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Branche kompakt | Indien | Ernährungswirtschaft

Die Nahrungsmittelnachfrage in Indien steigt weiter

Der Markt für Lebensmittel in Indien wächst, der Konsum verändert sich allerdings. Unternehmen investieren in neue Werke in dem komplex regulierten Umfeld. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Ausblick der Nahrungsmittelindustrie in Indien

 

  • Die wachsende Bevölkerung wird auch langfristig für eine höhere Nahrungsmittelnachfrage sorgen.
  • Steigende Einkommen sorgen für Nachfrage nach höherwertigen Lebensmitteln.
  • Verarbeitete und verpackte Lebensmittel setzen sich auch in Mittel- und Kleinstädten sowie ländlichen Gebieten durch.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2024

  • Markttrends

    Die Nachfrage nach verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln legt weiter kräftig zu. Fisch ist einer der Wachstumsbereiche. Verbraucher achten zunehmend auf Qualität. 

    Der Absatz von verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln in Indien kennt laut Prognosen nur eine Entwicklung: Wachstum. Dem Statistikportal Statista zufolge sollen 2024 rund 614 Millionen Tonnen davon in Indien abgesetzt werden, gut 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Bis 2027 soll der Wert sogar auf 693 Millionen Tonnen zulegen. Gegenüber 2024 wäre das ein Plus von fast 13 Prozent.

    Verbraucher greifen zu verarbeiteten und verpackten Nahrungsmitteln

    Im Einklang mit der steigenden Absatzmenge wächst der Umsatz der Branche. Er soll laut Statista 2024 fast 1 Billion US-Dollar (US$) erreichen und bis 2027 auf annähernd 1,3 Billionen US$ klettern.

    Im Jahr 2024 soll die Umsatzzunahme für diverse Produktgruppen zweistellig ausfallen, etwa für "Convenience Food" (vorbereitete Lebensmittel), Süßwaren und Snacks. Zudem weisen die Experten darauf hin, dass es mittlerweile in Indien öfter kleinere Haushalte, beispielsweise Einpersonenhaushalte, gibt. Dies führt zu einer wachsenden Nachfrage nach kleineren Verpackungen bei Lebensmitteln. Im Bereich der Snacks ist diese Entwicklung besonders ausgeprägt, immer mehr süße und salzige Zwischenmahlzeiten kommen nun auch als sogenannte "Monoportionen" auf den Markt. 

    Umsatzzunahme erfolgt über alle Produktgruppen In Milliarden US-Dollar; ausgewählte Produkte
    Produktkategorie

    2023

    2024*

    2025*

    2026*

    Brot und Getreideprodukte

    174,4

    192,5

    210,1

    228,7

    Milchprodukte und Eier

    158,9

    173,4

    188,0

    203,6

    Obst und Nüsse

    122,3

    134,9

    147,0

    159,9

    Süßwaren und Snacks

    110,9

    123,4

    135,6

    147,7

    Gemüse

    97,7

    108,6

    119,2

    130,4

    Convenience Food

    64,8

    73,0

    81,1

    88,4

    Fisch und Meeresfrüchte

    51,5

    57,2

    62,7

    67,2

    Öle und Fette

    51,4

    54,9

    58,3

    62,0

    Fleisch

    31,6

    33,7

    35,9

    38,2

    Soßen und Gewürze

    28,6

    31,6

    34,5

    37,6

    *Prognose.Quelle: Statista 2024

    Die höhere Nachfrage wird befeuert durch eine wachsende Bevölkerung. Die einfachere Lagerung und die Hygiene verpackter Lebensmittel gelten als Kaufargumente für diese Produkte. Auch sehen viele Verbraucher sie im Vergleich zu lose verkauften Nahrungsmitteln als qualitativ hochwertiger. Das veränderte Konsumverhalten infolge wachsender Einkommen und angepasster Lebensgewohnheiten fördert den Verbrauch zusätzlich. Experten weisen darauf hin, dass dieser Trend nicht mehr bloß in den Metropolen, sondern immer stärker auch in Mittel- und Kleinstädten zu beobachten ist. 

