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Internationale Geber nehmen Küstenschutz ins Visier
Der Klimawandel bedroht Küsten weltweit. Entwicklungsländer brauchen internationale Gelder, um dagegen vorzugehen. Welche Ansätze, Projekte und Chancen für deutsche Firmen gibt es?
12.12.2024
Von Hélène Pestel | Bonn
Erosion und Überschwemmungen: Dramatisch für die Küstenregionen, doch leider immer häufiger. Eine Mitschuld daran trägt mal wieder der Klimawandel. Der Meeresspiegel steigt und gefährdet Ökosysteme, wirtschaftliche Aktivitäten sowie die Sicherheit der Bevölkerung in Küstengebieten. Insbesondere Entwicklungs- und Schwellenländer sind dem Phänomen ausgesetzt und müssen sich anpassen.
Um die Länder bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, finanzieren internationale Geber weltweit Küstenschutzprojekte. Im Jahr 2023 sagten die multilateralen Entwicklungsbanken fast 2,3 Milliarden US-Dollar (US$) im Segment „Küsten- und Flussinfrastruktur“ für Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen zu. Das war ein erheblicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren: Von 2019 bis 2022 gaben sie hierfür im Durchschnitt knapp 390 Millionen US$ pro Jahr aus. Dies geht aus einem gemeinsamen Bericht von zehn der größten multilateralen Entwicklungsbanken hervor, die darin ihre Investitionen für den Klimaschutz für das Jahr 2023 aufschlüsseln.
Die Interventionen der Geber zielen darauf ab, einerseits die Erosion zu verlangsamen und andererseits küstennahe Ökosysteme zu erhalten. Da Küstenschutz auch mit wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Faktoren zusammenhängt, schnüren die Finanzierungsinstitutionen und Zielländer ganzheitliche Programme, die verschiedene Lösungen kombinieren.
Küsten vor Erosion schützen
Ein wichtiges Handlungsfeld ist der Schutz vor Küstenerosion. Geber finanzieren den Bau physischer Strukturen, die der Kraft der Wellen entgegenwirken und die Küstenlinie vor dem Eindringen des Meeres schützen. Das können Bauwerke wie Uferschutzmauern, Steinschüttungen oder Wellenbrecher sein. Die französische Entwicklungsagentur AFD (Agence Française de Développement) finanziert beispielweise den Bau von Unterwasserwellenbrechern und Buhnen als Teil eines breiteren Küstenschutzprojektes in Vietnam.
In einem gemeinsamen Webinar von Germany Trade & Invest (GTAI) und dem Verband Beratender Ingenieure (VBI) berichtete die Firma INROS Lackner von ihrem Küstenschutzvorhaben in Westafrika. Das Planungsunternehmen beaufsichtigte den Bau von Strukturen, die den Krafteintrag der Wellen auf die Küste in Benin und Togo mindern. Die Weltbank finanzierte das Projekt.
Hier können Sie sich die Aufzeichnung anschauen.
Ökosysteme an Küsten sind Teil der Lösung
Ein weiterer Schwerpunkt internationaler Geber im Bereich Küstenschutz liegt im Erhalt von Küstenökosystemen. Dabei setzen die Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit auf naturbasierte Lösungen: Ökosysteme und natürliche Prozesse werden genutzt und gestärkt, um die Küstengebiete zu schützen. Die Wiederherstellung von küstennahen Ökosystemen verhindert mit geringem technischen Aufwand die Erosion der Küstenlinie und Katastrophen wie Überschwemmungen.
Projekte, die auf Lösungen wie die Regeneration von Seegraswiesen, die Renaturierung von Mangrovenwäldern oder den Schutz von Korallenriffen setzen, haben zudem einen positiven Effekt auf die biologische Vielfalt. Auch Küstenbewohner, deren Lebensgrundlage auf den natürlichen Ressourcen der Küsten beruht, profitieren von wiederhergestellten Ökosystemen und sind weniger anfällig für die Folgen des Klimawandels. Da Küstenökosysteme wie Mangrovenwälder und Salzwiesen große Mengen an Kohlenstoff aufnehmen und speichern, kommen naturbasierte Lösungen in Küstengebieten außerdem dem Kampf gegen den Klimawandel zugute.
In den vergangenen Jahren haben naturbasierte Lösungen an Bedeutung für die internationalen Geber gewonnen. Denn Projekte, die auf solche Lösungen setzen, entsprechen den Anforderungen der internationalen Klima- und Biodiversitätsabkommen.
Integriertes Küstenmanagement bevorzugt
Die meisten geberfinanzierten Vorhaben kombinieren verschiedene Ansätze und fördern ein integriertes Küstenmanagement. Dabei berücksichtigen die Projektplaner nicht nur die technischen Aspekte des Küstenschutzes, sondern auch Umweltfaktoren sowie die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung.
Das Küstenschutz-Vorhaben der Asiatischen Entwicklungsbank ADB (Asian Development Bank) in Indien verbindet zum Beispiel technische Lösungen wie den Bau von Spundwänden mit der Restaurierung und Bepflanzung von Dünen, um die Ufer zu befestigen. Maßnahmen der Kapazitätsentwicklung sind ein weiterer Bestandteil des Projekts. Auch die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank IDB (Inter-American Development Bank) verfolgt einen ähnlichen Ansatz in ihrem Küstenmanagement-Projekt auf Barbados.
Informationen über Projekte und Ausschreibungen
Bei der Umsetzung von geberfinanzierten Vorhaben schreiben die Staaten die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus.
GTAI informiert tagesaktuell mit Projektfrühinformationen und Hinweisen auf Ausschreibungen über die vielfältigen Geschäftschancen in der internationalen Zusammenarbeit. Die kostenfreie Datenbank ist nach Land, Branche und Geber filterbar.
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