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Zollbericht Brasilien Fahrzeuge, übergreifend

Brasilien setzt sich für Dekarbonisierung im Automobilsektor ein

Ziel des neuen Programms "Mover“ ist es, die CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent zu senken. Hersteller und Importeure können dabei von steuerlichen Anreizen profitieren. 

Von Andrea González Alvarez | Bonn

Mit dem Gesetz 14.902 vom 27. Juni 2024 wurde das Programm "Mover“ (Mobilidade Verde e Inovação - Grüne Mobilität und Innovation) eingeführt, welches den neuen Regelungsrahmen für die CO2-Emissionen schafft. Durch unterschiedliche Steueranreize fördert Mover Investitionen in neue Technologien und erhöht die Dekarbonisierungsanforderungen für die brasilianische Fahrzeugproduktion, einschließlich Fahrräder, Motorräder, Pkws, Busse und Lkws. Zuständig für das Programm ist das Ministerium für Entwicklung, Industrie, Handel und Dienstleistungen (MDIC) in Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium (MF) und dem Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation (MCTI).

Wie die Vorgängerprogramme "Inovar Auto" (2013 - 2017) und "Rota 2030" (2018 - 2024) zielt das neue Programm auf die Entwicklung einer nachhaltigeren Automobilindustrie; das Ziel besteht weiterhin die CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent zu senken, im Vergleich zu den Emissionen des Jahres 2011.

Die wichtigsten Neuerungen des Förderprogramms Mover erfahren Sie in folgenden Kapiteln.

Anforderungen an Nachhaltigkeit 

Die für alle in Brasilien verkauften Neufahrzeuge verpflichtende Teilnahme am Fahrzeugkennzeichnungsprogramm ("Rotulagem Veicular“) mit zu erfüllenden Energieeffizienzvoraussetzungen, die die CO2-Emissionen berücksichtigen, bleibt bestehen. Nun erhöht Mover die Nachhaltigkeitsanforderungen.

Bis dato erfolgt die Messung der CO2-Emissionen vom Tank-to-Wheel (“do tanque à roda”), wobei die Menge an Schadgasen gemessen wird, die von der Auspuffanlage des Fahrzeugs ausgestoßen werden. Diese Methode bleibt weiterhin anwendbar. 

Als neue Emissionsmessung führt Mover Source-to-Wheel ("do poço à roda“) ein, die den kompletten Energiezyklus berücksichtigt; die Messung wird von der Gewinnung des Kraftstoffs etwa Benzin, Diesel, Wasserstoff oder Strom bis zu seiner Verwendung im Fahrzeugmotor durchgeführt. Von 2025 bis 2027 werden die CO2-Emissionen mit dieser Methode gemessen. 

In der Folge plant Mover eine umfassendere Methode zur Emissionsmessung, bezeichnet als Cradle-to-Grave (“do berço ao túmulo”), die den CO2-Fußabdruck aller Komponenten und aller Phasen der Produktion, des Betriebs und der Entsorgung des Fahrzeugs berücksichtigt. 

Investitionen in Forschung und Entwicklung 

Damit die Unternehmen die Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllen können, gewährt Mover Finanzkredite im Verhältnis zu deren Investitionen in Forschung und Entwicklung neuer Technologien und Produkte ("Pesquisa e Desenvolvimento" - P&D). Insgesamt werden Finanzkredite in Höhe von 19,3 Milliarden Reais (1 Euro = 6,00 bras. Reais - Juli 2024) für den Zeitraum von 2024 bis 2028 bereitgestellt. Dieser Betrag soll wie folgt aufgeteilt werden:

  • 3,5 Mrd. R$ (2024)
  • 3,8 Mrd. R$ (2025)      
  • 3,9 Mrd. R$ (2026)      
  • 4,0 Mrd. R$ (2027)
  • 4,1 Mrd. R$ (2028)

Die Finanzkredite werden in Form von Ermäßigung von Bundessteuern gegen Investitionen in P&D freigegeben. Hierzu müssen Automobilhersteller mindestens 0,3 bis 0,6 Prozent ihrer Bruttobetriebseinnahmen für P&D aufwenden. Dies bedeutet, dass die Hersteller für jeden investierten Real, zwischen 0,50 und 3,20 Reais an Steuergutschrift erhalten können.

