Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick | Kuba

Kubas Wirtschaft kommt nicht vom Fleck

Kuba leidet unter einer permanenten Mangelwirtschaft. Ohne Strukturreformen wird sich daran nichts ändern. Neue Sanktionen der USA belasten die Wirtschaft zusätzlich.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Top-Thema: Trump setzt Kuba erneut auf US-Terrorliste

Nur sechs Tage, nachdem Joe Biden Kuba von der Liste staatlicher Terrorunterstützer genommen hatte, machte Präsident Trump diese Entscheidung als eine seiner ersten Amtshandlungen wieder rückgängig. Die damit verbundenen Sanktionen betreffen Finanztransaktionen, die US-Auslandshilfe sowie Exporte von Dual-Use- und Rüstungsgütern. Hintergrund ist der Vorwurf, Kuba gewähre kolumbianischen Guerilleros Unterschlupf, die in ihrem Heimatland an Terroranschlägen beteiligt gewesen seien.

Die neue US-Regierung mit dem rechtskonservativen Außenminister Marco Rubio - selbst Sohn kubanischer Auswanderer - dürfte eine harte Linie gegenüber dem Karibikstaat einschlagen. In seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 hatte Trump die unter Obama begonnene wirtschaftliche Annäherung zurückgefahren und neue Sanktionen erlassen. Seit 1962 gilt ein US-Handelsembargo, das zusammen mit dem sozialistischen Wirtschaftsmodell für den wirtschaftlichen Rückstand der Insel verantwortlich gemacht wird.

Wirtschaftsentwicklung: Krise zieht sich hin

Kubas Wirtschaft schrumpft nun bereits seit zwei Jahren. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 um 1,9 Prozent gesunken ist, dürfte die Entwicklung 2024 ähnlich gewesen sein, gab Wirtschafts- und Planungsminister Joaquín Alonso Vázquez Ende 2024 auf einer Pressekonferenz bekannt. Offizielle Daten für 2024 hat das Statistikamt ONEI bislang noch nicht veröffentlicht. Laut Vázquez führten Engpässe bei der Energieversorgung sowie die beiden Wirbelstürme Oscar und Rafael zum Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Der schwächelnde Tourismus wirkt sich ebenfalls negativ auf die Gesamtwirtschaft aus. Im Jahr 2024 empfing Kuba 2,2 Millionen ausländische Besucher, rund 9,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Vor der Pandemie kamen noch deutlich über 4 Millionen Touristen jährlich ins Land. Inzwischen schreckt jedoch die Mangelwirtschaft viele Urlauber ab.

Leichtes Wachstum für 2025 erwartet

Für 2025 rechnet Wirtschaftsminister Vázquez mit einem Plus des BIP von 1 Prozent, wie er bei der Vorstellung des Wirtschaftsplans für 2025 erläuterte. Erreicht werden soll dies unter anderem durch eine Steigerung der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion sowie der Deviseneinnahmen durch Exporte.

Unter der sozialistischen Planwirtschaft der Partei PCC (Partido Comunista de Cuba) ist der Staat weiterhin für den Großteil der wirtschaftlichen Aktivitäten zuständig. Die rund 1.900 Staatsbetriebe arbeiten jedoch häufig ineffizient und defizitär. Die Bevölkerung leidet unter Lebensmittel-, Medikamenten- und Treibstoffmangel, da die lokale Produktion nicht ausreicht und nicht genügend Devisen für Importe erwirtschaftet werden.

Investitionen in Energieversorgung, Bergbau, Hotels und Landwirtschaft

Investitionen in Ausrüstung, Rohstoffe und Materialien sollen die Produktion wieder ankurbeln. Laut Plan des Wirtschaftsministeriums stehen dafür 2025 umgerechnet 436,4 Millionen US-Dollar (US$) zur Verfügung. Davon sollen 30,6 Millionen US$ in die landwirtschaftliche Produktion fließen. Für 28,8 Millionen US$ sollen das Stahlwerk Antillana de Acero sowie Zementwerke in Santiago de Cuba und Nuevitas modernisiert werden. Weitere 34,4 Millionen US$ sind für die Renovierung von 44 Hotels des Tourismusministeriums und der staatlichen Hotelkette Gaviota bestimmt sowie 20,3 Millionen US$ für Investitionen in den Nickelbergbau.

Um den chronischen Strommangel zu beheben, setzt das Wirtschaftsministerium die Investitionen zum Ausbau erneuerbarer Energien für 2025 mit 86,9 Millionen US$ an. Damit soll der Bau von 92 neuen Solarparks vorangetrieben werden, die bis 2028 nach und nach in Betrieb gehen sollen. Zuständig ist der staatliche Stromversorger Unión Eléctrica, die geplanten Parks haben eine Gesamtkapazität von 2.000 Megawatt. Der Anteil regenerativer Energien an der Stromerzeugung soll von 3,5 Prozent (2024) mittelfristig auf 37 Prozent steigen.

Optimismus beim Außenhandel

Das Wirtschafts- und Planungsministerium erwartet 2025 Warenexporte in Höhe von 2,9 Milliarden US$, geschätzt ein Drittel mehr als im Vorjahr. Vor allem die Exportschlager Nickel, Rum und Zigarren sollen sich dynamisch entwickeln. Die Ausfuhren von Dienstleistungen sollen im laufenden Jahr 7,7 Milliarden US$ erreichen. Hierzu zählen der Tourismus und die Entsendung von medizinischem Personal in Länder wie Venezuela oder Mexiko. Offizielle Außenhandelszahlen veröffentlichte Kuba zuletzt 2022.

Die wichtigsten Importgüter sind Lebensmittel, Kraftstoffe sowie Maschinen und Fahrzeuge. Laut dem Wirtschaftsministerium sollen die Lebensmittelimporte 2025 um 500 Millionen US$ zulegen, um die Grundversorgung der Bevölkerung zu sichern. Jedem Haushalt steht monatlich ein quasi kostenloser Warenkorb (libreta de abastecimiento) zu, der Nahrungsmittel wie Reis, Bohnen und Zucker enthält. Dieses System wurde 1962 von Fidel Castro eingeführt.

Deutsche Perspektive: Letzte direkte Flugverbindung von Deutschland nach Kuba wird eingestellt

Die Fluggesellschaft Condor wird nur noch bis Ende April 2025 die kubanischen Städte Havanna, Varadero und Holguín direkt von Frankfurt aus anfliegen. Medienberichten zufolge begründet Condor diese Entscheidung mit "wirtschaftlicher Notwendigkeit". Dies wird sich negativ auf den kubanischen Tourismussektor auswirken - Deutschland war 2024 nach Kanada, Russland und den USA das viertwichtigste Herkunftsland internationaler Besucher.

Daneben streicht die Schweizer Airline Edelweiss ihre Verbindung Zürich-Havanna bereits ab März 2025 vom Flugplan. In einer Pressemitteilung begründet Edelweiss die Entscheidung mit einer "rückläufigen Nachfrage" und mit den Bedingungen am internationalen Flughafen in Havanna. Laut der Fluggesellschaft sei es schwierig, einen "langfristig stabilen und zuverlässigen Langstreckenbetrieb zu gewährleisten".

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Kuba.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.