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Der Markt für Augenoptik hat noch Potenzial

Immer mehr Indonesier können sich Sehhilfen leisten. Trotzdem kaufen sich im regionalen Vergleich nur wenige Menschen eine Brille. China ist mit Abstand der wichtigste Lieferant.

Von Frank Malerius | Jakarta

Vergleichsweise wenige Indonesier tragen eine Brille, vor allem in der Provinz. In den Städten sind sie hingegen immer häufiger zu sehen, vor allem bei Mädchen und jungen Frauen. Manchmal dienen sie lediglich als Modeaccessoire. Auch Kontaktlinsen, die nur die Augenfarbe aufhellen, sind der letzte Schrei.

Indonesien ist industriell schwach entwickelt und stellt kaum technologisch anspruchsvolle Produkte her. Dennoch gibt es Hersteller von optischen Linsen, wie etwa Domba Mas, sowie den Verband indonesischer Optikunternehmer (Gabungan Pengusaha Optik Indonesia; GAPOPIN). 

Laut UN Comtrade importierte Indonesien 2021 optische Waren wie Brillen, Brillengläser oder Kontaktlinsen im Wert von 118 Millionen US-Dollar (US$). Die Produkte kommen vor allem aus China. Ein großer Vertriebskanal im Land ist das französische augenoptische Unternehmen Essilor. In etwa demselben Umfang wie die Importe bewegen sich die Exporte von optischen Waren. 

Darüber hinaus wurden 2021 optische Instrumente und Apparate wie Ferngläser oder Teleskope im Wert von fast 164 Millionen US$ eingeführt. 2020 lag der Wert noch bei circa 138 Millionen US$In diesem Bereich gibt es im Inselstaat praktisch keine eigene Herstellung beziehungsweise Exporte.

Im Vergleich zu anderen ASEAN-Ländern wie Malaysia, Thailand, Vietnam oder Singapur ist Indonesiens Bedarf nach Optikimporten ausgesprochen gering. Insbesondere wenn man die Größe der indonesischen Volkswirtschaft bedenkt, die mehr als ein Drittel der Wirtschaftsleitung im ASEAN-Verbund ausmacht. Die Nachbarländer importieren per anno jeweils Branchenwaren im Milliardenwert.

Krankenversicherung deckt Brillen ab

Die Nachfrage nach importierter Optik dürfte mittelfristig aber zulegen. Die Wirtschaft wächst jährlich um rund 5 Prozent. Immer mehr der 275 Millionen Indonesier steigen infolgedessen in die Mittelschicht auf und können sich eine Brille leisten. Ein weiterer Treiber ist die Verbesserung der Krankenversorgung. Seit 2014 gibt es eine allgemeine Krankenversicherung, die Sehhilfen abdeckt. 

Auch ärmere Menschen bekommen in den kommunalen Gesundheitszentren, den "Puskesmas", eine Überweisung zum Augenarzt und erhalten dann Rezepte für Brillen, die sich in Fachgeschäften einlösen lassen. Wer eine modische oder eine punktgenau auf die Sehstärke angepasste Gleitsichtbrille haben will, muss sie allerdings aus eigener Tasche bezahlen. Einfache Lesebrillen sind zum geringen Preis in Supermärkten erhältlich, ähnlich wie in Deutschland.

Die Gründe für eine vom Arzt verschriebene Sehhilfe sind divers – die häufigsten Augenleiden sind laut dem Verband der Augenärzte (Perhimpunan Dokter Spesialis Mata Indonesia; PERDAMI) Katarakte, Glaukome, Ametropie, Retinopathie und Hornhautverkrümmungen. Eltern müssen sich selbst um mögliche Augenkrankheiten ihrer Kinder kümmern, es gibt keine verpflichtende Untersuchung in Schulen oder Kindergärten.

Indonesiens Import von optischen Produkten (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Produkte (SITC-Codes)

2020

2021

Veränderung 2021/2020

wichtigste Lieferanten 2021

Optische Instrumente, Apparate und Geräte (871)

114,3

118,1

3,3

China; Singapur

Ferngläser, Fernrohre, Teleskope (871.1)

32,3

30,3

-6,2

Singapur; Hongkong, SVR

Flüssigkristallanzeiger, Laser, andere optische Instrumente (871.9)

61,8

67,0

8,4

China

Kontaktlinsen (884.11)

6,0

11,5

91,7

Südkorea

Brillengläser aus Glas (884.15)

0,7

0,7

0,0

China

Brillengläser aus anderen Stoffen (884.17)

10,3

12,7

23,3

China

Brillen und Brillenfassungen (884.2)

57,7

52,1

-9,7

China

Fassungen für Brillen und für ähnliche Waren (884.21)

17,6

18,3

4,0

China

Teile von Fassungen für Brillen und für ähnliche Waren (884.22)

1,6

1,5

-6,2

Singapur

Korrektionsbrillen, Schutzbrillen, andere Brillen und ähnlichen Waren (884.23) 

38,6

32,2

-16,6

China

Quelle: UN Comtrade 2022


Ausländische Firmen importieren Optikgüter überwiegend

Mehrere ausländische Optikunternehmen sind in Indonesien tätig. Überwiegend importieren und verkaufen sie ihre Waren nur. Denn eine Produktion höherwertiger Güter gibt es – so wie in den meisten anderen Industriebranchen auch – im Land nicht. Dem Inselstaat mangelt es für technisch anspruchsvolle Arbeiten an Fachkräften, auch das Bildungsniveau ist noch schwach. 

Zudem hatten es Unternehmen, die in Indonesien eine eigene Produktion aufbauen wollte, bislang schwerer als in den Nachbarländern. Zu stark waren die Beschränkungen, denn die Politik war stets darauf bedacht, einheimische Unternehmen vor Konkurrenz zu schützen. Im Jahr 2021 wurde aber das Investitionsrecht liberalisiert. Die meisten Wirtschaftsbereiche wurden für ausländische Unternehmen geöffnet und das Vertriebsrecht wurde gelockert. Auch das strenge Arbeitsrecht wurde reformiert.

Noch bleibt abzuwarten, ob das, was das Papier verspricht, auch in der Praxis Bestand hat. Wirtschaftskanzleien berichten von einem leicht gestiegenen Interesse deutscher Unternehmen. Der Archipel hofft hauptsächlich auf Unternehmen, die in China unzufrieden geworden sind. Sie sollen in Indonesien eine neue Heimat finden und wertschöpfungsstarke Industriejobs schaffen, die die hohe Arbeitslosigkeit verringern und einen Know-how-Transfer bieten.

Die fehlende Marktgröße ist ebenfalls ein Investitionshindernis für ausländische Optikfirmen. So vertreibt Rodenstock seine Markenbrillen und -linsen vor allem über den großen Fachhändler Melawai Optik. Darüber hinaus hat Carl Zeiss Singapore eine Repräsentanz im Archipel. Das Unternehmen führt Mikroskope, medizinische Geräte der Augenheilkunde, Linsen für Mikroskope, Kameras und Brillen ein. Ausländische Branchengröße ist das japanische Unternehmen Hoya, das seit einigen Jahren sogar in kleinem Maßstab Standardlinsen für Brillen in Indonesien fertigt. Spezialware wird hingegen importiert.

Kontakte

Gabungan Pengusaha Optik Indonesia (GAPOPIN)

Verband indonesischer Optikunternehmer

Perhimpunan Dokter Spesialis Mata Indonesia (PERDAMI)

Verband indonesischer Augenärzte

Domba Mas

Hersteller von optischen Linsen

Essilor

Vertriebsunternehmen für importierte Linsen


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