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Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Finanzierung

Bank für Wiederaufbau und Entwicklung will stärker wachsen

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung hat ambitionierte Ziele. Im Kontext multipler Krisen verfolgt die Bank ihre grüne Agenda und will expandieren.

Von Hélène Pestel | Bonn

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) fokussiert sich weiterhin auf den privaten Sektor und die grüne Transformation der Wirtschaft in ihren Zielregionen – Zentral- und Osteuropa, Zentralasien und im Mittelmeerraum. Dabei will die multilaterale Entwicklungsbank größer werden und ihre Rolle als internationaler Finanzierer auf drei Kontinenten stärken. Diese Kursrichtung bestätigten die versammelten Anteilseigner auf der EBRD-Jahrestagung Mitte Mai 2024 im armenischen Jerewan.

Investitionen bleiben auf hohem Niveau

Jedes Jahr bietet die Jahrestagung der Bank die Gelegenheit, Bilanz der letzten zwölf Monate zu ziehen: Im Jahr 2023 sagte die EBRD neue Investitionen in Höhe von 13,1 Milliarden Euro zu. Damit blieb sie auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Sie konnte ihre umfangreiche Unterstützung für die Ukraine aufrechterhalten, ohne dabei ihre Aktivitäten in anderen Zielregionen zu reduzieren.

Die EBRD hatte sich zum Ziel gesetzt, im Zeitraum von 2022 bis 2023 die Ukraine mit 3 Milliarden Euro zu unterstützen. Dieses Ziel hat die Bank sogar übertroffen: In den letzten zwei Jahren investierte sie 3,8 Milliarden Euro in ukrainische Projekte, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor. Die Schwerpunkte liegen auf Energiesicherheit, kritischer Infrastruktur, Ernährungssicherheit und der Resilienz des Privatsektors. Arvid Türkner, geschäftsführender Direktor der EBRD für die Ukraine, fasste den Ansatz auf einem Panel in Jerewan zusammen: "Wir sind überzeugt, dass die Unterstützung der Realwirtschaft jetzt der beste erste Schritt zum Wiederaufbau ist, denn je gesünder die Wirtschaft jetzt ist, desto geringer werden die Kosten für den Wiederaufbau später sein."

Neben ihrem Engagement in der Ukraine erreichte die EBRD 2023 ein weiteres Ziel. Zum dritten Mal in Folge flossen 50 Prozent ihres Jahresinvestitionsvolumens in die grüne Transformation der Wirtschaft. Dabei investierte die Bank 3,4 Milliarden Euro in Energieeffizienzprojekte und 1,6 Milliarden Euro in erneuerbare Energien. Die Bank setzt sich außerdem für den Schutz der Biodiversität ein und arbeitet mit Städten im Green Cities Programm zusammen, um eine grüne städtische Infrastruktur zu finanzieren. 

Insgesamt bewilligte die EBRD 464 neue Projekte im Jahr 2023.

Neue Strategie in Vorbereitung

Die Bank schaut auch nach vorne: Aktuell bereitet sie ihren nächsten Strategie- und Kapitalrahmen für den Zeitraum 2025 bis 2030 vor. Dieses Grundsatzdokument wird alle fünf Jahre erneuert und von den Anteilseignern angenommen. Es gibt Orientierung für die Geschäftstätigkeit der Bank.

Die neue EBRD-Strategie wird auf der nächsten Jahrestagung im Mai 2025 in London verabschiedet werden. Dabei zeichnet sich eine Kontinuität in den Themen und Prioritäten ab. Die Bank will die grüne Transformation der Wirtschaft in ihren Zielländern beschleunigen, Inklusion und Chancengleichheit weiterhin fördern und einen Fokus auf die wirtschaftliche Governance legen. Große Bedeutung haben auch die digitale Transformation und die Mobilisierung des privaten Sektors.

EBRD expandiert

Die weitere Expansion der Bank ist ebenfalls absehbar. Einerseits will die Bank ihr Unterstützungsniveau in der Ukraine dauerhaft aufrechterhalten. Solang der Krieg andauert, will sie weiterhin jährlich 1,5 Milliarden Euro investieren. Während der Wiederaufbauphase möchte sie diesen Betrag auf bis zu 3 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen. Andererseits möchte die Bank ihr Engagement in den anderen Zielregionen nicht reduzieren. Um ihre Investitionstätigkeiten dort nachhaltig auf dem aktuellen Niveau halten zu können, braucht die EBRD also mehr Kapital.

Aus diesem Grund hatten die Anteilseigner schon 2023 eine Aufstockung der Kapitalbasis der Bank um 4 Milliarden Euro auf 34 Milliarden Euro bewilligt. Dieser Schritt, der am 31. Dezember 2024 in Kraft treten soll, wird zu einem Wachstum der Bank führen.

Zusätzlich hat die EBRD ihr geografisches Mandat erweitert und plant, in neuen Zielländern aktiv zu werden. Dies betrifft den Irak und sechs Länder in Subsahara-Afrika – Benin, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Nigeria und Senegal. Die Entscheidung hierzu war ebenfalls im letzten Jahr getroffen worden und wird nun schrittweise umgesetzt. Die ersten Investitionen in den neuen Ländern werden im Jahr 2025 erwartet.

Die Expansionspläne der Bank bedeuten auch, dass die EBRD verstärkt private Mittel mobilisieren möchte und enger mit anderen multilateralen Entwicklungsbanken zusammenarbeiten wird, zum Beispiel im Rahmen von Kofinanzierungen.

EBRD-Präsidentin Odile Renaud-Basso wird die Agenda der Bank weiterhin voranbringen: Die Französin wurde in Jerewan für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.

Öffentliche Kunden der Bank bieten Aufträge

Auch wenn private Kunden den Großteil des Bankgeschäfts ausmachen – im Jahr 2023 betrug der Privatsektoranteil der Investitionen 80 Prozent –, legt die EBRD weiterhin viel Wert auf Vorhaben des öffentlichen Sektors. 

Für die Umsetzung von EBRD-finanzierten Projekten schreiben die öffentlichen Kunden der Bank Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen aus. Sie vergeben jährlich rund 300 Aufträge mit einem Gesamtvolumen von etwa 3 Milliarden Euro. Für Unternehmen lohnt es sich also, die EBRD-finanzierten Ausschreibungen im Blick zu behalten.

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

Bei der Umsetzung von geberfinanzierten Vorhaben schreiben die Staaten die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus.

GTAI informiert tagesaktuell mit Projektfrühinformationen und Hinweisen auf Ausschreibungen über die vielfältigen Geschäftschancen in der internationalen Zusammenarbeit. Die kostenfreie Datenbank ist nach Land, Branche und Geber filterbar.

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