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Branchen | Frankreich | Medizinische Labortechnik, -bedarf

Frankreich bleibt wichtiger Markt für deutsche Labortechnik

Eine starke Forschungsinfrastruktur und ein gut ausgebauter medizinischer Sektor treiben die Nachfrage nach Labortechnik an. Aber der Modernisierungs- und Kostendruck steigt.  

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Frankreich ist für Deutschland einer der wichtigsten Absatzmärkte für Labortechnologie. Jährlich verkaufen deutsche Hersteller hier Labortechnik im Wert von gut 1,5 Milliarden Euro. Dies dürfte auch in Zukunft so bleiben. Denn im Bereich der Bioanalyse erwartet der Marktanalyst Xerfi bis 2026 ein jährliches Wachstum von mehr als 1,5 Prozent. Roland Berger geht davon aus, dass das Auftragsvolumen im Bereich In-Vitro-Diagnostik und medizinische Laborleistungen 2025 um 7,5 Prozent steigen wird. 

Die staatliche Forschungsinfrastruktur auf internationalem Höchstniveau und das aktive unternehmerische Forschungs- und Entwicklungsumfeld sind fortlaufend auf modernste Labortechnologien angewiesen. Im Alltag der medizinischen Labore und Forschungseinrichtungen hingegen gewinnen beispielsweise Analysemethoden aus dem Bereich der Molekularbiologie oder Technologien wie Next Generation Sequencing stetig an Gewicht.

Aber öffentliche und private Forschungs- und Analyseeinrichtungen stehen unter massivem Kostendruck. Labore müssen ihre Kosteneffizienz und Produktivität steigern. Dabei setzen die, die es sich leisten können, auf Digitalisierung und Robotik. Gerade im Bereich der industriellen, pharmazeutischen und universitären Forschung führt an Anwendungen künstlicher Intelligenz kein Weg mehr vorbei, um Forschungszeiten zu verkürzen und Kosten einzusparen.

Französische Forschung braucht moderne Labore

Forschung und Entwicklung werden in Frankreich groß geschrieben. Bei den Forschungsausgaben liegt Frankreich weltweit auf Rang 6. In Europa gibt nur Deutschland noch mehr Geld dafür aus. 

Ein wichtiger Kunde von hochmoderner Analyseausstattung ist der starke staatliche Forschungs- und Entwicklungssektor, der durch eine gut ausgebaute universitäre Infrastruktur geprägt ist. Rund 3.000 universitäre Forschungslabore sind landesweit in Betrieb. Allein der Pariser Großraum beherbergt im Rahmen des Bündnisses Paris Tech, eines Zusammenschlusses von sieben Eliteuniversitäten in Kooperation mit Forschungseinrichtungen von Weltrang, 74 Labore.  

Frankreich ist zudem wichtiger Forschungs- und Entwicklungsstandort für international aufgestellte Unternehmen, insbesondere im Bereich Pharma. Mit Sanofi beherbergt Frankreich einen der weltweit größten Pharmakonzerne. Aber auch Giganten der Branche wie Pfizer, Astra Zeneca oder GSK sind im Land aktiv und weiten ihre Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten hier aus. Der Bereich grüner Technologien wie Wasserstoff und Batterien expandiert und investiert in Produktionsanlagen und angeschlossene Laboreinrichtungen.

Ausgewählte Großprojekte
Projektbezeichnung

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Projektstand

Investoren

Aufbau einer Raffinerie zur Herstellung von Lithium in Batteriequalität (Le Havre, Seine-Maritime)

1.200

Projektankündigung November 2023, Inbetriebnahme geplant 2028

Livista (Luxemburg)

Ausbau einer Produktion monoklonaler Antikörper (Vitry, Val-de-Marne)

1.000

Projektankündigung Mai 2024 

Sanofi (Frankreich)

Produktion von E-Methanol (Origny-Sainte-Benoite, Aisne) 

850

Projektankündigung Oktober 2024, Inbetriebnahme geplant 2029

Verso Energy /Tereos (Frankreich)

Investition in  Forschung und Entwicklung in Bereichen wie Onkologie und Hämatologie der pharmazeutischen Produktion (landesweit)

500

Ankündigung Mai 2024, Umsetzung laufend bis 2029

Pfizer (USA)

Aufbau einer Produktion von Nuklearmedizin (Bessines-sur-Gartempe, Haute-Vienne)

250

Baubeginn  November 2024, Inbetriebnahme 2027

Orano (Frankreich)

Ausbau einer Produktion pharmazeutischer Wirkstoffe; Ausbau Qualitätskontrolle und Forschung und Entwicklung (Avrillé, Maine-et-Loire)

86

Projektankündigung Mai 2024, Inbetriebnahme geplant 2028

Zach System (Italien)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024; Unternehmensangaben

Der französische Staat fördert Forschung und Entwicklung im Rahmen seines Innovationsprogramms France 2030 und mit großzügigen Steuer- und Abgabenerleichterungen wie der Steuergutschrift für Forschung und Entwicklung. Frankreich aber ist stark verschuldet. Die neue Regierung muss sparen. Das aktuell diskutierte Budget für das Jahr 2025 sieht daher auch bei der Forschungs- und Innovationsförderung Einschnitte vor. 

