Wirtschaftsumfeld | EAWU | Ausländische Direktinvestitionen
Ausländische Direktinvestitionen in der EAWU rückläufig
Während dem Pandemiejahr 2020 sind die ausländischen Direktinvestitionen in der EAWU eingebrochen. Viel Kapital wurde abgezogen. Manche Länder haben der Krise aber getrotzt.
27.12.2021
Von Viktor Ebel | Bonn
Im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 sind die ausländischen Direktinvestitionen in der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) im Jahr 2020 um 53 Prozent gesunken, von etwa 36,3 Milliarden US-Dollar (US$) auf 17 Milliarden US$. Von dem Rückgang blieben auch die unionsinternen Investitionsströme nicht verschont, die um 40 Prozent schrumpften. Kasachstan und Belarus hingegen konnten zulegen.
Land | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|---|
Armenien | 252,9 | 266,8 | 100,9 | 47,2 |
Belarus | 1 276,3 | 1 426,5 | 1 273,3 | 1 391,6 |
Kasachstan | 4 712,6 | 83,4 | 3 718,6 | 7 406,5 |
Kirgisistan | -107,2 | 144,2 | 341,4 | -580,5 |
Russland | 28 557,5 | 8 784,8 | 31 974,8 | 9 478,8 |
Die EAWU-Länder, allen voran Russland, sind die wichtigsten Investoren in Belarus. Ihr Anteil an den ausländischen Direktinvestitionen betrug in den Jahren 2018 bis 2020 konstant etwa 30 Prozent. Belarus profitiert von der Rückendeckung der EAWU und alles deutet darauf hin, dass Moskau das sanktionierte Land in Zukunft wirtschaftlich noch näher an sich binden wird.
Ähnlich sieht es in Armenien aus, wo der Anteil der unionsinternen Direktinvestitionen sogar etwas höher liegt. Das kleine Land im Südkaukasus hatte jedoch 2020 mit einer doppelten Krise zu kämpfen: Neben der Pandemie hat auch der militärische Konflikt mit dem Nachbarn Aserbaidschan für Unsicherheit und Kapitalabzug in den wichtigen Branchen Bergbau und Telekommunikation geführt.
Auch in Kirgisistan sind die ausländischen Direktinvestitionen massiv zurückgegangen, was auf die politischen Unruhen und den Streit mit den Betreibern von Kumtor, der größten Goldmine des Landes, zurückzuführen ist.
Kasachstan ist das einzige Land in der EAWU, dessen ausländische Direktinvestitionen im Krisenjahr 2020 deutlich zugelegt haben. Diese entfielen größtenteils auf Bergbau und Rohstoffförderung, das verarbeitende Gewerbe und die Finanz- und Versicherungsbranche.
In Russland sorgte neben dem Coronavirus sowie den darauffolgenden Einschränkungen auch die schlechter werdende Beziehung zur EU für Verunsicherung. Von deutscher Seite sei mehr Kapital abgezogen als investiert worden, sagt AHK-Chef Matthias Schepp. Die meisten ausländischen Investitionen flossen in den Abbau von Rohstoffen und den Groß- und Einzelhandel.