    Der private Konsum trägt in Indien rund 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Mit weitem Abstand sind die Ausgaben für Lebensmittel und Getränke der größte Posten innerhalb der privaten Konsumausgaben. Sie stehen für rund 46 Prozent davon. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung ist Essen auch kulturell wichtig, auch wenn die Ernährungsgewohnheiten sich seit einiger Zeit wandeln.

    Gastronomie ist wichtiger Absatzmarkt

    Lange Zeit galt der Einzelhandel als tragende Säule für das Wachstum der Branche. Nun berichten Branchenkenner von einer zunehmenden Bedeutung der Gastronomie als Absatzmarkt für verarbeitete Nahrungsmittel. Das Analyseunternehmen Mordor Intelligence schätzt, dass der Markt 2023 rund 70 Milliarden US$ groß war und bis 2028 auf 80 Milliarden US$ wachsen soll. Dies liegt daran, dass immer mehr Inderinnen und Inder auch Essen akzeptieren, das nicht selbst gekocht wurde. Befeuert wird der Trend durch die Tatsache, dass die Lieferung von Speisen in Indien problemlos funktioniert. Teilweise unterhalten Unternehmen eigenen Lieferflotten, wie beispielsweise die Pizzakette Domino's. 

    Weit wichtiger sind aber Aggregatoren wie Swiggy oder Zomato. Sie liefern die Plattformen, die Kunden mit den Restaurants digital vernetzen. Diese Plattformen konnektieren auch Restaurants mit ausliefernden Zweiradfahrern. Damit ermöglichen die Unternehmen die Lieferung von Essen und Getränken aus jedem teilnehmenden Restaurant. Das führt dazu, dass sich mittlerweile neben stationären Restaurants sogenannte "Cloud-Kitchen" etabliert haben. Das sind gastronomische Einrichtungen, die rein für den Lieferbetrieb arbeiten.

    Der Wettbewerb ist hart. Viele Restaurantketten expandieren deutlich, um ihren Umsatz zu halten: Mehr Restaurants bedeuten mehr Absatzmöglichkeiten. So kündigte zum Beispiel Westlife Foodworld Ende 2023 an, bis 2027 weitere 300 McDonalds-Restaurants eröffnen zu wollen. Westlife Foodworld ist ein großer Franchise-Nehmer der amerikanischen Kette und betreibt bereits rund 360 der Schnellrestaurants, insbesondere in Süd- und Westindien. 

    Eine weitere Entwicklung in der Gastronomie und allgemein beim Verbraucherverhalten ist die Tendenz zu mehr Wertigkeit. 

    Der Trend geht zu Premium. Die indischen Verbraucher entwickeln ein wachsendes Qualitätsbewusstsein. Nur Kalorien alleine sind für viele Konsumenten nicht mehr ausschlaggebend. Stattdessen suchen sie ein Erlebnis.

    Oliver Mirza Managing Director und CEO, Dr. Oetker India

    Fisch schwimmt auf der Erfolgswelle

    Die Regierung honoriert die positive Entwicklung der Branche bei Fisch und Meeresfrüchten mit zusätzlichen Geldmitteln. Der neue Staatshaushalt sieht vor, dass dem "Department of Fisheries" für das laufende Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) 311 Millionen US$ zur Verfügung gestellt werden. Die Mittel sollen unter anderem in das bereits bestehende Programm Pradhan Mantri Matsya Sampada Yojana fließen und damit vorhandene Aquakulturen leistungsfähiger machen. Ziel ist es, den Output von derzeit 3 Tonnen pro Hektar auf 5 Tonnen pro Hektar zu steigern. Ein Großteil der neuen Produktion soll in den Export gehen. Zudem kündigte die Regierung an, fünf Aquaparks bauen zu wollen. Dabei dürfte es sich um Fischfarmen mit angeschlossenen Verarbeitungskapazitäten handeln. 

