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Wirtschaftsumfeld | Indien | Investitionsklima

Attraktives Investitionsklima zieht ausländische Geldgeber an

Indien zieht Milliarden an ausländischen Direktinvestitionen an. Auch aus Deutschland fließt Geld, besonders in einen Bundesstaat.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indiens Regierung ist an Investitionen aus dem Ausland interessiert. Grundsätzlich gibt es dafür zwei Wege: die sogenannte "Automatic Route" und die "Government Route". Bei letzterer ist die Zustimmung der Regierung für die Investition notwendig. Seit 2014 wurden zahlreiche Obergrenzen unter der Government Route aufgehoben oder erweitert, zuletzt 2021 für die Versicherungsbranche. Damit wird der Investitionsprozess einfacher. 

Unternehmen nannten im "German-Indian Business Outlook 2023" der Auslandshandelskammer Indien das Arbeitskräftereservoir als Standortvorteil. Aufgrund der jungen Bevölkerung das Medianalter für 2023 beträgt 28 Jahre stehen noch auf Jahrzehnte hinaus Menschen für den Arbeitsmarkt zur Verfügung. In der Publikation heben Unternehmen auch das Level an politischer Stabilität als Vorteil hervor. 

Zwischen Indien und Deutschland existiert derzeit kein Investitionsschutzabkommen. Indien hatte ein bestehendes Vertragswerk 2017 unilateral außer Kraft gesetzt. Derzeit verhandelt das Land mit der EU über ein umfassendes Freihandels- und Investitionsschutzabkommen. Eine Einigung halten Beobachter frühestens 2024 für wahrscheinlich. In der Zwischenzeit kommen andere Instrumente zum Einsatz, so zum Beispiel die Investitionsgarantien des Bundes. Die Bedingungen dafür wurden im Oktober 2023 verbessert.

Indien ist ein aussichtsreiches Investitionsziel

Der "World Investment Report 2023" der Vereinten Nationen meldet, dass Indien 2022 Direktinvestitionen (Foreign Direct Investments; FDI) in Höhe von 49 Milliarden US-Dollar (US$) anzog, 4 Milliarden US$ mehr als im Vorjahr. Damit liegt das Land auf Rang 8 aller erfassten Investitionsziele. Beim Blick auf die angekündigten Greenfield-Investitionen fand sich Indien mit über 1.000 Projekten gar auf Rang 3 wieder, hinter Großbritannien und den USA.

Das indische Department for Promotion of Industry and Internal Trade (DPIIT) erfasst ebenfalls FDI-Daten. Im Finanzjahr 2022/2023 (1. April bis 31. März) erhielt Indien der Behörde zufolge rund 46 Milliarden US$ an FDI, inklusive des Erwerbs von Unternehmensanteilen. Für den Zeitraum von April bis September 2023 meldete DPIIT Zuflüsse im Umfang von etwas mehr als 20 Milliarden US$. Seit April 2000 bis September 2023 sind 655 Milliarden US$ als Direktinvestitionen eingegangen. DPIIT führt Deutschland mit rund 14 Milliarden US$ (2 Prozent) auf Rang 9 der wichtigsten Herkunftsländer für FDI. Platz 1 belegt seit Jahren Mauritius, es folgen Singapur und die USA. 

Branchenschwerpunkt der Investitionen bildet der Dienstleistungsbereich mit 16 Prozent Anteil an den FDI seit April 2000 – darunter fällt unter anderem die Auslagerung von Unternehmensdienstleistungen. Danach folgen die Bereiche Computersoft- und Hardware (15 Prozent), Handel und Telekommunikation (jeweils 6 Prozent) und die Automobilindustrie (5 Prozent). 

Regionale Schwerpunkte bilden die Bundesstaaten Maharashtra mit 30 Prozent Anteil am FDI, Karnataka (23 Prozent), Gujarat (16 Prozent), die Hauptstadtregion New Delhi (14 Prozent) und Tamil Nadu (5 Prozent).

Deutsche Unternehmen zieht es nach Maharashtra 

Zwischen 1.800 und 2.000 deutsche Unternehmen sind lokal tätig. Indischen Meldungen zufolge investierte die Bundesrepublik von April 2000 bis Juni 2023 rund 14 Milliarden US$ in Indien. Davon entfielen 547 Millionen US$ auf das Finanzjahr 2022/2023, in der Vorjahresperiode waren es 728 Millionen US$. Etwa 238 Millionen US$ wurden im Zeitraum April bis September 2023 investiert. 

Die seit April 2000 bis Dezember 2022 investierten Mittel verteilen sich zu 22 Prozent auf den Automobilsektor. Rund 15 Prozent gingen in den Dienstleistungsbereich, 10 Prozent in den Maschinenbau, 8 Prozent flossen in den Handel und 6 Prozent in die chemische Industrie (ohne Düngemittel). Die wichtigste Region für deutsche Investitionen ist der Bundesstaat Maharashtra. Dort wurde seit April 2000 ein FDI-Anteil in Höhe von 46 Prozent verzeichnet, gefolgt von Tamil Nadu (19 Prozent) und Karnataka (15 Prozent). 

Die Deutsche Bundesbank hat in den vergangenen Jahren ebenfalls wachsende deutsche Direktinvestitionen in Indien festgestellt. Der Direktinvestitionsbestand kletterte 2010 von umgerechnet knapp über 10 Milliarden US$ auf etwas mehr als 24 Milliarden US$ im Jahr 2021.

Beispiele für deutsche Investoren in Indien (Ankündigungen aus dem Jahr 2023)

Unternehmen

Branche

Volumen
WebastoAutomobilzulieferer126 Millionen US$ für Erweiterung der lokalen Produktion
BlaupunktElektronik12 Millionen US$ für TV-Produktion in Indien
Dürr-Gruppe (Schenk RoTec)Maschinenbau6 Millionen US$ für Produktionserweiterungen und IT-Dienstleistungen
Quelle: Pressemeldungen 2023; eigene Recherchen 2023

Investitionsförderung: Der Einzelfall entscheidet

Es gibt eine Fülle an Unterstützungsmaßnahmen für Firmen mit Investitionswunsch. Sie reichen von Bundes- bis auf Gemeindeebene und oft wird zusätzlich nach Branchen unterschieden. Eine gezielte Unterstützung kann der für Anfragen aus Deutschland eingerichtete "Country Desk" bei der Investitionsbehörde Invest India liefern. Die Deutsch-Indische Handelskammer berät ebenfalls. Hinzu kommen individuelle Beratungsangebote privater Unternehmen. 

Für Interessenten, die Indien als Standort für die Exportproduktion nutzen wollen, ist ein Blick auf die Sonderwirtschaftszonen interessant. Diese sind auf Exportunternehmen ausgerichtet und bieten beispielsweise vereinfachte Verwaltungsverfahren bei Investitionen oder vergünstigte Importe.

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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