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Wirtschaftsumfeld | Griechenland | Arbeitskräfte

Fachkräfte

Griechische Arbeitskräfte weisen ein hohes Bildungsniveau auf. Trotzdem sind insbesondere junge Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Fachkräfte kehren zurück ins Land.

Von Michaela Balis | Athen

Eine Umfrage des griechischen Dokumentationszentrums EKT und des griechischen Exportverbandes SEVE zur Ermittlung des Personalbedarfs von Unternehmen vom September 2024 stellt heraus, dass Arbeitgeber am häufigsten nach Wirtschaftswissenschaftlern, Ingenieuren oder Absolventen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) suchen. Diese Felder machen nämlich fast die Hälfte aller Suchanfragen aus. Rund ein Drittel entfällt auf ungelernte Fachkräfte. 

Vergleicht man die gewünschten Studiengänge mit den tatsächlich gewählten, dann kommt es gerade bei IKT-Absolventen zu einem Engpass. Denn wie eine Befragung aus dem Jahr 2022 zeigt, entschieden sich hier nur knapp 4 Prozent für diesen Studiengang. Von den insgesamt rund 870.000 Studierenden im Jahr 2022, favorisierte nämlich rund ein Fünftel die Studiengänge "Ingenieurwesen" sowie "Wirtschaft und Recht". Nur etwa 9 Prozent wählten ein Studium der "Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik." 

Hohes Bildungsniveau, aber wenig Praxis

Knapp ein Viertel der erwerbsfähigen Bevölkerung im Jahr 2023 hat einen Universitätsabschluss. Häufig reicht dieser auch über den Bachelortitel hinaus. Etwa ein Viertel der Hochschulabsolventen beherrschen in der Regel zwei Fremdsprachen, berichtet Eurostat. Davon geben etwa 40 Prozent an, die erste Fremdsprache sehr gut zu beherrschen. An erster Stelle steht Englisch, gefolgt von Deutsch oder Französisch. Duale Berufsausbildungsprogramme haben sich bisher nicht durchgesetzt. 

Griechische Regierung lockt Rückkehrer mit Anreizen

Der griechische Staat bietet Heimkehrern großzügige Steuererleichterungen wie beispielsweise die Halbierung der Einkommensteuer für die ersten sieben Jahre nach der Rückkehr nach Griechenland. Etwa 80 Prozent von rund 600 befragten Rückkehrer gaben in einer weiteren EKT-Umfrage an, dass dies kein ausschlaggebendes Kriterium bei ihrer Entscheidung gewesen sei. Die meisten von ihnen sind Hochschulabsolventen. Die gut ausgebildeten Arbeitskräfte suchten nach ihrer Rückkehr Arbeit im Baugewerbe, im Bildungswesen, in der IKT-Branche oder im Beratungswesen. 

Während der griechischen Wirtschaftskrise in den Jahren 2009 bis 2018 verließen rund 500.000 Fachkräfte das Land, um im Ausland zu arbeiten. Die Arbeitsuchenden waren bevorzugt nach Deutschland, in das Vereinigte Königreich und die Niederlande ausgewandert. Obwohl sich die Situation seit 2019 verbessert hat, wandern immer noch viele Griechen aus. Der Grund dafür ist das Gehalt: Beispielsweise verdient ein Berater für die gleiche Tätigkeit in der deutschen Tochtergesellschaft dreimal so viel als am griechischen Standort. 

Während der Coronakrise verließen außerdem viele ungelernte Arbeitskräfte, vor allem aus Nicht-EU-Ländern, Griechenland. Diese waren zuvor in der Landwirtschaft und im Baugewerbe beschäftigt. Die griechische Regierung bemüht sich, Arbeitskräfte durch Verträge mit Drittstaaten ins Land zu holen.

Jugendarbeitslosigkeit bleibt hoch

In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 lag die Arbeitslosenquote durchschnittlich bei 10,4 Prozent. In der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre war rund ein Fünftel der Erwerbsbevölkerung arbeitslos. Das ist allerdings schon ein großer Fortschritt, denn während der griechischen Wirtschaftskrise lag dieser Anteil bei fast 30 Prozent. 

Auch Teilzeitverträge und Befristungen sind bei Berufseinsteigern deutlich häufiger. Die Teilzeitarbeit liegt bei der Altersgruppe der 20 bis 24-Jährigen bei rund 17 Prozent. Der Anteil der befristeten Verträge liegt bei rund 22 Prozent. Der Berufseinstieg ist schwierig, da die Unternehmen in der Regel Berufserfahrung voraussetzen. Praktika bieten hier eine, wenn auch nur begrenzte, Lösung, da dieses Modell erst in den letzten Jahren eingeführt wurde.  

Griechenland im weltweiten Vergleich

Folgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können.

 

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