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Der Bedarf an Labortechnik steigt
Labortechnik kommt in Indonesien in vielen Branchen zum Einsatz. Die Regierung will Lieferanten allerdings mit Vertriebsbeschränkungen zur Produktion im Land zwingen.
01.08.2023
Von Frank Malerius | Jakarta
Indonesien importierte im Jahr 2021 Labortechnik im Wert von fast 2 Milliarden US-Dollar (US$). Im regionalen Vergleich, gemessen an der Wirtschaftskraft und der Bevölkerungsgröße, ist das zwar wenig. Ein großer Teil des Betrags ging in den Jahren 2020 und 2021 zudem auf Reagenzien zurück, die zur Diagnose von Covid-19 benötigt werden. Langfristig stehen die Zeichen aber auf Wachstum, denn alle Abnehmerbranchen von Labortechnik sind im Aufschwung.
Indonesiens Gesundheitsmarkt wächst
Das gilt insbesondere für den Gesundheitsmarkt: Im Jahr 2014 hat Indonesien eine allgemeine Krankenversicherung eingeführt, die einen Anspruch ärmerer Bevölkerungsschichten auf Gesundheitsleistungen definiert. Die allgemeine Krankenversicherung beinhaltet Standard-Blutuntersuchungen wie Hämoglobin-, Thrombose- oder Blutzuckertests sowie einfache Stuhl- und Urinuntersuchungen. Auch speziellere Tests werden von der Krankenversicherung getragen, wenn ein Arzt diese verordnet. Immer mehr Menschen können sich zudem eine private Behandlungen leisten.
Bekämpfung von Infektionskrankheiten
Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose, Hepatitis oder HIV gehören zu den größten Gesundheitsproblemen in Indonesien. In ihre Bekämpfung fließen unter anderem Mittel internationaler Organisationen und Stiftungen, auch in die bessere Ausstattung von Laboren. Marktteilnehmer erwarten Investitionen in entsprechende PCR-Testgeräte und die dazugehörigen Reagenzien. PCR-Tests werden auch zum Aufspüren von Schweinefleisch in Fleischproben verwendet. Die Nachfrage danach dürfte durch das Halal-Gesetz steigen, das derzeit implementiert wird.
Ein weiteres Wachstumsfeld sind Untersuchungen rund um Wohlstandskrankheiten. Die größte Herausforderung ist Diabetes. Bereits 14 Millionen Indonesier, 5 Prozent der Bevölkerung, sollen unter dieser Krankheit leiden.
Steigende Nachfrage bei kommunalen Gesundheitszentren
Von den fast 3.000 Krankenhäusern in Indonesien haben etliche eigene Labore. Meistens gehören diese dem Krankenhaus oder der Krankenhauskette selbst, in anderen Fällen sind sie Dienstleister von Laborkonzernen. Dabei gilt Prodia mit insgesamt rund 150 eigenen medizinischen Laboren in allen 34 Provinzen als das größte Laborunternehmen des Landes. In ganz Indonesien gibt es 1.300 medizinische Labore.
Das Rückgrat des indonesischen Gesundheitssystems sind aber die 10.000 über den Archipel verstreuten kommunalen Gesundheitszentren, genannt Puskesmas. Sie bieten ärmeren Bevölkerungsschichten eine Grundversorgung und bekommen mit zunehmendem Wohlstandsniveau eine bessere Ausstattung. Auf dem Land beinhalten sie manchmal nur eine Krankenschwester mit einer medizinischen Grundausstattung. In Großstädten wie Jakarta arbeiten in den Puskesmas mehrere Ärzte mit Elektrodiagnosegeräten und eigener Labortechnik. Alle Puskesmas haben aber Zugang zu einem Labor, in das Proben verschickt werden können.
Rohstoffsektor und Forschung treiben Nachfrage nach Labortechnik an
Labortechnik wird auch in anderen Branchen benötigt, wie beispielsweise in der Öl- und Gasindustrie. Eigentlich sinken die Fördermengen seit Jahren, doch nun wird wieder mehr in die eigene Förderung investiert. Denn die Importabhängigkeit bei Benzin und Diesel und deren Subventionierung für den Endverbraucher belastet die Staatsfinanzen. Auch im Bergbau ist die Nachfrage groß: Im boomenden Kohleabbau wird Labortechnik etwa dazu benötigt, um den Feuchtigkeitsgehalt des Brennstoffs zu bestimmen. Eine neue Wachstumsbranche ist der Nickelbergbau. Hier muss unter anderem der Nickelanteil im Erz mit Labortechnik bestimmt werden.
Indonesien benötigt Labortechnik auch in der naturwissenschaftlichen Forschung. Bisher gibt der Archipel gerade einmal 0,2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Forschung & Entwicklung aus. Dieses Defizit ist erkannt: Staatliche Forschungseinrichtungen wurden unter der neuen Behörde Badan Riset dan Inovasi Nasional (BRIN) zentralisiert und deren Aktivitäten werden ausgebaut.
Wer verkaufen will, soll vor Ort produzieren
Trotz des wachsenden Bedarfs an Labortechnik ist der indonesische Markt für ausländische Lieferanten zuletzt deutlich schwieriger geworden. Das große Thema ist Local-Content: Die Regierung ist fest entschlossen, Importe zu beschränken, um Hersteller zu einer Produktion vor Ort zu zwingen und damit Wertschöpfung im Land zu halten. Diese Politik ist vor allem auf medizintechnische Geräte gerichtet, betrifft aber auch Labortechnik. Importprodukte, die auch in Indonesien hergestellt werden, wurden von der öffentlichen Beschaffung ausgeschlossen. In dem zu erheblichen Teilen staatlich gelenkten Gesundheitswesen bleiben Anbietern damit nur noch private Abnehmer. Wer einen Zugang zum gesamten Markt haben will, muss einen möglichst hohen Local-Content-Anteil seiner Geräte vorweisen können. Die Regeln dafür sind nicht immer transparent. Schon für einen ausländischen Geschäftsführer in Indonesien kann es Minuspunkte geben.
Allerdings können viele Produkte - oder auch nur Teile davon - im Land nur in minderwertiger Qualität hergestellt werden. Denn die technischen Fähigkeiten indonesischer Unternehmen sind gering, gut ausgebildetes Personal ist rar. Marktteilnehmer berichten, dass einige staatliche Krankenhäuser und Labore die mangelhaften heimischen Geräte ablehnen. Dennoch hat die Regierung auf vielen Veranstaltungen klar gemacht: Die Local-Content-Politik wird nicht zurückgenommen.
Marktbeobachter erwarten, dass vor allem chinesische Unternehmen das Wagnis einer lokalen Produktion eingehen werden. Für große westliche Anbieter ist der Markt im internationalen Vergleich noch zu klein. Zudem ist die Rechtssicherheit gering. Verordnungen können sich jederzeit ändern, manchmal gelten neue Regeln auch rückwirkend. Ein großer deutscher Medizintechnikhersteller hat sein Engagement deshalb bereits zurückgefahren.
Unternehmen | Anmerkungen |
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Größter Anbieter von Laboruntersuchungen, in allen 34 Provinzen vertreten | |
Teil der staatlichen Biofarma Group, hat einen Covid-19-Impfstoff entwickelt | |
Schwerpunkt Java, Zweigstellen in Kalimantan und Papua | |
Schwerpunkt Großraum Jakarta | |
Schwerpunkt Großraum Jakarta | |
In allen größeren Städten vertreten |