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Branchen | Indien | Gesundheitswesen

Klinikketten in Indien bauen neue Kapazitäten auf

Private Kliniken investieren Milliardensummen für den Aus- und Neubau ihrer Krankenhäuser. Bei der Verteilung der Klinikbetten gibt es regionale Unterschiede.

Von Florian Wenke | Mumbai

Das Regierungsportal Indian Brand Equity Foundation bezifferte die Marktgröße des indischen Gesundheitssektors für 2022 auf 372 Milliarden US-Dollar (US$). Noch immer findet diese Zahl bei der Schätzung der aktuellen Markgröße Verwendung. Seit 2012 ist der Sektor jedes Jahr durchschnittlich um 18 Prozent gewachsen. Wenn sich diese Entwicklung so fortgesetzt hat, dann dürfte im Jahr 2024 eine Markgröße von 518 Milliarden US$ erreicht werden. 

Den größten Beitrag an dieser Entwicklung leistet das Krankenhausgeschäft, die Angaben dazu variieren jedoch. Einige Analysten sehen den Anteil der Heilstätten an der gesamten Marktgröße bei 80 Prozent. Für 2022 entspricht diese Annahme 298 Milliarden US$, für das Jahr 2024 würde dies 414 Milliarden US$ bedeuten. Andere Angaben gehen lediglich von einem Anteil in Höhe von 62 Prozent aus – diese Auffassung entspräche 230 Milliarden US$ für 2022 beziehungsweise für 2024 eine Marktgröße des Krankenhausgeschäfts von 321 Milliarden US$.

Private Klinikketten investieren in mehr Betten

Bei Kliniken dominiert in Indien der private Sektor. Das Immobilienunternehmen Knight Frank schätzte Ende 2023, dass das Land über rund 70.000 Krankenhäuser verfügt. Privaten Betreibern sollen 44.100 Krankenhäuser gehören, das entspricht einem Anteil von 63 Prozent. 

Der Privatsektor wird in den kommenden Jahren zahlreiche neue Krankenhausbetten einrichten. Die Ratingagentur ICRA veröffentlichte Anfang 2024 eine Wachstumsprognose. Demzufolge werden die großen privaten Krankenhausketten des Landes, darunter Apollo Hospitals, Fortis Healthcare und Max Healthcare, in den kommenden vier bis fünf Jahren mehr als 30.000 zusätzliche Krankenhausbetten schaffen. Die dafür notwendigen Investitionsausgaben beziffern die Fachleute auf etwas mehr als 3,9 Milliarden US$ (Umrechnungskurs laut Bundesbank im Monatsdurchschnitt für Dezember 2023: 1 US$ = 83,12 indische Rupien). 

Die Analysten gehen davon aus, dass die neuen Kapazitäten insbesondere in den größeren Städten des Landes entstehen werden. Neben dem Bau von neuen und der Erweiterung bestehender Kliniken erwarten sie auch eine Konsolidierung der Branche. Größere Klinikketten könnten die kleineren Krankenhäuser aufkaufen. 

Als Gründe für die Investitionen führen die Experten eine steigende Nachfrage an: Patienten bevorzugen große private Krankenhäuser gegenüber kleineren Klinken und haben zunehmend mehr Versicherungsschutz. Außerdem leiden Menschen in Indien vermehrt unter Zivilisationskrankheiten.  

Deutsche Unternehmen können vom Ausbau der Kapazitäten profitieren, beispielsweise als Zulieferer entsprechender Klinikausstattung. Mit der höheren Kapazität nimmt auch die Anzahl der Behandlungen zu, was zu einem verstärkten Bedarf an Medizintechnik führt. Dieser wird in Indien überwiegend durch Importe gedeckt. Die privat geführten Unternehmen kaufen die benötigten Produkte meist zentral über spezialisierte Beschaffungsstellen ein.  

Krankenhausbetten sind ungleich verteilt 

Vor allem im Westen und Süden des Landes dominieren private Kliniken die Krankenhauslandschaft, meldet das Analyseunternehmen CRISIL. Daher verfügen diese Landesteile über größere Kapazitäten. Während die Experten die Anzahl der Klinikbetten im landesweiten Durchschnitt auf circa 15 Stück pro 10.000 Personen schätzen, liegen die Werte in Bundesstaaten wie beispielsweise Karnataka (40 Betten pro 10.000 Personen), Tamil Nadu (21 Betten pro 10.000 Personen) und Maharashtra (20 Betten pro 10.000 Personen) deutlich darüber. 

Hinzu kommt ein Gefälle zwischen städtischen und ländlichen Regionen bei der Verteilung von tertiären medizinischen Versorgungseinrichtungen. Während es auf dem Land häufig eine Unterversorgung gibt, ist die Lage in den Städten deutlich besser. Laut Angaben von CRISIL von März 2023 verfügte Bengaluru über 43 Betten pro 10.000 Einwohner, Chennai über 40 Betten und der Großraum Mumbai über 33 Klinikbetten für 10.000 Personen.   

Verteilung von Kliniken und Klinikbetten großer privater Krankenhausketten in Indien
Unternehmen

Anzahl an Kliniken

Anzahl an Klinikbetten

Geschätzte Anzahl an Kliniken mit mehr als 300 Betten

Region mit Unternehmenssitz
Apollo Hospitals Enterprise709.95711Tamil Nadu
Manipal Health Enterprises298.3002Karnataka
Narayana Hrudalaya 2)236.0864Karnataka
Fortis Healthcare 1)274.5002Haryana
Krishna Institue of Medical Sciences123.9405Telangana
Max Healthcare Group173.4445New Delhi
Quality Care India163.0164Telangana
Global Health52.5952Haryana
Jupiter Life Line Hospitals 2)31.1943Maharashtra
Sahyadri Hospitals91.1180Maharashtra
Ruby Hall Clinic Services38001Maharashtra
Aditya Birla Health Services15001Maharashtra
CRISIL bezieht sich jeweils auf Unternehmensangaben für Juli 2023; 1 in Betrieb befindliche Betten; 2 konsolidierte Angaben.Quelle: CRISIL 2023

ICRA schätzt, dass die derzeitige Auslastung der großen privaten Kliniken im Finanzjahr 2023/2024 (1. April bis 31. März) bei etwa 65 Prozent liegen wird. Nach einer Behandlung verbringen indische Patienten im Schnitt zwischen drei und vier Tage im Krankenhaus, so das Portal Statista.  

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