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Georgiens Transport- und Logistiksektor brummt
Georgien profitiert vom Transit auf der Logistikroute Europa-Asien via Kaukasus. Wachsende Transportströme und Investitionen eröffnen viele Geschäftschancen. (Stand: 10.02.2025)
Von Uwe Strohbach | Tiflis
Der Transport- und Logistiksektor zählt zu den perspektivreichsten Wirtschaftssektoren in dem kleinen Südkaukasusland Georgien. Vor allem die Hafenwirtschaft winkt mit investitionsträchtigen Projekten. Investoren, darunter aus Kasachstan und Usbekistan, planen neue Umschlag- und Logistikkapazitäten in georgischen Seehäfen.
Georgischer Markt immer interessanter für ausländische Unternehmen
Immer mehr ausländische Unternehmen entdecken Georgiens Geschäftspotenzial und eröffnen neue Niederlassungen. Bereits ansässige Branchenplayer setzen auf Expansion. Auch das deutsche Unternehmen Schmitz Cargobull, Hersteller von Trailern, Sattelaufliegern und Motorwagenaufbauten, eröffnete im Oktober 2023 eine georgische Tochter. Der Geschäftsbereich der Schmitz Cargobull Georgia mit Sitz in Gardabani nahe der Hauptstadt Tiflis erstreckt sich über den gesamten Südkaukasus. Die meisten der im bisherigen Jahresverlauf 2023 verkauften 130 Fahrzeugeinheiten fanden georgische Abnehmer, so der Vertriebsmanager Dimitri Kajaia.
Verkehrsträger | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
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Straße | 10,7 | 11,0 | 12,3 | 13,9 |
Eisenbahn | 9,1 | 9,2 | 10,3 | 12,9 |
Seehäfen Poti und Batumi | 11,9 | 10,9 | 11,0 | 12,4 |
Der litauische Transportgigant Girteka Logistics, einer der größten europäischen Spediteure, nahm Mitte 2022 in Tiflis ein weiteres Global-Business-Services-Zentrum in Betrieb. Girteka Logistics will bis 2024 seine Dienstleistungspalette in Georgien deutlich ausweiten und plant weitere Investitionen.
Der georgische Logistiker Information and Communication Systems errichtet in Tiflis bis Mitte 2024 ein Logistikzentrum auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern. Das Unternehmen ist Lizenznehmer des US-amerikanischen Kurier- und Logistikunternehmens FedEx Corporation.
Auch die österreichischen Gebrüder Weiss setzen auf den georgischen Markt und planen, weitere Gelder in ihre lokale Infrastruktur zu stecken. Bisher haben sie etwa 16 Millionen Euro in ein Transport- und Logistikzentrum nahe des internationalen Flughafens in Tiflis investiert.
Neuer Tiefseehafen Anaklia bleibt Leuchtturmprojekt
Die Hafenwirtschaft gilt in Georgien als Schlüsselelement für den Ausbau des Transport- und Logistikgeschäfts. Top-Vorhaben ist der Bau eines Tiefseehafens in Anaklia. Der am Schwarzen Meer gelegene Ort verfügt über einen natürlichen Tiefgang von 18 bis 20 Metern und bietet somit optimale Voraussetzungen.
Der einstige Flottenstützpunkt der sowjetischen Marine sollte bereits in mehreren Anläufen zu einem Hafen entwickelt werden. Sie liefen jedoch zunächst ins Leere. Im Jahr 2022 fiel der Startschuss für einen hoffnungsvollen Neubeginn. Im Rahmen von insgesamt neun Ausbauphasen soll Anaklia für den Güterumschlag von bis zu 100 Millionen Tonnen pro Jahr ertüchtigt werden.
Nach vorbereitenden Studien und Ausschreibungen erhielt ein chinesisch-singapurisches Konsortium Ende Mai 2024 den Zuschlag für die das Anaklia-Projekt. Das Unternehmen übernahm 49 Prozent der Anteile; 51 Prozent hält der georgische Staat. Die Pläne für eine schrittweise Entwicklung sehen zunächst ein Aufkommen von 7,8 Millionen Tonnen Fracht (600.000 TEU) vor. Die Kosten für die erste Projektphase werden auf vorläufige 590 Millionen US-Dollar (US$) geschätzt. Für die zweite und dritte Phase werden 14 Millionen und 21 Millionen Tonnen angepeilt. Die Phasen zwei bis neun werden nur umgesetzt, wenn die Kapazität in der jeweils vorausgehenden Phase zu mindestens 80 Prozent ausgelastet ist.
Seehafen Poti will Containerumschlagkapazität verdoppeln
Georgiens aktuell bedeutendster Seehafen in Poti mit insgesamt 15 Liegeplätzen befindet sich seit 2011 mehrheitlich im Besitz der Gesellschaft APM Terminals Poti (Teil der dänischen A.P. Møller-Mærsk Group). Sie investierte bisher 130 Millionen US$ in die Sanierung, Modernisierung und den Ausbau der Hafeninfrastruktur.
Auf der aktuellen Projektliste im Zeitraum 2024 bis 2026 stehen ein Wellenbrecher von 1.800 Metern und ein 400 Meter langer Mehrzweckkai mit einer Tiefe von 13,5 Metern sowie technische Anlagen für den Frachtumschlag (einschließlich Containerumschlag) und die Lagerung. In einer weiteren Projektphase sollen vor allem die Kapazitäten für den Containerumschlag kräftig auf jährlich bis zu 1 Million TEU ausgebaut werden.
| 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
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Frachtumschlag, insgesamt (in Mio. t) | 11,9 | 10,9 | 11,0 | 12,4 |
Containerumschlag, insgesamt (in 1.000 TEU) | 647,8 | 490,4 | 401,3 | 477,1 2) |
Seehafen Batumi |
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Frachtumschlag (in Mio. t) | 8,6 | 7,4 | 7,1 | 7,7 |
Containerumschlag (in 1.000 TEU) | 531,7 | 387,4 | 302,1 | 357,6 |
Seehafen Poti |
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Frachtumschlag (in Mio. t) | 3,3 | 3,5 | 3,9 | 4,7 |
Containerumschlag (in 1.000 TEU) | 116,1 | 103,0 | 99,2 | 119,5 |
Kasachstan nimmt Kurs auf eigenen Containerterminal in Poti
Mitte August 2023 startete die private kasachische PTC Holding den Bau eines Containerterminals im Hafen Poti. Der Investor will hier mittels seiner Tochtergesellschaft Poti Transterminal JSC ab Mitte 2024 einen eigenen Terminal mit einer jährlichen Umschlagkapazität von 80.000 TEU betreiben. Später sollen an dem Standort jährlich bis zu 450.000 TEU Container umgeschlagen werden.
Auch Usbekistan zeigt Interesse, einen Terminal in den georgischen Häfen zu errichten oder anzumieten. Die Häfen des Schwarzmeerlandes werden für den internationalen Transport von Gütern aus zentralasiatischen Ländern immer wichtiger.
Eine "Nationale Strategie für den Transport- und Logistiksektor im Zeitraum 2023 bis 2030“ und ein Aktionsplan für 2023 und 2024 sollen es Georgien ermöglichen, sich als regionaler Transport- und Logistikhub weiter zu positionieren. Zugleich wird die Branche weiter in das Transportsystem der EU integriert.
Die beiden Dokumente fokussieren:
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