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Verlagsgewerbe
Die Ertragslage der indischen Verlagshäuser hat sich wieder gebessert. In der Pandemie sind aber viele Leser auf digitale Informationsangebote umgeschwenkt - und bleiben auch dort.
Von Boris Alex | New Delhi
Markttrends: Digitalisierung fordert Verlagsbranche heraus
In die indischen Verlagshäuser ist wieder Optimismus eingekehrt. Denn auch sie profitieren von dem wachsenden Bedarf an Lehrbüchern. Der Umsatz in der Branche dürfte 2022 nach den zwei Coronajahren wieder anziehen, so die Einschätzung der Association of Publishers in India (API). Einer Prognose aus dem Jahr 2019 zufolge sollte der Umsatz bis 2024 auf knapp 11 Milliarden US-Dollar (US$) zulegen - 2019 waren es noch 6,7 Milliarden US$.
Die Krise ist aber noch nicht überstanden und nicht nur für kleinere Verlage bleibt die Lage angespannt. Im März 2022 gab Amazon bekannt, dass es den erst 2017 übernommenen Buchverlag Westland Books schließt. Er zählte mit mehr als 200 Neuveröffentlichungen pro Jahr zu den größten Verlagen in Indien. Gemessen am Umsatz waren im Finanzjahr 2019/2020 (1. April bis 31. März) Penguin Random House mit 35 Millionen US$ und Harper Collins mit 20 Millionen US$ die größten Buchverleger.
Auch die Verlagshäuser müssen sich der Digitalisierung beim Medienkonsum stellen. Wie in den meisten Ländern hat Corona auch in Indien den Trend beschleunigt. Im Zeitungs- und Zeitschriftensegment sind viele Leser während des Lockdowns auf Onlinepublikationen umgestiegen. Schätzungen zufolge dürften 15 bis 20 Prozent der Leserschaft auch nach der Krise "verloren" sein. Die Auflagen der Zeitungen und Zeitschriften sind zwar gesunken, die Anzahl der Publikationen ist allerdings stabil geblieben. Medienplattformen wie Magzter gewinnen an Bedeutung - allein dort können 7.500 Zeitungen und Magazine digital gelesen werden.
2019/2020*) | 2020/2021*) | Veränderung | |
---|---|---|---|
Zeitungstitel | 9.840 | 9.750 | -0,9 |
Auflage (in Millionen Stück) | 258,4 | 225,9 | -12,6 |
Magazintitel | 22.803 | 22.930 | 0,6 |
Auflage (in Millionen Stück) | 181,0 | 160,1 | -11,5 |
Der indische Buchumsatz lag 2021 bei etwa 4 Milliarden US$ und dürfte in den kommenden Jahren trotz wachsender Leserzahlen leicht sinken. Im Gegenzug sollen die Verkäufe von elektronischen Büchern bis 2027 um ein Drittel auf 190 Millionen US$ zulegen, so die Analyse von Statista. API schätzt den Anteil von E-Books mit 8 bis 10 Prozent des Umsatzes deutlich höher ein. Vor allem die großen internationalen Verlage wie Penguin Random House oder Harper Collins haben ihr Onlineangebot in den letzten eineinhalb Jahren ausgebaut und kooperieren beim Vertrieb unter anderem mit Amazon und Google.
Branchenstruktur/Wettbewerb: Medienhäuser erzielen wieder Umsatzzuwächse
Das indische Verlagsgewerbe gilt als stark fragmentiert. Nielsen beziffert in seiner Studie aus dem Jahr 2015 die Zahl der Verlage auf 9.000 Firmen. Die Branche hatte 2019 laut API etwa 1,2 Millionen Beschäftigte. Im Finanzjahr 2021/2022 haben sich die Umsätze der börsennotierten Verlagshäuser nach einem Einbruch in der Vorperiode wieder erholt. Die Umsätze großer Verlage wie Dainik Bhaskar, Jagran Prakashan, HT Media oder Navneet legten um bis zu 32 Prozent zu. Indiens größter Medienkonzern, die familiengeführte Times Group, erzielte 2020/2021 einen Umsatz von 524 Millionen US$.
Unternehmen | Umsatz 2020/2021*) | Umsatz 2021/2022*) | Veränderung |
---|---|---|---|
Dainik Bhaskar | 205,9 | 237,6 | 15,4 |
Jagran Prakashan | 176,1 | 217,0 | 23,2 |
HT Media | 152,6 | 201,6 | 32,1 |
Navneet | 113,9 | 149,7 | 31,4 |
Hindustan Media | 74,5 | 89,9 | 20,7 |
S. Chand Group | 58,1 | 64,5 | 11,0 |
MPS | 57,7 | 60,2 | 4,3 |
Repro India | 18,9 | 38,6 | 104,2 |
Stand: September 2022