Wirtschaftsumfeld | Indien | Freihandelsabkommen
Verträge zum RCEP-Abkommen ohne Indien unterzeichnet
Auf eigenen Wunsch schied Indien Ende 2019 aus den Verhandlungen aus. Zu groß war die Sorge vor Nachteilen. Eine Hintertür zum Beitritt bleibt jedoch offen.
23.11.2020
Von Florian Wenke | Bonn
Am 15. November 2020 wurden die Verträge der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) von den 15 beteiligten Ländern unterschrieben und damit die größte Freihandelszone der Welt geschaffen. Die bevölkerungsreichste Demokratie der Erde befindet sich jedoch nicht unter den Unterzeichnern. Obwohl Indien zuvor an 28 Verhandlungsrunden teilgenommen hatte, erfolgte im November 2019 der Rückzug.
2017 | Veränderung | 2018 | Veränderung | 2019 | Veränderung | |
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Exporte | 61,0 | 33,0 | 66,2 | 8,5 | 64,4 | -2,8 |
Importe | 158,8 | 22,2 | 174,6 | 10,0 | 165,4 | -5,2 |
Saldo | -97,8 | 16,2 | -108,4 | 10,8 | -101,1 | -6,7 |
Eine Mitgliedschaft im RCEP-Zusammenschluss hätte weite Bereiche der indischen Wirtschaft einem schärferen Wettbewerb ausgesetzt. Neben Teilen der Landwirtschaft wäre dies auch im wichtigen Textilsektor und beispielsweise bei Stahl der Fall gewesen. Indien möchte aber besonders seine kleinen und mittleren Firmen vor Konkurrenz schützen.
Zu groß war in New Delhi zudem die Befürchtung vor einer Übermacht Chinas im neuen Handelsbündnis. Bereits in den vergangenen Jahren hatte das deutliche Handelsbilanzdefizit mit China der Regierung unter Premierminister Narendra Modi Sorgen bereitet. Im Zuge einer neuen Wirtschaftspolitik und angeheizt durch außenpolitische Spannungen, möchte Indien seine wirtschaftlichen Beziehungen mit China deutlich entflechten und Importe reduzieren.
2017 | Veränderung | 2018 | Veränderung | 2019 | Veränderung | |
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Exporte | 12,5 | 40,1 | 16,4 | 31,1 | 17,3 | 5,5 |
Importe | 71,9 | 18,9 | 73,6 | 2,3 | 68,4 | -7,1 |
Saldo | -59,4 | 15,2 | -57,2 | -3,7 | -51,1 | -10,7 |
Ausgeschlossen ist ein Beitritt zur RCEP jedoch nicht. Das Vertragswerk ließe Indiens Mitgliedschaft zu und würde sogar einen beschleunigten Beitrittsprozess ermöglichen, sollte die indische Regierung einen schriftlichen Antrag zur Aufnahme stellen. Aktuell ist dies jedoch unwahrscheinlich.