies, Repsol Sinopec und ExxonMobil. Das liegt auch an einer neuen Richtlinie der brasilianischen Regulierungsbehörde für den Öl- und Gassektor ANP. Seit 2022 werden Projekte für die Energiewende als F&E-Ausgabe anerkannt. Zum Hintergrund: In Brasilien müssen die Konzerne 1 Prozent ihres Umsatzes in F&E investieren.

    Ähnliche Anreize ergeben sich nun vielleicht auch im Stromsektor. Die Regulierungsbehörde für den Stromsektor ANEEL prüft derzeit, ob zwölf Wasserstoff-Pilotprojekte mit einer Elektrolysekapazität von insgesamt 73,5 Megawatt Finanzmittel von rund 200 Millionen US$ aus dem Innovationsfonds des Sektors beziehen können.

    Zusätzliche Wertschöpfung für Brasiliens Bioenergiekonzerne

    Ob E-Methanol, E-Diesel oder E-Kerosin: Brasiliens Bioenergiekonzerne sehen gute Chancen, neue Geschäftsbereiche zu entwickeln. Seit Jahrzehnten reduzieren Biokraftstoffe die Emissionen im Straßenverkehr. Brasilien nahm 2020 den Handel mit den sogenannten "Créditos de Descarbonização por Biocombustíveis" (CBIOs) auf. Neben den CO2-Zertifikaten für den Kraftstoffmarkt fördern nun auch die Quoten des Programms "Kraftstoffe der Zukunft" die Produktion von Biokraftstoffen.

    Große Bioenergiekonzerne wie Copersucar, Raízen, Inpasa, FS Agrisolutions, BP Bioenergy, São Martinho, Atvos, Adecoagro, Usina Coruripe und andere intensivieren die Verwertung von Reststoffen zur Produktion von Ethanol der zweiten Generation (E2G) und von Biomethan. 

    Auch andere Branchen sehen Chancen für Power-to-X

    Im beschleunigten globalen Wandel zur Klimaneutralität kann Brasilien als Industriestandort für energieintensive Branchen wie Stahl, Aluminium und Chemie an Bedeutung gewinnen. Die Stahl-, Keramik- und Zementindustrie investieren bereits in Energieeffizienz und in Bioenergieträger wie Holzkohle aus schnell wachsenden Eukalyptusbäumen sowie Biomethan. Brasilianische Konzerne wie Vale, Braskem und Votorantim sowie multinationale Hersteller, die bis 2050 klimaneutral werden wollen, treiben die Entwicklung und Nutzung von Power-to-X-Anwendungen voran. 

    Brasiliens Chemieindustrie klagt seit Jahrzehnten über zu hohe Produktionskosten und verliert im internationalen Wettbewerb zunehmend an Bedeutung. Infolge der relativ hohen Erdgaspreise auf dem Binnenmarkt importiert das Land mehr als drei Viertel der Stickstoffverbindungen für Düngemittel, essenzielle Vorprodukte für den wichtigen Agrarsektor. Das Förderprogramm Plano Nacional de Fertilizantes (PNF) soll dazu beitragen, die hohe Importabhängigkeit zu mindern. Darin sind auch Investitionsanreize für grünen Ammoniak vorgesehen.

    Den brasilianischen Markt für Industriegase teilen sich die vier Industriegasproduzenten White Martins der Linde Group (mittlerweile mit Sitz in Irland), der US-Konzern Air Products, die französische Gruppe Air Liquide und die deutsche Messer Group. Marktführer mit einem Anteil von 40 Prozent ist Air Products. Die vier Hersteller beteiligen sich aktiv an der Marktentwicklung und treiben verschiedene Projekte und Kooperationen voran. 

    Deutsche Zulieferer sind vor Ort

    Fast alle Mitgliedsunternehmen der Lobbyorganisation Global Hydrogen Council und der Großteil der deutschen Unternehmen mit Aktivitäten im Bereich grüner Wasserstoff sind in Brasilien mit Tochterfirmen vertreten. Besonders aktiv sind große Technologieanbieter wie Siemens Energy und thyssenkrupp. 

    Neuman & Esser (NEA) weihte im November 2024 eine Produktionsanlage am Standort Belo Horizonte (Minas Gerais) ein. Hier kann der mittelständische Maschinenbauer aus dem Rheinland Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von bis zu 70 Megawatt pro Jahr herstellen. 

    Von Gloria Rose | São Paulo

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    AHK São Paulo

    AHK Rio de Janeiro

    Anlaufstellen für deutsche Unternehmen

    Ministério de Minas e Energia - MME

    Ministerium für Energie und Bergbau
    Empresa de Pesquisa Energética - EPEStaatliches Unternehmen zur Energieplanung
    Agência Nacional de Energia Elétrica - ANEELRegulierungsbehörde für den Stromsektor
    Agência Nacional do Petróleo, Gás Natural e Biocombustíveis - ANPRegulierungsbehörde für Erdöl, Ergas und Biokraftstoffe
    Associação Brasileira da Indústria do Hidrogênio Verde - ABIHVVerband der Grünen Wasserstoffindustrie
    Associação Brasileira da Indústria Química - AbiquimVerband der chemischen Industrie
    Hydrogen Dialogue Latin AmericaWasserstoffkongress der AHK São Paulo und NürnbergMesse

    Eixos

    Portal über und für den Energiesektor in Brasilien
    Canal EnergiaPortal für die brasilianische Energiewirtschaft

    Von Gloria Rose | São Paulo

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