    Weiterhin strebt die Regierung unter dem Titel "Blue Economy 2.0" an, den Sektor resistent gegenüber zukünftigen Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel zu machen. Konkrete Maßnahmen sind allerdings noch nicht bekannt. 

    Laut offiziellen Angaben ist Indien mengenmäßig der drittgrößte Fischproduzent weltweit und liegt bei der Herstellung von Meeresfrüchten aus Aquakulturen auf dem 2. Rang. Alleine im Finanzjahr 2022/2023 produzierte Indien nach Regierungsangaben 17,5 Millionen Tonnen Fisch. Zu den Zentren der Fischverarbeitung zählen die Bundesstaaten Gujarat, Tamil Nadu und Andhra Pradesh. Letzterer ist im Bereich der Aquakulturen mit klarem Abstand Spitzenreiter in Indien. 

    Stand: Mai 2024

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Branchenstruktur

    Große Unternehmensgruppen dominieren die Branche, wenngleich viele kleinere Unternehmen im Markt tätig sind. Es wird investiert, aber die Exporte stocken.

    Der Subkontinent zählt zu den größten Lebensmittelproduzenten weltweit und liegt bei der Herstellung landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Getreide (besonders Reis und Weizen), Obst und Gemüse sowie bei Milchprodukten mit an der Spitze. Trotz der enormen wirtschaftlichen Bedeutung hinken die Agrar- und Lebensmittelindustrie bei Effizienz und Verarbeitungstiefe im internationalen Vergleich oft hinterher. Weitverbreitete Schätzungen gehen davon aus, dass weniger als 10 Prozent der produzierten Lebensmittel verarbeitet werden. Allerdings dürfte dieser Wert mittlerweile überholt sein. 

    Zudem gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Produkten: Die Unternehmensberatung Deloitte gab in einer Studie aus dem Jahr 2021 an, dass in Indien beispielsweise 4 Prozent des Obstes und 3 Prozent des Gemüses, aber 92 Prozent des angebauten Reises verarbeitet werden. Auch bei Fleisch (34 Prozent) und Milch (21 Prozent) hat Indien Verarbeitungskapazitäten, die allerdings ausbaufähig sind. 

    Produktion von Nahrungsmitteln ist leicht rückläufigAusgewählte Produkte; in Millionen Tonnen; Veränderung im Vergleich zur Vorperiode in Prozent

    Produkt

    2022/2023

    2023/2024*

    Veränderung

    Zuckerrohr

    490,5

    446,4

    -9,0

    Getreide

    303,6

    285,9

    -5,8

    Gemüse

    212,5

    209,4

    -1,5

    Obst

    110,2

    112,1

    1,7

    Ölsaaten

    41,4

    36,6

    -11,5

    Hülsenfrüchte

    26,1

    23,4

    -10,0

    Gewürze

    11,8

    11,8

    -0,2

    * Werte vorläufig; Finanzjahre jeweils vom 1. April bis 31. März; Abweichungen durch Rundungen möglich.Quelle: Ministry of Agriculture and Farmers Welfare 2024; Department of Fisheries 2023; Ministry of Fisheries, Animal Husbandry & Dairying 2023

    Nahrungsmittelbranche ist wichtiger Arbeitgeber

    Laut letztverfügbaren Daten des National Statistical Office gab es 2022 in Indien fast 40.800 registrierte Fabriken für die Nahrungsmittelverarbeitung. Die meisten davon liegen in den Bundesstaaten Andhra Pradesh, Tamil Nadu, Telangana und Maharashtra. Rund die Hälfte der Unternehmen befasst sich mit dem Mahlen von Getreide. Hier zählt der Bundesstaat Punjab ebenfalls zu den wichtigen Unternehmensstandorten. Mit deutlichem Abstand folgen die Herstellung von Ölen und Fetten sowie die Produktion von Getränken beziehungsweise Milch und Milchprodukten. Insgesamt beschäftigt die Branche fast zwei Millionen Personen und ist damit einer der wichtigsten Arbeitgeber des Landes.