Bioanalytische Labore profitieren von zunehmenden Analysepflichten

Einer der Sektoren, der derzeit am stärksten von den Entwicklungen profitiert, ist der der Bioanalytik. Er erreichte 2023 ein Marktvolumen von 1,5 Milliarden Euro. Zwar erzielte der Sektor damit nur eine recht geringe Steigerung von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr - für die kommenden Jahre erwartet das Marktanalyseinstitut Xerfi allerdings ein deutliches Anziehen der Nachfrage nach bioanalytischen Laborleistungen.

Vor allem die Chemie-, Kosmetik-  und Nahrungsmittelindustrie dürften den Bedarf an bioanalytischen Laborleistungen antreiben. Denn sie sehen sich mit immer mehr gesetzlich vorgeschriebenen Analyse- und Berichtspflichten konfrontiert. So intensiviert die am 1.1.2024 in Kraft getretene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) die Anreize für die Erstellung von Umweltanalysen. Ab 2026 werden zusätzliche Analysenpflichten in Bezug auf Luftreinhaltung und Ewigkeitschemikalien in Kraft treten. Auch die nunmehr mögliche Wiederverwendung von Gebrauchtwasser erhöht Überwachungs- und Analysepflichten in der Industrie.

Mehrarbeit für medizinische Labore

Der französische Sektor der medizinischen Laboratorien ist gut ausgebaut und die umsatzstärkste Zielgruppe für Labortechnologie. Rund 3.800 Labore sind landesweit im Einsatz und erzielten im - noch von Coronatests geprägtem Jahr 2022 -  Umsätze in Höhe von gut 6 Milliarden Euro. Für die kommenden Jahre erwarten Akteure des Gesundheitswesens auch unabhängig von einer Pandemie einen steigenden Bedarf an medizinischen Laborleistungen. Eine alternde Bevölkerung und die stärkere Förderung von Vorsorgeuntersuchungen schieben die Nachfrage beständig an. 

Allerdings arbeitet die staatliche Krankenkasse im Defizit. Um zu sparen, hat sie für das Jahr 2025 angekündigt, die Erstattung von Laborleistungen zu kürzen. Insgesamt sind die Umsätze medizinischer Laboreinrichtungen bereits seit 2022 stark rückläufig, eine Folge der Eindämmung der Coronapandemie.

Im Angesicht dieser Herausforderungen geht das Beratungsunternehmen Roland Berger davon aus, dass sich der Sektor weiter konsolidieren wird. Bereits heute ist der Bereich der privaten In-Vitro-Diagnostik extrem konzentriert. Die sechs größten in Frankreich aktiven Unternehmensgruppen (Biogroup-LCD, Cerba, Inovie, Synlab, Unilabs und Eurofins) machen laut Angaben der staatlichen Krankenversicherung Ameli über 60 Prozent des privaten Angebots aus. 

Deutschland ist der wichtigste Lieferant von Labortechnik

Frankreich verfügt mit Unternehmen wie Biomérieux und Air Liquide sowie einer Vielzahl an kleineren und mittleren Unternehmen über eine eigene, wenn auch insgesamt kleine Industrie für Labortechnologie. 

Deutsche mittelständische Branchenunternehmen, aber auch internationale Größen wie Sartorius oder Schott sind im Land stark vertreten und teils mit eigenen Produktionen vor Ort. Bei Zulieferungen von Labortechnologie aus dem Ausland sind deutsche Anbieter führend.  

 

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkung
Germany Trade and InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK FrankreichAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
Assurance Maladie (Ameli)Staatliche Krankenversicherung
Comité Interprofessionnel des Fournisseurs du Laboratoires (CIFL)Berufsverband der Anbieter von Laborprodukten, -dienstleistungen und -instrumenten
Syndicat de l'Industie du Diagnostic In Vitro (SIDIV) Verband der In-vitro-Diagnostik-Industrie
Forum Labo ParisFachmesse für Labortechnik aus den Bereichen Forschung, Produktion und Kontrolle; jährliche Fachmesse im Wechsel in Paris und Lyon; nächster Termin: 25. bis 27. März 2025 in Paris

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