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Branche kompakt | Indien | Ernährungswirtschaft

Markttrends

Die Nachfrage nach verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln legt weiter kräftig zu. Fisch ist einer der Wachstumsbereiche. Verbraucher achten zunehmend auf Qualität. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Der Absatz von verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln in Indien kennt laut Prognosen nur eine Entwicklung: Wachstum. Dem Statistikportal Statista zufolge sollen 2024 rund 614 Millionen Tonnen davon in Indien abgesetzt werden, gut 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Bis 2027 soll der Wert sogar auf 693 Millionen Tonnen zulegen. Gegenüber 2024 wäre das ein Plus von fast 13 Prozent.

Verbraucher greifen zu verarbeiteten und verpackten Nahrungsmitteln

Im Einklang mit der steigenden Absatzmenge wächst der Umsatz der Branche. Er soll laut Statista 2024 fast 1 Billion US-Dollar (US$) erreichen und bis 2027 auf annähernd 1,3 Billionen US$ klettern.

Im Jahr 2024 soll die Umsatzzunahme für diverse Produktgruppen zweistellig ausfallen, etwa für "Convenience Food" (vorbereitete Lebensmittel), Süßwaren und Snacks. Zudem weisen die Experten darauf hin, dass es mittlerweile in Indien öfter kleinere Haushalte, beispielsweise Einpersonenhaushalte, gibt. Dies führt zu einer wachsenden Nachfrage nach kleineren Verpackungen bei Lebensmitteln. Im Bereich der Snacks ist diese Entwicklung besonders ausgeprägt, immer mehr süße und salzige Zwischenmahlzeiten kommen nun auch als sogenannte "Monoportionen" auf den Markt. 

Umsatzzunahme erfolgt über alle Produktgruppen In Milliarden US-Dollar; ausgewählte Produkte
Produktkategorie

2023

2024*

2025*

2026*

Brot und Getreideprodukte

174,4

192,5

210,1

228,7

Milchprodukte und Eier

158,9

173,4

188,0

203,6

Obst und Nüsse

122,3

134,9

147,0

159,9

Süßwaren und Snacks

110,9

123,4

135,6

147,7

Gemüse

97,7

108,6

119,2

130,4

Convenience Food

64,8

73,0

81,1

88,4

Fisch und Meeresfrüchte

51,5

57,2

62,7

67,2

Öle und Fette

51,4

54,9

58,3

62,0

Fleisch

31,6

33,7

35,9

38,2

Soßen und Gewürze

28,6

31,6

34,5

37,6

*Prognose.Quelle: Statista 2024

Die höhere Nachfrage wird befeuert durch eine wachsende Bevölkerung. Die einfachere Lagerung und die Hygiene verpackter Lebensmittel gelten als Kaufargumente für diese Produkte. Auch sehen viele Verbraucher sie im Vergleich zu lose verkauften Nahrungsmitteln als qualitativ hochwertiger. Das veränderte Konsumverhalten infolge wachsender Einkommen und angepasster Lebensgewohnheiten fördert den Verbrauch zusätzlich. Experten weisen darauf hin, dass dieser Trend nicht mehr bloß in den Metropolen, sondern immer stärker auch in Mittel- und Kleinstädten zu beobachten ist. 

Der private Konsum trägt in Indien rund 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Mit weitem Abstand sind die Ausgaben für Lebensmittel und Getränke der größte Posten innerhalb der privaten Konsumausgaben. Sie stehen für rund 46 Prozent davon. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung ist Essen auch kulturell wichtig, auch wenn die Ernährungsgewohnheiten sich seit einiger Zeit wandeln.

