Wirtschaftsausblick | Mauritius
In Mauritius verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum
Das Wirtschaftswachstum wird 2025 etwas abflachen. Überraschend: Für deutsche Unternehmen ist der Inselstaat einer der Top-10-Exportmärkte in Subsahara-Afrika.
29.01.2025
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Top-Thema: Neue Regierung setzt Kontinuität fort
Bei den Wahlen im November 2024 wählte Mauritius eine neue Regierung. Neuer Premierminister ist Navin Ramgoolam von der Parti travailliste (PTr). Er wurde mit einer absoluten Mehrheit ins Amt gewählt und kann bis Ende 2029 die Geschicke des Inselstaates lenken. Ramgoolam ist ein erfahrener Politiker, der bereits mehrmals Premierminister in Mauritius war. Er steht unter anderem für Stabilität und Kontinuität.
Ramgoolams erdrutschartiger Sieg findet seine Ursache in der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Vorgängerregierung. Gerade während der Pandemie erlitt die mauritische Wirtschaft heftigen Schaden und einen Anstieg der Lebenshaltungskosten, Staatsverschuldung und Korruption. Die Wahlversprechen Ramgoolams für die Bevölkerung waren umfangreich, wie zum Beispiel ein vierzehntes Monatsgehalt für Angestellte, zu bezahlen durch die Arbeitgeber.
Doch als nach der Wahl die erste Analyse der wirtschaftlichen Situation unerwartet negativ ausfiel, wurden diverse Versprechen erst einmal auf Eis gelegt. Ramgoolam muss die in den letzten Jahren angehäufte hohe Staatsverschuldung abbauen. Das Risiko steigender Steuern, auch für Unternehmen, ist offensichtlich. Auch könnten sich geplante Infrastrukturprojekte verzögern. Die Bereitschaft der Regierung zu Public Private Partnerships bei Infrastrukturprojekten ist daher groß.
Wirtschaftsentwicklung: Wachstum flacht 2025 ab
Erstmals nach Jahren dürfte sich das Wirtschaftswachstum in Mauritius wieder bei 3 bis 4 Prozent einpendeln. Economist Intelligence Unit (EIU) erwartet für 2025 einen realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,6 Prozent und etwas niedrigere Raten für die Folgejahre. Das hohe "Nach-Pandemie-Wachstum" flacht damit langsam ab.
Im Vergleich mit anderen afrikanischen Staaten ist das ein eher niedriges Wachstum, für den Inselstaat jedoch als nicht ungewöhnlich einzustufen. Das Investitionspotenzial auf der wohlhabenden und dicht besiedelten Insel ist eingeschränkt. Mauritische Unternehmen sehen sich daher verstärkt nach Investitionsmöglichkeiten auf dem afrikanischen Kontinent um, zum Beispiel in Kenia, wo sie Unternehmensanteile erwerben.
Dennoch gibt es auch in Mauritius interessante Wachstumsfelder: Der Bausektor hat gut zu tun und auch der Tourismus ist wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. Im Jahr 2024 kamen bis Mitte Oktober etwas mehr als 1 Million Besucher in das Badeparadies. Zudem ziehen immer mehr Wohlhabende dauerhaft nach Mauritius, vor allem aus Europa. Mauritius wirbt mit Steueranreizen, einer hervorragenden Infrastruktur inklusive sehr guter medizinischer Einrichtungen. Auf der Insel werden vielfach qualitativ hochwertige Villencompounds gebaut. Viele der neuen Inselbewohner gründen eigene Unternehmen.
Als Offshore-Standort für den Finanzsektor hat sich Mauritius in den letzten zehn Jahren schnell entwickelt. Aufgrund der steuerlichen Vorteile dürfte dieser Trend anhalten. Dagegen leiden arbeitsintensive Sektoren wie der traditionell starke Anbau von Zucker, die Textilindustrie und der Tourismus unter der Knappheit an Arbeitskräften beziehungsweise dem hohen Lohnniveau. Um die Lücke zu füllen, kommen verstärkt Arbeitskräfte aus Madagaskar oder Bangladesch.
Der Spielraum für staatliche Investitionen ist angesichts der hohen Staatsverschuldung limitiert. Ausgebaut werden müssen der Hafen sowie die Strom- und Wasserversorgung. Da das Land seine Treibstoffimporte senken will, spielen erneuerbare Energien, vor allem Solartechnik, eine große Rolle. Die Entsorgung von Abwasser und Abfall gewinnen aufgrund der dichten Besiedelung und der maroden Versorgung an Bedeutung. Privates Engagement wird in diesen Bereichen zunehmen. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Mauritius, Rubrik "Projekte".
Mauritius muss fast alles einführen. Fallende Weltmarktpreise für Nahrungsmittel und Treibstoff dürften die Inflation im Jahr 2025 unter 5 Prozent halten. Vorbei scheinen damit vorerst die Zeiten hoher importierter Preissteigerungsraten. Der Handel mit Europa wird aktuell durch hohe Frachtkosten belastet. Alle Schiffe müssen den langen Umweg über Südafrika nehmen statt der Abkürzung über den Suezkanal. Grund sind die Attacken der von Jemen aus operierenden Huthi-Miliz.
Das Konsumklima bleibt mäßig. Anders als in den meisten afrikanischen Ländern wächst der Konsummarkt nicht aufgrund einer steigenden Einwohnerzahl. Die gegenwärtige Bevölkerung von rund 1,3 Millionen Menschen sinkt eher. Dafür verfügen die Mauritier über eine im afrikanischen Vergleich hohe Kaufkraft. Europäische Luxusmarken sind sehr gefragt. Zu den relevanten Nachfragern zählen auch die Zuzügler und Touristen.
Deutsche Perspektive: Unter den Top-10 in Subsahara-Afrika
Als Liefermarkt wird die als vor allem als Touristenziel bekannte Tropeninsel oft unterschätzt. Das zeigt auch die geringe deutsche Unternehmenspräsenz in Mauritius. Dabei befinden sich die deutschen Exporte nach Mauritius seit Jahren auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die zunehmende Ansiedelung wohlhabender Deutscher in Mauritius könnte auch den Handel beleben.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichten die deutschen Exporte zwischen Januar und Oktober 2024 einen Wert von 136 Millionen Euro. Damit liegt Mauritius unter 49 Exportdestinationen in Subsahara-Afrika erneut auf Platz 10.
Der Grund: Der Inselstaat kann sich deutsche Produkte leisten. Hotels, Farmen, Krankenhäuser und die Infrastrukturbereiche Transport, Energie, Wasser oder Abwasser sind als Abnehmer interessant. Hinzu kommt der hochwertige Wohnungs- und Häuserbau, der deutsche Ausstattungsprodukte nachfragt. Lukrativ ist auch der Konsumgütermarkt mit zahlreichen Malls, die in den letzten Jahren gebaut wurden. Die Dichte an deutschen Automarken ist auf den Straßen zudem für afrikanische Verhältnisse hoch.
Informationen zum Marktzugang in Mauritius, Potenzialbranchen, Kontakte und weiterführende Links bietet Ihnen das Länderprofil Mauritius des Africa Business Guide.
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