    Großunternehmen erzielen Milliardenumsätze

    Viele der Firmen sind Klein- und Kleinstunternehmen. Auch der quantitativ nur schwer erfassbare informelle Sektor spielt bei der Verarbeitung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle. Das Beratungsunternehmen Grant Thornten geht davon aus, dass in der Branche rund 75 Prozent Kleinstunternehmen aus dem informellen Sektor sind. Dominiert wird die Nahrungsmittelindustrie aber von großen indischen Unternehmen (darunter ITC, Parle Agro, MTR Foods, Britannia Industries, Amul, Haldiram) und multinationalen Herstellern wie Nestlé, PepsiCo, Mondelez, Coca-Cola und Unilever. 

    Wichtige Branchenunternehmen in Indien Umsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Wichtige Produktkategorien

    Umsatz 2022/2023

    Nestlé1)Instantnudeln, Soßen, Süßwaren, Milch und Milchprodukte

    2.304

    ParleKekse, Snacks

    2.075

    ITCKekse, Nudeln, Fertiggerichte, Getränke, Süßwaren, Gewürze, Snacks

    1.899

    BritanniaKekse, Kuchen, Zwieback

    1.881

    Hindustan UnileverSoßen, Suppen, Getränke, Eis, Tee

    1.792

    Tata Consumer Products2)Grundnahrungsmittel, Fertiggerichte, Getränke, Gewürze

    1.483

    Finanzjahr vom 1. April bis 31. März; 1 Bezogen auf das Kalenderjahr 2023; 2 Als Markenprodukte gekennzeichneten Waren.Quelle: Moneycontrol 2024; BDO 2023

    Modernisierungsprogramme laufen, aber langsam

    Der Aufbau von 41 sogenannten "Mega Food Parks" zur Verarbeitung von Lebensmitteln erfolgt weiterhin nur langsam. Diese Parks sollen den heimischen Nahrungsmittelproduzenten optimale Produktionsmöglichkeiten bieten und Investitionen aus dem Ausland anlocken. Ende März 2024 waren laut indischen Angaben erst etwas mehr als die Hälfte der Parks fertiggestellt.

    Etwas besser kommt der Aufbau der "Agro Processing Cluster" voran. Im Frühjahr 2024 hatten 76 Projekte die Freigabe erhalten. Die Cluster sind Teil des Programms Pradhan Mantri Kisan Sampada Yojana und sollen für den Aufbau von Verarbeitungsstrukturen in der Nähe von Lebensmittelanbaugebieten sorgen. Dabei geht es insbesondere darum, die notwendige Infrastruktur zu schaffen. Das beinhaltet auch Lager- und Kühlhäuser sowie Sortier- und Verpackungsmöglichkeiten.   

    Das Programm "Scheme of Creation/Expansion of Food Processing & Preservation Capacities" macht ebenfalls Fortschritte. Ende April 2024 waren 591 Anträge bewilligt, 328 davon stehen am Beginn oder sind in der Umsetzungsphase. Gleiches gilt für den Ausbau von Kühlkapazitäten im Land. Im Oktober 2023 gab es 372 gebilligte Anträge auf staatliche Unterstützung für Kühlkettenprojekte. Nur ein Teil dieser Vorhaben ist bereits fertiggestellt. 

    Neue Fertigungsanlagen entstehen

    Investoren haben das Potenzial des Wachstumsmarktes erkannt und tragen dem Rechnung. Sowohl einheimische Firmen, als auch die vor Ort tätigen Ableger internationaler Konzerne investieren im Land.

