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Wirtschaftsumfeld | Griechenland | Zahlungsverhalten und Kreditsicherung

Bonität

Krisenbedingt steht die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen unter Druck. Verlängerte Zahlungsziele, Bonitätsauskünfte und Kreditsicherungen stehen auf der Agenda. 

Von Michaela Balis | Athen

Zahlungsmoral und Bonitätsprüfung

Der Ukrainekrieg kombiniert mit der Energiekrise und der steigenden Inflation macht der griechischen Wirtschaft zu schaffen. Trotz der widrigen Umstände soll die griechische Wirtschaft im Jahr 2022 im besten Fall um real rund 4 Prozent wachsen, berichtet die griechische Zentralbank. Die Coronakrise, die fast nahtlos auf die zehnjährige griechische Wirtschafts- und Finanzkrise folgte, schien Ende 2021 überwunden. Das griechische Bruttoinlandsprodukt legte im Gesamtjahr 2021 um real über 8 Prozent zu. Die Bankeinlagen von Unternehmen und Haushalten lagen im Jahr 2021 rund 13,5 Prozent über dem Vorjahr. Diese Beträge sollten in den Konsum fließen und die Wirtschaft ankurbeln.

Ab dem Herbst 2021 sorgten die steigenden Energie- und Rohstoffpreise für Unruhe, aber es bestand Hoffnung, dass die Situation nicht anhält. Mit dem Ausbruch des Ukrainekriegs zerplatzte der Glaube an eine starke Erholung der Wirtschaft. Die Liquidität der Unternehmen fließt in den Energiebedarf und in die Beschaffung teurer Rohstoffe und Vorprodukte.

Längere Zahlungsziele sind notwendig

In einer Umfrage des Griechischen Industrieverbands SBE vom Februar 2022, ging eines von fünf Unternehmen für das gesamte Jahr von einem Umsatzeinbruch von bis zu 20 Prozent aus. Etwa 63 Prozent der griechischen Unternehmen befürchten Probleme durch brüchige Lieferketten, informiert der CEO-Index der ACEO (Association of Chief Executive Officers) von 2021.

Rund 60 Prozent der Unternehmen gaben an, dass sie ihre eigenen Zahlungsziele gegenüber Lieferanten aufgrund der Coronakrise verlängert haben. Darüber informiert der „European Payment Report“ für 2021 des Kreditmanagement- und Inkassodienstleisters Intrum. Sie bezahlen sogar später als sie es ihren Kunden genehmigen würden, meldete knapp ein Drittel der Unternehmen. Die Hälfte der Befragten trifft Maßnahmen, um ihren Verpflichtungen so rechtzeitig wie möglich nachzukommen.

Das durchschnittliche Zahlungsziel liegt für Geschäftskunden bei 44 Tagen, berichtet Intrum. Wenn der öffentliche Sektor involviert ist, steigt die Frist auf 55 Tage. Die tatsächliche Bezahlung kann bei Transaktionen im Bereich Business-to-Business nach bis zu 57 Tagen stattfinden, staatlicherseits nach rund 67 Tagen.

Bei der Festlegung von Zahlungsfristen ist die Bonität der Kunden für die Unternehmen ausschlaggebend sowie die Dauer der Zusammenarbeit und die Höhe der Transaktionen.

Insolvenzen steigen leicht an

Die Anzahl insolventer Unternehmen sowie der Insolvenzanträge ist im Jahr 2021 etwas angestiegen, meldet die griechische Zentralbank. Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen der Coronapandemie haben zahlreiche weitere griechische Unternehmen vor einer Insolvenz und der Schließung bewahrt. Insgesamt meldeten im Jahr 2021 etwa 214 Unternehmen, gegenüber 198 Betrieben im Jahr zuvor, Insolvenz an.

Gemäß dem nationalen Unternehmensregister GEMI meldeten sich im Jahr 2020 insgesamt 40.852 neue Unternehmen an und etwa 11.552 haben den Betrieb, auch ohne Insolvenz anzumelden, aufgegeben.

Griechische Unternehmen informieren über Bonität

Die Marktforschungsgesellschaften ICAP CRIF und Infobank Hellastat sowie die Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer (AHK Griechenland) erteilen Informationen über die Existenz eines Unternehmens. GEMI informiert über Unternehmen, beispielsweise durch Eingabe der Steuernummer.

Griechische Banken nutzen die Datenbank der Wirtschaftsauskunftei Tiresias. Bonitätsauskünfte können auch über die internationale Auskunftei Euler Hermes, die Marktforschungsgesellschaften ICAP CRIF und Infobank Hellastat sowie bei der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer eingeholt werden.


Große lokale und internationale Auskunfteien

Absicherung von Zahlungsausfällen

Der Kreditversicherer Allianz Trade (ehemals Euler Hermes) schätzt das Risiko von Zahlungsausfällen in Griechenland als mittelhoch ein. Das politische sowie unternehmerische Risiko werden als gering beurteilt. Riskanter wird es, wenn die allgemeine Wirtschaftslage einbezogen wird. Die Eintreibung von Schulden sieht der Kreditversicherer als sehr kompliziert an.

Um sich gegen Zahlungsausfälle abzusichern, bestehen etwa 40 Prozent der Unternehmen auf eine Vorauszahlung, informiert der „European Payment Report“ für 2021 des Kreditmanagement- und Inkassodienstleisters Intrum. Rund ein Drittel prüft die Bonität des Handelspartners. Fast ein Fünftel der Unternehmen sichert sich gegen Verluste aus unbezahlten Rechnungen mit einer Kreditversicherung ab. Bankgarantien nutzen 10 Prozent der Unternehmen.

Wenn Kunden nicht rechtzeitig bezahlen, ist auch die Liquidität eines Unternehmens in Gefahr. Um dem entgegenzuwirken, begleichen die betroffenen Unternehmen ihre Rechnungen wiederum auch in Verzug oder kommen beispielsweise Gehaltsauszahlungen verzögert nach, informiert das Atradius Payment Practices Barometer (November 2021). Außerdem werden Produkte erst nach Zahlungseingang geliefert. Die griechischen Unternehmen investieren viel Geld und Zeit, um überfällige Rechnungen einzutreiben und führen strengere interne Verfahren für die Kreditkontrolle der Kunden ein.

Informationen zu vertraglichen Sicherungsmitteln bietet Germany Trade and Invest in der kostenfreien Broschüre Recht kompakt - Griechenland.

Bei Zahlungsausfällen und Inkassofällen können sich die Unternehmen an die Rechtsabteilung der AHK Griechenland wenden. Auch Rechtsanwälte vor Ort können helfen. Darüber hinaus stehen die Unternehmen ICAP CRIF, Atradius, Euler Hermes und die Mitglieder des Branchenverbandes Hellenic Association of Debt Management Companies zur Verfügung.

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