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Papierverpackungen im Aufwind
Nachhaltige Packmittel aus Papier sind in Indonesien zunehmend gefragt. Die Verpackungsindustrie investiert daher in neue Anlagen, ausländische Technik kommt zum Einsatz.
07.03.2025
Von Oliver Döhne | Jakarta
Der indonesische Verpackungsmarkt wird auf rund 10 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt, davon machen nach Angaben des Verbandes der indonesischen Zellstoff- und Papierindustrie APKI Verpackungen aus Papier und Kartonage rund 30 Prozent aus, mit steigender Tendenz.
Neue Trends bei Verpackungen
Der Bedarf an Verpackungen legt zu und wird vom steigenden Konsum und boomenden E-Commerce angetrieben. Die Verbraucher achten stärker auf nachhaltige Verpackungen und die Konsumgüterhersteller setzen auch deshalb zunehmend auf Verpackungen aus Papier, denn das Land hat massive Probleme mit unsachgemäß entsorgten Plastikverpackungen.
Der Pro-Kopf-Verbrauch an Papier ist im Vergleich zu Nachbarstaaten noch niedrig und bietet Potenzial nach oben. Der Informationsdienst Mordor prognostiziert daher, dass der Papierverpackungsmarkt bis 2030 um rund 6 Prozent pro Jahr wachsen werde.
Die 280 Millionen Einwohner verbrauchten 2023 circa 8 Millionen Tonnen an Pappe- und Papierverpackungen, in Deutschland sind es über 10 Millionen Tonnen. Die Produktion betrug 9,1 Millionen Tonnen, davon gingen 1,5 Millionen Tonnen ins Ausland und rund 0,4 Millionen Tonnen an Papierverpackungen wurden aus dem Ausland importiert.
Zellstoff und Papier in großen Mengen vorhanden
Die Verpackungsindustrie kann die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoff zum Endprodukt im Land vereinen. Sowohl bei Zellstoff als auch bei Papier ist Indonesien der weltweit siebtgrößte Produzent. Innerhalb der ASEAN-Region ist Indonesien bei beidem die Nummer 1.
Indonesien produziert vorrangig Kurzfaserzellstoffe (Short Fiber Pulp). Eukalyptus- und Akazienbäume, die wichtigen Faserlieferanten, wachsen im tropischen Archipel zudem in nur sieben Jahren zu voller Größe, statt in 22 bis 30 Jahren in subtropischen Ländern.
Die Kapazitäten der Zellstoffindustrie sind nach Verbandsangaben zu 99,7 Prozent ausgelastet und müssten erweitert werden. Investitionen in Anlagen stehen aber hohe Kosten für neue Zellstoffwerke im Wege. Immerhin berichten Umweltverbände von einer gigantischen Zellstoffmühle, die in Nord-Kalimantan im Bau ist. Investor ist der indonesische RGE Konzern.
Papierindustrie muss Altpapier importieren
Um den Virgin-Zellstoffnachschub zu sichern, will die Regierung nun 3 Millionen Hektar an Plantagen anlegen. Denn etwa 40 Prozent des lokal gewonnen Zellstoffs gehen ins Ausland, insbesondere nach China.
Wegen des lukrativen Exports von Zellstoffen muss die einheimische Papierindustrie daher mit Altpapier als Rohstoff vorliebnehmen, das laut Branchenexperten wiederum zu 60 bis 70 Prozent aus dem Ausland kommt. Es muss zertifiziert sein, wenn die Produkte daraus wieder exportiert werden sollen. Das Altpapier wird dann im Land zu Zellstoff pulverisiert.
Zwei dominante Großkonzerne und einige mittelgroße Player
Dominierende Produzenten von Zellstoffen, Papier und Produkten daraus sind die einheimischen Konzerne Asia Pulp & Paper (APP) und die APRIL-Gruppe, die auch international aktiv sind, unter anderem in China und Brasilien. Die beiden Branchenriesen engagieren sich durch Zukäufe und Investitionen, neben Zellstoff und Papier, nun auch verstärkt im Papierverpackungssegment.
Die Produktionskapazität an Papierverpackungen lag 2023 bei 12,5 Millionen Tonnen. Viele der Anlagen seien veraltet und müssten ersetzt werden, so Branchenkenner.
APRIL investiert 3,4 Milliarden US-Dollar in der Provinz Riau, unter anderem in eine 1,2 Millionen Tonnen Anlage für nachhaltige und biologisch abbaubare Kartonage. APRIL will diese für die Produktion von Pappbechern, Faltboxen und Foodservice-Verpackungen verwenden.
APP entwickelt mit der Marke Foopak eine Reihe recyclebarer, biologisch abbaubarer, plastikfreier Lebensmittelverpackungen aus 100 Prozent Zellstoff, zertifiziert durch die deutsche Flustix. Über die Marke Enza produziert APP unter anderem Papiereinkaufstüten, fettabweisende Foodservice-Verpackungen, Faltboxen und Pappbecher.
Im Marktsegment Papier für die Verpackungsindustrie sind laut dem Fachverband insgesamt 55 Unternehmen aktiv. Davon verarbeiten 48 schwerpunktmäßig Altpapier. Dazu zählen die Sinarmas-Tochter PT Pabrik Kertas Tijwi Kimia, deren Anlage in Surabaya gerade durch den auch in Deutschland ansässigen Technologiekonzern Andritz modernisiert wird.
Sieben Produzenten gewinnen Papier direkt aus Virgin Pulp, zum Beispiel die zu Sinarmas gehörende PT Indah Kiat und PT Riau Andalan Paperboard International der RGE-Group in Sumatras Provinz Riau. Angesichts der zurückgehenden Nachfrage nach grafischen Papieren, widmet sich auch der indonesische Grafikkonzern KompasGramedia über seine Tochtergesellschaft Metaform Papierverpackungen.
Lebensmittelindustrie ein lukrativer Abnehmer
Insgesamt 18 Firmen produzieren Papier für Verpackungen der Lebensmittelindustrie, den zurzeit lukrativsten und am stärksten wachsenden Bereich. Dazu zählen neben PT Indah Kiat und PT Pabrik Kertas, PT Eco Paper, PT Papyrus Sakti, PT Parisindo Pratama, PT Suparma, Pakerin, PT Surabaya Mekabox und PT Surya Pamenang.
PT Indah Kiat erweitert zurzeit für 3,6 Milliarden US$ seine Produktionsanlage von Papierverpackungen in westjavanischen Karawang, damit soll die Kapazität um 3,9 Millionen Tonnen pro Jahr erhöht werden.
Nur einige ausländische Branchengrößen produzieren bislang vor Ort. Die thailändische SCGP-Gruppe ist über die indonesische PT Fajar Surya Wisesa mit Produktionen in Cikarang und bei Surabaya aktiv, die unter anderem mit Maschinen des deutschen Herstellers BHS arbeitet. Die japanische Rengo-Gruppe produziert an zahlreichen indonesischen Standorten Wellpappe. Und die US-amerikanische Graphic Packaging produziert ebenfalls Wellpappe an den Standorten Bekasi und Semarang.
Kontaktadressen:
Verband der indonesischen Zellstoff- und Papierindustrie