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Wirtschaftsumfeld | Griechenland | Vertrieb

Groß- und Einzelhandel

Der griechische Einzelhandel hofft auf höhere Umsätze. Die Branche muss digitaler und flexibler werden. 

Von Michaela Balis | Athen

Die großen Zentren für Handelswaren sind Thessaloniki und Athen. "Rund 90 Prozent des Einzelhandels besteht aus Kleinstunternehmen mit bis zu zwei Mitarbeitern", berichtet Antonis Zairis, stellvertretender Vizepräsident des Verbandes der Einzelhandelsunternehmen Griechenlands (SELPE). Die durchschnittliche Lebensdauer dieser Unternehmen sei kurz. Er rät vor der Eröffnung eines Geschäfts eine sorgfältige Marktanalyse durchzuführen.

Die griechischen Einzelhandelsunternehmen leiden unter hohen Transportkosten und Rohstoffpreisen. Dies ergibt eine Umfrage des griechischen Instituts der Einzelhandelsforschung für Konsumgüter Ielka vom Januar 2024. Hinzu kommen die Energiekosten und die hohen Zinssätze für Kredite. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Für diese Unternehmen wird es immer schwieriger, den Anforderungen der Lieferanten nachzukommen.

Einer geplanten EU-Regelung zufolge sollen die Zahlungsfristen auf 30 Tage gesenkt werden. Das wäre für die meisten KMU unmöglich. Laut Experten liegen die Zahlungsfristen in Griechenland beispielsweise bei Supermärkten zwischen 60 und 140 Tagen. 

KMU müssen flexibler werden

Antonios Zairis beobachtet, dass die Griechen anspruchsvolle Konsumenten geworden sind, die verschiedene Einkaufskanäle wie Ladengeschäfte, Onlineplattformen und mögliche Kombinationen nutzen. Auch sei es erforderlich, dass sich die Mitarbeiter über Ausbildungsprogramme neue digitale Kompetenzen aneignen. 

"Kleine und mittelständische Einzelhandelsunternehmen müssen sich an ein neues Umfeld anpassen."

Rund 45 Prozent des Einzelhandelsumsatzes stammen von Verbrauchern unter 30 Jahren. Diese Altersgruppe geht zwar ins Geschäft, kauft aber online ein: "Kleine Einzelhändler kämpfen oft mit Liquiditätsengpässen. Um ihre komparativen Vorteile auszuspielen, brauchen sie das Know-how, alle Einkaufskanäle effizient zu bedienen", erläutert Zairis.

Höhere Umsatzerwartungen aufgrund von Preissteigerungen

Auch wenn das Jahr 2024 bereits im Februar mit einer Umsatzeinbuße von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr begann, erwarten die Einzelhandelsunternehmen sogar ein besseres Ergebnis als das Jahr zuvor, meldet Ielka. Aufgrund von Preissteigerungen rechnen nämlich 62 Prozent der 130 befragten Unternehmen im 1. Halbjahr 2024 mit einem Umsatzplus zwischen 2 und 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Durchschnitt soll der Umsatz um 1,6 Prozent steigen, während die verkaufte Menge voraussichtlich um rund 1,4 Prozent sinken wird, so Ielka. Allerdings rechnen 58 Prozent auch mit höheren Gewinnen.

Einzelhandel als Wachstumstreiber

Allein der Einzelhandel trug im Jahr 2023 laut Zairis 18 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der Einzelhandelsumsatz stieg im gleichen Zeitraum um knapp 7 Prozent im Vorjahresvergleich auf 68,1 Milliarden Euro. Vergleicht man jedoch die verfügbare Menge, die man noch das Jahr zuvor für dieselbe Geldsumme bekam, ist diese gesunken. Ein Grund dafür ist die anhaltende Inflation, die im Jahresdurchschnitt bei 3,5 Prozent lag. Der Preisdruck variierte je nach Warengruppe: Der Verbraucherpreisindex für Lebensmittel und Getränke lag 2023 zwischenzeitlich rund 15,5 Prozent über dem Vorjahreswert. Seit Anfang 2024 hat sich der Preisauftrieb verlangsamt. Für 2024 prognostiziert die EU-Kommission eine Inflationsrate in Höhe von rund 3 Prozent.