Gastronomie ist wichtiger Absatzmarkt

Lange Zeit galt der Einzelhandel als tragende Säule für das Wachstum der Branche. Nun berichten Branchenkenner von einer zunehmenden Bedeutung der Gastronomie als Absatzmarkt für verarbeitete Nahrungsmittel. Das Analyseunternehmen Mordor Intelligence schätzt, dass der Markt 2023 rund 70 Milliarden US$ groß war und bis 2028 auf 80 Milliarden US$ wachsen soll. Dies liegt daran, dass immer mehr Inderinnen und Inder auch Essen akzeptieren, das nicht selbst gekocht wurde. Befeuert wird der Trend durch die Tatsache, dass die Lieferung von Speisen in Indien problemlos funktioniert. Teilweise unterhalten Unternehmen eigenen Lieferflotten, wie beispielsweise die Pizzakette Domino's. 

Weit wichtiger sind aber Aggregatoren wie Swiggy oder Zomato. Sie liefern die Plattformen, die Kunden mit den Restaurants digital vernetzen. Diese Plattformen konnektieren auch Restaurants mit ausliefernden Zweiradfahrern. Damit ermöglichen die Unternehmen die Lieferung von Essen und Getränken aus jedem teilnehmenden Restaurant. Das führt dazu, dass sich mittlerweile neben stationären Restaurants sogenannte "Cloud-Kitchen" etabliert haben. Das sind gastronomische Einrichtungen, die rein für den Lieferbetrieb arbeiten.

Der Wettbewerb ist hart. Viele Restaurantketten expandieren deutlich, um ihren Umsatz zu halten: Mehr Restaurants bedeuten mehr Absatzmöglichkeiten. So kündigte zum Beispiel Westlife Foodworld Ende 2023 an, bis 2027 weitere 300 McDonalds-Restaurants eröffnen zu wollen. Westlife Foodworld ist ein großer Franchise-Nehmer der amerikanischen Kette und betreibt bereits rund 360 der Schnellrestaurants, insbesondere in Süd- und Westindien. 

Eine weitere Entwicklung in der Gastronomie und allgemein beim Verbraucherverhalten ist die Tendenz zu mehr Wertigkeit. 

Der Trend geht zu Premium. Die indischen Verbraucher entwickeln ein wachsendes Qualitätsbewusstsein. Nur Kalorien alleine sind für viele Konsumenten nicht mehr ausschlaggebend. Stattdessen suchen sie ein Erlebnis.

Oliver Mirza Managing Director und CEO, Dr. Oetker India

Fisch schwimmt auf der Erfolgswelle

Die Regierung honoriert die positive Entwicklung der Branche bei Fisch und Meeresfrüchten mit zusätzlichen Geldmitteln. Der neue Staatshaushalt sieht vor, dass dem "Department of Fisheries" für das laufende Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) 311 Millionen US$ zur Verfügung gestellt werden. Die Mittel sollen unter anderem in das bereits bestehende Programm Pradhan Mantri Matsya Sampada Yojana fließen und damit vorhandene Aquakulturen leistungsfähiger machen. Ziel ist es, den Output von derzeit 3 Tonnen pro Hektar auf 5 Tonnen pro Hektar zu steigern. Ein Großteil der neuen Produktion soll in den Export gehen. Zudem kündigte die Regierung an, fünf Aquaparks bauen zu wollen. Dabei dürfte es sich um Fischfarmen mit angeschlossenen Verarbeitungskapazitäten handeln. 

Weiterhin strebt die Regierung unter dem Titel "Blue Economy 2.0" an, den Sektor resistent gegenüber zukünftigen Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel zu machen. Konkrete Maßnahmen sind allerdings noch nicht bekannt. 

Laut offiziellen Angaben ist Indien mengenmäßig der drittgrößte Fischproduzent weltweit und liegt bei der Herstellung von Meeresfrüchten aus Aquakulturen auf dem 2. Rang. Alleine im Finanzjahr 2022/2023 produzierte Indien nach Regierungsangaben 17,5 Millionen Tonnen Fisch. Zu den Zentren der Fischverarbeitung zählen die Bundesstaaten Gujarat, Tamil Nadu und Andhra Pradesh. Letzterer ist im Bereich der Aquakulturen mit klarem Abstand Spitzenreiter in Indien. 

Stand: Mai 2024

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