"Tributação Verde“

Das Belohnungs-/Bestrafungssystem (“bônus-malus”) bei der Erhebung der Steuer auf Gewerbeerzeugnisse (IPI) zählt auch zu den steuerlichen Anreizen des Programms. Das System “bônus-malus” basiert auf Indikatoren, die bestimmte Eigenschaften des Fahrzeugs berücksichtigen, nämlich:

  1. Energiequelle für den Antrieb
  2. Energieverbrauch
  3. Motorleistung
  4. Wiederverwertbarkeit
  5. strukturelle Leistung und unterstützende Fahrtechnologien

Die IPI-Sätze werden je nach bei der Fahrzeugproduktion erreichten Nachhaltigkeitsanforderungen festgelegt.  

Fahrzeuge der Zolltarifnummern 87.01 bis 87.05, unter anderem Traktoren, Pkws und Kfz zur Personenbeförderung, zum Warentransport sowie zu besonderen Zwecken, etwa Rettungs- und Kehrfahrzeuge, können in den Genuss dieser Steuerbegünstigung kommen. Weitere hiervon begünstigten Fahrzeuge sind in der Tabela de Incidência do IPI (Seite 420) ersichtlich. 

Wiedereinführung der Zölle auf E-Autos

Nach Angaben des MDIC wurde diese Maßnahme ergriffen, um die heimische Industrie anzukurbeln und die Dekarbonisierung zu beschleunigen. So werden seit Januar 2024 Zölle auf den Import unterschiedlicher Elektrofahrzeuge wieder erhoben. Die Steuersätze werden, je nach Elektrifizierungsgrad, schrittweise festgelegt, bis sie im Juli 2026 35 Prozent erreichen. Für diesen Zeitraum sind außerdem Kontingente vorgesehen. So können Waren bis zu festgelegten Wertgrenzen zollfrei eingeführt werden

Verschaffen Sie sich mit Hilfe nachstehender Tabellen einen Überblick über die allmähliche Wiedereinführung der Zölle auf Elektrofahrzeuge und die geplanten Kontingente.

Zeitplan für die Wiedereinführung der Einfuhrzölle auf E-Autos (in Prozent)
ElektrofahrzeugJanuar 2024Juli 2024Juli 2025Juli 2026
Elektroautos10182535
Hybridautos12253035
Plug-in-Hybridautos12202835
elektrische Lkws*2035--
* die Wiederaufnahme des vollen II-Satzes ist schneller möglich, weil die inländische Produktion ausreichend ist. Quelle: "Carros elétricos que estourarem cotas de importação pagarão tarifas" (Nachrichtenagentur Agência Brasil, 01. Januar 2024)

Kontingente (in Millionen US-Dollar) (1 Euro = 1,09 US-Dollar - Juli 2024)
Elektrofahrzeugbis Juli 2024bis Juli 2025bis zum 30. Juni 2026
Elektroautos283 226141 
Hybridautos130* 97 43
Plug-in-Hybridautos22616975
elektrische Lkws20136
* bis Juni 2024Quelle: "Carros elétricos que estourarem cotas de importação pagarão tarifas" (Nachrichtenagentur Agência Brasil, 01. Januar 2024)

Vorrangige Programme 

Überdies senkt Mover die Einfuhrzölle auf den Import von nicht im Land hergestellten Autoteilen (Autopeças não produzidas). Dazu zählen Teile, Komponenten, Bau- und Unterbaugruppen, Fertig- und Halbfertigprodukte sowie Reifen. Voraussetzung ist, dass Importeure zwei Prozent der Gesamteinfuhrsumme in Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsprojekte im Rahmen der "Programas Prioritários“ investieren. 

Wie können sich Unternehmen für Mover qualifizieren?

Neben vollständiger Erfüllung steueranreizspezifischer Voraussetzungen müssen sich Unternehmen qualifizieren und ihre infrage kommenden Projekte vom MDIC genehmigen lassen. Die Qualifizierung richtet sich insbesondere an:

  • neue Produkte oder Modelle
  • Verlagerungsprojekte
  • Installierung von Recycling-Anlagen 
  • Anreize für den nationalen Energiemix
  • Aufwertung von Biokraftstoffen
  • neue Antriebs- und Elektrifizierungstechnologien 

Nach Angaben des MDIC gibt es aktuell 89 qualifizierte Unternehmen.

Weitere Informationen:

Mitteilung des MDIC vom 27. Juni 2024 mit Liste der qualifizierten Unternehmen.

Mitteilung der Agência Brasil vom 31. Dezember 2023.

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