Alle Branchen des Einzelhandels verzeichneten im Jahr 2023 höhere Umsätze. Eine Ausnahme waren die Geschäfte mit Brennstoffen und Teppichen, deren Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 11,4 und 2,3 Prozent zurückgingen. Bei den Brennstoffen ist der Umsatzrückgang auf die weltweit rückgängigen Brennstoffpreise zurückzuführen. 

Supermärkte gehen von geringen Preissteigerungen aus

Für das Jahr 2024 rechnen Experten mit einem Umsatzrückgang bei Supermärkten. Bereits das 1. Quartal stimmte jedoch positiv: Der Umsatz stieg um rund 3 Prozent, berichten die Marktkenner, was auf eine höhere Absatzmenge zurückzuführen ist. 

Im Jahr 2023 stieg der Gesamtumsatz der sieben größten Supermarktketten im Vergleich zum Vorjahr um rund 6 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro. Der Umsatzanstieg ist allerdings auf inflationsbedingte Preiserhöhungen zurückzuführen. Die Supermarktketten sehen sich gezwungen, die Preise nicht weiter zu erhöhen, da die griechische Regierung verfügt hat, dass Produkte, deren Preise in den letzten drei Monaten erhöht wurden, nicht an Sonderaktionen wie Rabatten teilnehmen dürfen.  

Drei große Supermärkte teilten sich 2023 rund 70 Prozent des Gesamtumsatzes der sieben größten Supermarktketten, berichten Marktexperten. Den Löwenanteil von 40 Prozent hält die größte griechische Supermarktkette Sklavenitis. Im Jahr 2023 kam es landesweit zu Übernahmen größerer und kleinerer Supermärkte. 

Führende Einzelhandelsgruppen in Griechenland2022

Handelsgruppe/Handelsmarke

Umsatz 2022 (in Mrd. Euro)

Veränderung zum Vorjahr (in %)

Sklavenitis S.A. (Supermarkt)

3,7

12,1

Ahold Delhaize Group / AB Vassilopoulos S.A. (Supermarkt)

2,0

0,0

Metro (Supermarkt)*)

1,5

7,1

Masoutis (Supermarkt)

0,9

0,2

Jumbo S.A. (Spielwaren und andere Haushaltsartikel) (2023)

0,9

43,3

Dixons South – East Europe S.A. / Kotsovolos (Elektro-/ Elektronikgeschäft)

0,7

0,0

* Nicht mit der deutschen Metro-Gruppe zu verwechselnQuelle: Marktforschungsgesellschaft ICAP CRIF 2024

Führende Großhandelsunternehmen in Griechenland Ohne Kfz, 2022

Handelsgruppe (Segment, NACE)

Umsatz 2022 (in Mrd. Euro)

Veränderung zum Vorjahr (in %)

Eko S.A. (Erdölprodukte, Brennstoffe, Schmiermittel, 4671)

3,9

92,0

Elinoil S.A. (Erdölprodukte, Brennstoffe, Schmiermittel, 4671)

3,8

155,0

Coral Energy S.A. (Erdölprodukte, Brennstoffe, Schmiermittel, 4671)

3,0

42,8

Avin Oil S.A. (Erdölprodukte, Brennstoffe, Schmiermittel, 4671)

1.6

46,7

Aegean Oil S.A. (Erdölprodukte, Brennstoffe, Schmiermittel, 4671)

1,2

50,5

Quelle: Marktforschungsgesellschaft ICAP CRIF 2024

Wettbewerb in der Elektrobranche wächst

Die IT- und Elektrobranche profitieren von der Digitalisierung und dem grünen Übergang. Gezielte Zuschüsse für den Kauf umweltorientierter Geräte sowie smarte Lösungen beleben den Einzelhandel. 

Im April 2024 übernahm die ehemals staatliche Stromgesellschaft PPC die führende griechische Elektro-, IT- und Elektronikhandelskette Kotsovolos der britischen Handelsgruppe Curry's für rund 180 Millionen Euro.

Neben Kotsovolos sind die griechische Handelskette Public der Olympia-Gruppe, die mit der deutschen Elektronikkette Media Saturn fusionierte, und die Elektronikkette Plaisio Computers wichtige Marktteilnehmer. Auch das Telekommunikations- und Elektronikunternehmen Germanos, eine Tochter des Telekommunikationsunternehmens Cosmote, plant den Einstieg in den Markt für Haushaltsgeräte. Die Deutsche Telekom hält rund 52 Prozent am Aktienkapital von Cosmote.

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