Wirtschaftsumfeld | Griechenland | Investitionsförderung
Praxischeck
Die Regierung vereinfacht bürokratische Verfahren. Griechenland punktet mit gut ausgebildetem Personal. Das sind Vorteile, die Investitionen ins Land bringen können.
11.04.2022
Von Michaela Balis | Athen
Die Europäische Investitionsbank zeigt in ihrer Studie "EIB Investment Survey Country Overview: Greece 2022“ auf, dass wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie beispielsweise Lizenzverfahren sowie die Unsicherheit bezüglich der Zukunft die beiden meistgenannten Hemmnisse für Investitionen in Griechenland darstellen. Für rund 81 Prozent der Teilnehmer entwickeln sich die Energiekosten zu einem gravierenden Problem. Nach der mehrheitlichen Meinung von zwei Drittel der befragten Unternehmen mangelt es an einer ausreichenden digitalen Infrastruktur wie beispielsweise Glasfasernetzen.
Die griechische Regierung hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die Unternehmen zu entlasten. Für den Monat März erhalten Unternehmen Zuschüsse in Höhe von 65 Euro pro Megawattstunde (MWh) für den Stromverbrauch und 20 Euro pro MWh für den Erdgasverbrauch. Mit den Fördermitteln aus dem Aufbaufonds der Europäischen Union (EU) plant Griechenland außerdem intensiv in die IT-Infrastruktur zu investieren.
Auch die Justizverfahren werden als problematisch angesehen. Wenn es um die Effizienz des Rechtsrahmens in der Beilegung juristischer Streitigkeiten geht, belegt Griechenland Platz 131 von 141 Ländern im Ranking des World Economic Forum 2019 (WEF).
Bürokratie: Ein Problem, das schrittweise bekämpft wird
Griechenland macht jedoch erkennbar Fortschritte: "Die Bürokratie bei der Unternehmensgründung hat sich deutlich verbessert im Vergleich zu vor drei Jahren“, betont Ioannis Tsilimbaris in einem Interview gegenüber Germany Trade & Invest. Er ist für die Gründung und Niederlassung von BestSecret Hellas zuständig. Das deutsche Modeunternehmen verfügt über einen europaweiten Onlineshop. Ende des Jahres 2021 wurde die Gründung eines Tech Hub in der Stadt Ioannina beschlossen.
Investoren beschwerten in der Vergangenheit die lange Bearbeitungszeit von Anträgen durch die griechischen Behörden, wodurch es häufig zu Verzögerungen kam. Demgegenüber standen auch die Behörden neuen Vorhaben kritisch gegenüber. Das habe sich gebessert, betonen Marktexperten.
Unternehmen profitieren von gut ausgebildetem Personal
Das hohe Bildungsniveau der Arbeitskräfte, ihre Fremdsprachenkenntnisse sowie die Fähigkeit sich schnell an ein internationales Umfeld anzupassen, überzeugt Investoren.
"Aufgrund des ausgezeichneten Personals und der Vorteile, die Griechenland Investoren bietet, haben wir die bekannten Schwierigkeiten, wie beispielsweise das Justizsystem und die Bürokratie, ignoriert und haben P3 Hellas gegründet", erklärt Harry Kastanas, Managing Director des Unternehmens. Die deutsche Gruppe P3 bietet ein Portfolio digitaler Lösungen und Dienstleistungen in Griechenland an.
Auch der global führende Anbieter von Remote-Konnektivitätslösungen und Technologien zur Digitalisierung von Arbeitsprozessen, TeamViewer, betont die Qualitäten der griechischen Softwareentwickler: "Rund um Ioannina gibt es exzellente Hochschulen für Informatik, daher gibt es dort sehr gut ausgebildete Nachwuchstalente. Auch erfahrene Entwickler kommen gerne in ihre Heimat Epirus zurück, seitdem wir dort verstärkt einstellen, erklärt Martina Dier, Pressesprecherin bei TeamViewer. Das gilt übrigens griechenlandweit.
Martina Dier betont, wie wichtig die gute Zusammenarbeit mit lokalen Entscheidungsträgern ist: "Die Region hat eine klare Vision, unterstützt Unternehmen dabei Fuß zu fassen und investiert in den Aufbau eines Tech-Parks. Das macht die Stadt zu einem sehr attraktiven Standort für uns“.
Körperschaftsteuer wird weiter gesenkt
Um das Unternehmertum im Land zu fördern, senkte die Regierung die Körperschaftsteuer 2022 von 24 auf 22 Prozent. Griechischen Unternehmen kommt die Regelung in diesen turbulenten Zeiten entgegen. Dennoch bleibt der Steuersatz der höchste in der Region.
Kriterien | Griechenland | Deutschland |
---|---|---|
Gesamtrang | 59 | 7 |
1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht) | 85 | 18 |
2 Infrastruktur | 37 | 8 |
3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien | 52 | 36 |
4 Makroökonomische Stabilität | 64 | 1 |
5 Gesundheit | 23 | 31 |
6 Bildung und Ausbildung | 41 | 5 |
7 Produktmärkte | 81 | 9 |
8 Arbeitsmarkt | 111 | 14 |
9 Finanzsystem | 115 | 25 |
10 Marktgröße | 57 | 5 |
11 Dynamik des Geschäftsumfeldes | 76 | 5 |
12 Innovationsfähigkeit | 47 | 1 |