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Branche kompakt Indien Solarenergie

Ausbau der Solarstromerzeugung zieht kräftig an

Indien will bis 2030 seine Solarkapazitäten auf 280 Gigawatt fast verfünffachen. Der Ausbau geht zwar voran, aber es kommt auch immer wieder zu Projekteverzögerungen. 

Von Boris Alex | New Delhi

  • Politische Ziele im Solarsektor

    Die indische Regierung will die erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren kräftig ausbauen. So will sie ihr Ziel, Indien bis 2070 klimaneutral zu machen, erreichen.

    Großprojekte mit 60 Gigawatt in der Pipeline

    Die indische Solarbranche befindet sich wieder auf Wachstumskurs. Die Coronakrise hatte beim Bau von großen netzgebundenen Freiflächenprojekten (Utility Scale) für Verzögerungen gesorgt. Die Investoren hielten sich mit neuen Finanzierungen zurück. Inzwischen ist die Projektpipeline wieder gut gefüllt. Bis 2026 dürften Utility-Scale-Fotovoltaikanlagen (PV) mit einer Leistung von knapp 60 Gigawatt ans Netz gehen, schätzt die Unternehmensberatung EY. Der Ausbau erfolgt über Ausschreibungen der Zentralregierung und der Bundesstaaten sowie über Engineering-Procurement-Construction-Verträge (EPC) . 

    Indiens Regierung hat sich ambitionierte Ziele für den Ausbau der Solarenergie gesetzt. Bis zum Ende des Finanzjahres 2029/2030 (1. April bis 31. März) sollen die netzgebundenen Kapazitäten auf 280 Gigawatt ausgebaut werden - im August 2022 waren Freiflächen- und Aufdachanlagen mit einer Leistung von knapp 60 Gigawatt am Netz. Der Marktforscher JMK Research erwartet bis 2030 allerdings nur einen Zubau auf etwa 220 Gigawatt. Die Ratingagentur Fitch Solutions ist noch pessimistischer und rechnet bis dahin nur mit Kapazitäten von höchstens 140 Gigawatt.

    Anteil der Solarenergie am Strommix wächst

    Die netzgebundenen PV-Anlagen produzierten im Finanzjahr 2021/22 (1. April bis 31. März) rund 75 Terawattstunden Strom. Der Anteil am Strommix erreichte damit erstmals 5 Prozent. Wie schon in der Vorperiode legte die Solarstromerzeugung um ein Fünftel zu. 

    Von Boris Alex | New Delhi

  • Markthemmnisse im Solarsektor

    Der Landerwerb und Netzzugang kann für Projektentwickler schwierig sein. Beim Einsatz von Solarzellen und -modulen in Projekten der öffentlichen Hand gibt es Auflagen.

    Probleme beim Abschluss von Abnahmeverträgen 

    Auf technischer Seite stehen dem Ausbau der Solarstromerzeugung vor allem die Defizite in der Netzinfrastruktur im Weg. Die Einspeisung aus vielen dezentralen Kleinanlagen in das auf Großkraftwerke ausgelegte Übertragungs- und Verteilungsnetz kann zum Flaschenhals für die Projektentwickler werden. Bei Utility-Scale-Projekten kann der Landerwerb zur Herausforderung werden. Die Developer fordern daher indienweit einheitliche Regelungen zur Kategorisierung und zum Erwerb von Freiflächen für Solaranlagen.

    Bei Utiliy-Scale-Vorhaben kommt es immer wieder vor, dass die Projektentwickler auch nach der Preisfindung durch die Rückwärtsauktion keine Abnahmeverträge mit den Stromversorgern schließen können. Denn diese spekulieren darauf, dass bei der nächsten Ausschreibung ein noch niedriger Abnahmepreis ermittelt wird. Schätzungen zufolge stecken aus Mangel an Stromabnehmern Solarprojekte mit zusammen 5 Gigawatt in der Pipeline fest. Es gibt daher Überlegungen, das Ausschreibungsverfahren für Solarprojekte zu ändern und keine Rückwärtsauktionen mehr durchzuführen. Welcher Preisermittlungsmechanismus stattdessen verwendet werden soll, ist allerdings noch unklar.

    Beschränkungen beim Einsatz von Solarzellen und -modulen

    In Indien gibt es tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse bei Solarausrüstung. Seit April 2022 gilt ein Basiszollsatz (Basic Custom Duty) von 25 Prozent auf Zellen und von 40 Prozent auf Module. Zudem dürfen bei staatlichen Projekten nur Produkte zum Einsatz kommen, die durch das Bureau of Indian Standards (BIS) zertifiziert sind, und deren Hersteller auf der Liste Approved List of Models and Manufacturers (ALMM) stehen.

    Von Boris Alex | New Delhi

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