    Ausgewählte Investitionsprojekte der Ernährungswirtschaft in IndienInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Projekt

    Investitionssumme

    ProjektstandAnmerkungen
    Kapazitätserweiterung der Anlage zur Schokoladenherstellung durch Mondolez

    192,8

    Bau hat begonnenDie Anlage befindet sich in Sri City (Andra Pradesh). Nach eigenen Angaben soll die Anlage zum konzernweit größten Standort für die Schokoladenherstellung werden
    Bau einer Anlage für Herstellung von Aromen durch PepsiCo

    152,5

    AngekündigtDie Anlage soll in Ujjain (Maharashtra) entstehen. Die hergestellten Aromen sollen in Getränken zum Einsatz kommen
    Bau einer Anlage zur Herstellung von Instantnudeln durch Nestlé

    107,7

    Angekündigt, Produktionsbeginn 2025Die Anlage soll in Kurdha in Odisha entstehen. Sie kann zu einem späteren Zeitpunkt für die Produktion von Schokolade und Süßwaren erweitert werden. Es ist das 10. Werk in Indien. Zudem plant Nestlé Investitionen in den Ausbau der bereits bestehenden Werke in Sanand (Gujarat), Moga (Punjab) und Ponda (Goa)
    Bau einer neuen Anlage zur Milchverarbeitung durch Mother Dairy

    60,2

    AngekündigtDas Projekt soll in Nagpur (Maharashtra) entstehen. Die Verarbeitungskapazität soll bei zunächst 600.000 Litern Milch am Tag liegen
    Ausbau der Schokoladenproduktion durch Lotte

    22,3

    AngekündigtDie Anlage entsteht in Nemam (Tamil Nadu). Zusätzlich soll Mitte 2024 eine Eiscremefabrik in Pune (Maharashtra) in Betrieb genommen werden
    Bau einer neuen Anlage zur Verarbeitung von Obst durch Mother Dairy

    15,1

    AngekündigtDas Projekt soll in Karnataka entstehen
    Umrechnung anhand des durchschnittlichen Wechselkurses für März 2024 laut Bundesbank: 1 US$ = 83 INR.Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest 2024

    Dem Ministry of Food Processing Industries zufolge beliefen sich die ausländischen Direktinvestitionen im Bereich der Nahrungsmittelverarbeitung im Finanzjahr 2021/2022 (1. April bis 31. März) auf 710 Millionen US-Dollar (US$). Von April 2022 bis September 2022 wurden weitere 431 Millionen US$ eingeworben. Aktuellere Zahlen sind nicht verfügbar. Allerdings ist bekannt, dass von April 2000 bis Dezember 2023 in der Summe 12,5 Milliarden US$ in den Sektor flossen, so das Department for Promotion of Industry and Internal Trade. 

    Exportbeschränken zeigen Auswirkungen

    Die Ausfuhren von Nahrungsmitteln sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Allerdings erlitten die Exporte im Finanzjahr 2023/2024 einen Rückschlag. Das Ministry of Commerce and Industry meldete Ausfuhren von Nahrungsmitteln und Getränken in Höhe von 43,3 Milliarden US$, wobei es sich hier um Daten für 1. April 2023 bis 29. Februar 2024 handelt. Das ist ein Minus in Höhe von 8,8 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Die wichtigsten Zielländer der indischen Exporte waren die USA, China, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bangladesch und Vietnam. 

    Ein Grund für diese Entwicklung sind Ausfuhrverbote. Das seit Mitte Mai 2022 geltende Exportverbot für Weizen hat weiter Bestand und wird wohl nicht auf absehbare Zeit aufgehoben werden. Zudem gilt seit 2022 ein Exportverbot für Bruchreis. Im Jahr 2023 kam zudem ein Ausfuhrverbot für Nicht-Basmati-Reis hinzu. Mit geringeren Ausfuhren möchte Indien die Nahrungsmittelpreise im eigenen Land unter Kontrolle halten. Hier ist frühestens nach Bekanntgabe der Ergebnisse der Parlamentswahlen Anfang Juni 2024 mit einer Lockerung zu rechnen. 

