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Indien setzt Förderprogramm für Aufdachsolaranlagen auf
Indien bietet gute Voraussetzungen für Aufdachfotovoltaikanlagen. Doch die Kosten schrecken viele Hausbesitzer ab. Die Regierung hilft nun bei der Finanzierung.
15.02.2024
Von Boris Alex | New Delhi
Die indische Regierung will mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm den Ausbau der Stromerzeugung in Aufdachfotovoltaikanlagen vorantreiben. Das Segment hinkt trotz des großen Potenzials seit Jahren den Ausbauzielen hinterher. Im Rahmen des Pradhan Mantri Suryodaya Yojana (PMSY)-Programms wird die Installation von kleinen Fotovoltaikanlagen in 10 Millionen indischen Haushalten subventioniert.
Damit sollen die eigentlich für 2022 anvisierten Kapazitäten von 40 Gigawatt nun bis März 2026 erreicht werden. Ende 2023 waren Fotovoltaikaufdachanlagen mit einer Leistung von 11 Gigawatt am Netz. Die Sparte macht damit 15 Prozent der gesamten installierten Fotovoltaikkapazitäten aus, so die Daten des Ministry of New and Renewable Energy (MNRE). Allerdings sind rund zwei Drittel der Kapazitäten auf Gewerbe- und Industriebauten installiert.
Das neue Förderprogramm soll vor allem Haushalten mit niedrigem und mittlerem Einkommen ermöglichen, Fotovoltaikaufdachanlagen anzuschaffen. Auch erhofft sich die Regierung eine stärkere regionale Diversifizierung. Aktuell konzentrieren sich die Kapazitäten auf die vier Bundesstaaten Gujarat, Maharashtra, Karnataka und Rajasthan, die zwei Drittel der Installationen ausmachen. In den beiden bevölkerungsstärksten Staaten Uttar Pradesh und Bihar mit zusammen mehr als 350 Millionen Einwohnern sind hingegen gerade einmal 400 Megawatt am Netz.
Indien bietet die technischen Voraussetzungen, um in 250 Millionen Haushalten Aufdachanlagen mit einer Kapazität von insgesamt 637 Gigawatt zu installieren, so eine Analyse der Denkfabrik Council on Energy, Environment and Water (CEEW).
Leasingmodell soll Aufdachsolaranlagen attraktiver machen
Dass sich die Begeisterung für die Installation einer Heim-Fotovoltaikanlage bislang in Grenzen hält, liegt vor allem an den hohen Vorabinvestitionen. Für ein Aufdachsystem mit einer Leistung von 3 bis 5 Kilowatt müssen die Haushalte erst einmal zwischen 3.000 und 4.200 US-Dollar (US$) in die Hand nehmen – zu viel für die meisten indischen Familien.
Bei der geplanten Ausgestaltung des PMSY-Programms fallen für die Haushalte keine direkten Investitionskosten an. Im Rahmen des Leasing-basierten RESCO-Modells (Renewable Energy Service Company) finanziert, installiert, betreibt und wartet ein Drittunternehmen die Fotovoltaikanlage. Dabei sollen 60 Prozent der Kapitalkosten direkt bezuschusst und die restlichen 40 Prozent als Kredit an das Drittunternehmen vergeben werden. Bislang wurden die Kapitalkosten von Anlagen bis 3 Kilowatt mit 40 Prozent und darüber hinaus bis maximal 10 Kilowatt mit 20 Prozent subventioniert.
Die indische Regierung stellt für das PMSY-Programm in den kommenden drei Jahren insgesamt 14,4 Milliarden US$ bereit. Das MNRE hat die bundeseigenen Finanzierungsgesellschaft für den Energiesektor, REC, mit der Umsetzung des Programms beauftragt. REC wird Kreditlinien von jeweils 1,8 Milliarden US$ für acht Staatsunternehmen aus dem Energiesektor als durchführende Drittunternehmen einrichten. Die begünstigten Firmen sind National Thermal Power Corporation, NHPC, Energy Efficiency Services, Power Grid Corporation of India, Solar Energy Corporation of India, THDC India, SJVN und North Eastern Electric Power Corporation.
Daraus können diese ihre Investitionskosten für die Einzelprojekte in Form von Darlehen bestreiten. Die Refinanzierung erfolgt über den Verkauf der Stromüberproduktion an die lokalen Stromversorger. Die Haushalte erhalten monatlich bis zu 300 Kilowattstunden kostenlosen Strom aus ihren Aufdachanlagen für den Eigenverbrauch.
Zubauziele sind nur schwer realisierbar
Mit dem PMSY-Programm soll die zuletzt bereits lebhaftere Nachfrage nach Heim-Fotovoltaikanlagen zusätzlichen Schub bekommen. In den ersten sieben Monaten des laufenden Finanzjahres 2023/2024 (1. April bis 31. März) gingen bereits 2,2 Gigawatt ans Netz – fast so viel wie im Gesamtjahr 2022/2023. Der Marktforscher CRISIL prognostizierte Ende 2023 für die kommenden zwei Finanzjahre Neuinstallationen von jeweils 3,5 bis 4 Gigawatt. Diese Werte dürften mit der verbesserten Förderung übertroffen werden, so die Einschätzung der Ratingagentur ICRA.
Ob das Ziel von 40 Gigawatt bis zum Ende des Finanzjahres 2025/2026 erreicht werden kann, sehen Marktkenner trotz der höheren Investitionsanreize indes kritisch. Eine Steigerung der Heim-Fotovoltaikanlagen von derzeit etwa 800.000 auf 10 Millionen ist aus Sicht von CEEW innerhalb von nur zwei Jahren schwer zu realisieren. Es gibt zu wenige Installateure und Techniker. Hinzu kommt, dass in strukturschwachen ländlichen Regionen die Strominfrastruktur oft nicht für die massenhafte Einspeisung aus kleinen Fotovoltaikanlagen ausgelegt ist.
Die Energiesparte des indischen Mischkonzerns Tata ist führend bei der Installation von Aufdach-Fotovoltaikanlagen. Im Jahr 2023 war Tata Power bei 14 Prozent der Neukapazitäten als Engineering, Procurement and Construction (EPC)-Kontraktor bei den Projekten involviert, so eine Analyse von Bridge to India.
Hersteller von Fotovoltaikmodulen bauen Kapazitäten aus
Weniger Probleme dürfte die höhere Nachfrage nach Fotovoltaikmodulen bereiten. Ende 2023 gab es in Indien Produktionskapazitäten für 60 Gigawatt pro Jahr. Weitere 50 Gigawatt sollen in den nächsten zwei bis drei Jahren dazukommen. Der indische Mischkonzern Reliance könnte sich bei der Produktion von solchen Modulen schon bald an die Spitze setzen. Voraussichtlich im April 2024 geht im Bundesstaat Gujarat die erste Fabrik mit einer Jahreskapazität von 5 Gigawatt in Betrieb. Es ist geplant, dass diese bis 2026 auf 20 Gigawatt ausgebaut wird.
Unternehmen | Jährliche Produktionskapazitäten (in MW) |
---|---|
Waaree Energies | 12.000 |
Adani Solar | 4.000 |
ReNew Power | 4.000 |
Vikram Solar | 3.500 |
Goldi Solar | 3.329 |
First Solar | 3.200 |
Emmvee Group | 2.933 |
Premier Energies | 2.300 |
Rayzon Solar | 2.300 |
RenewSys India | 1.700 |