    Importe spielen nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich im Bereich der Pflanzenöle ist Indien stark auf Einfuhren angewiesen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Palmöl, welches aus Indonesien importiert wird.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Rahmenbedingungen

    Die Zollbelastung bei der Einfuhr von Lebensmitteln nach Indien ist teilweise erheblich. Zudem sind Lizenzen notwendig.

    Die Einfuhr von Nahrungsmitteln nach Indien unterliegt hohen Importzöllen. So gelten zum Beispiel für Milcherzeugnisse aus dem Zolltarifkapitel 04 Importzollsätze von 30 bis 60 Prozent. Schokolade und andere Kakaozubereitungen (HS-Position 1806), Kekse und Kuchen (HS 1905) und Konfitüren (HS 2007) unterliegen einem Zollsatz von 30 Prozent. Für Fruchtsäfte (HS 2009) gelten 35 Prozent (Orangensaft) beziehungsweise 50 Prozent (alle anderen Fruchtsäfte), für Wein und Spirituosen (HS 2204/2208) sogar 150 Prozent. Neben dem Zoll (Basic Customs Duty) werden Sozialabgaben (Social Welfare Surcharge) in Höhe von 10 Prozent des Zollbetrages sowie die Umsatzsteuer (Integrated Goods and Services Tax; IGST) erhoben. Die IGST beträgt je nach Ware 5 oder 12 Prozent (reduzierte Sätze), der Normalsatz ist 18 Prozent.

    Verschiedene Behörden stellen notwendige Lizenzen aus

    Für die Einfuhr benötigt der Importeur eine Lizenz der Nahrungsmittelüberwachungsbehörde Food Safety and Standards Authority of India (FSSAI). Für Waren, die nach der Einfuhrliste als einfuhrbeschränkt gelten (zum Beispiel bestimmte Fleischerzeugnisse), ist eine gesonderte Lizenz der Außenhandelsbehörde Directorate General of Foreign Trade erforderlich. 

    Für den Import von Milcherzeugnissen ist ein tierärztliches Gesundheitszeugnis (veterinary certificate) aus dem Herkunftsland vorzulegen. Die aktuellen Kennzeichnungsvorschriften der FSSAI für den Import gemäß den Food Safety and Standards Import Regulations sind zu beachten.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Indien 
    (Indo-German Chamber of Commerce)

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Agriculture & Farmers' WelfareMinisterium für Landwirtschaft
    Ministry of Fisheries, Animal Husbandry & DairyingMinisterium für Fischerei, Tierhaltung und Milchwirtschaft
    Ministry of Food Processing IndustriesMinisterium für Nahrungsmittelverarbeitung

    Food Safety and Standards Authority of India

    Behörde für die Überwachung der Lebensmittelsicherheit und -standards

    Agricultural and Processed Food Products Export Development Authority

    Behörde zur Förderung von Nahrungsmittelexporten

    All India Food Processors' Association

    Verband der verarbeitenden Nahrungsmittelindustrie
    Indian Dairy AssociationVerband der Milchindustrie
    Federation of All India Farmer Associations [FAIFA]Interessenvertretung von Landwirten
    ANUGA Food TecFachmesse; 28. bis 30. August 2024 in Mumbai
    ANUGA Select Fachmesse; 28. bis 30. August 2024 in Mumbai
    Drink Technology India Fachmesse; 23. bis 25. Oktober 2024 in Mumbai
    Biofach IndiaFachmesse; 3. bis 5. August 2024 in New Delhi
    Food & Beverages Processing – Processing, Packaging & Technology MagazineFachmagazin
    Food and Beverage NewsFachmagazin

     

    Von Florian Wenke | Mumbai

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