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Biomedizin bietet Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten

Israel fördert die biomedizinische Branche. Biokonvergenz bildet dabei ein wichtiges Teilgebiet. Für ausländische Unternehmen ergeben sich Geschäfts- und Kooperationschancen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Israel sieht in der Biomedizin ein wichtiges Segment des Hightechsektors und ist der Überzeugung, dass sie einen bedeutenden Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten kann. Das hat Hagit Schwimmer, Senior Director für Klima- und Gesundheitstechnologie in der Start-up-Abteilung der israelischen Innovationsbehörde (Innovation Authority) im April 2023 gegenüber Germany Trade & Invest erklärt.

Eine besondere Rolle bei der Entwicklung der Biomedizin spiele Biokonvergenz, die synergetische Verbindung von Biologie und Technologien wie Elektronik, Mechanik, Computer-, Daten- und Materialwissenschaften, Künstliche Intelligenz, Nanotechnologie sowie Maschinen- und Gerätebau. Seit 2020 führt Israel ein nationales Programm zur Förderung von Biokonvergenz-Technologien durch.

Kooperation mit ausländischen Partnern wird gefördert

Die Innovationsbehörde messe der Zusammenarbeit zwischen israelischen Partnern und ausländischen Unternehmen große Bedeutung bei. Ein Beispiel dafür seien von ihr gegründete Forschungs- und Entwicklungskonsortien (FuE), denen jeweils eine Reihe von Unternehmen derselben Branche angehört. Die Teilnehmer erarbeiten gemeinsam Grundlagenwissen und teilen dieses miteinander.

Gegenwärtig, so Hagit Schwimmer, sind in Israel vier für Biomedizin relevante FuE-Konsortien aktiv. Sie befassen sich jeweils mit der Entwicklung eines auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Systems für verbesserte Arbeitsabläufe bei der Genom-Editierung, mit Biochips, mit Datenbank- und Sensortechnologien für Biomarker sowie mit kultivierten Zellen für die Präzisionsmedizin. Die Innovationsbehörde fördere die Tätigkeit dieser Konsortien. Ausländische Unternehmen könnten sich an ihnen beteiligen und in den Genuss der Förderung kommen.

Ein weiteres Beispiel ist das Innovationslaboratorium AION Labs - ein Zusammenschluss internationaler Pharma- und Technologieunternehmen und Investoren. Das Projekt, das ebenfalls von der Innovationsbehörde gefördert wird, widmet sich computer- und KI-gestützter Biomedizin und bietet Start-ups eine Forschungs- und Entwicklungsplattform.

Die Schaffung von biotechnologischen Inkubatoren, in denen Start-ups auch auf dem Gebiet von Biomedizin erste Entwicklungsstadien ihrer Produkte bewältigen können, ist ebenfalls ein wichtiges Förderinstrument. Die Gründung von Inkubatoren wird von der Innovationsbehörde ausgeschrieben. Sie selbst werden von privatwirtschaftlichen, oft auch ausländischen Unternehmen betrieben und von der Behörde finanziell unterstützt. Gegenwärtig, erklärt Schwimmer, seien in Israel sieben biotechnologische Inkubatoren tätig

Die Innovationsbehörde ist um den Ausbau der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern bemüht. Interessierte ausländische Unternehmen können sich mit Anfragen oder Angeboten an die Abteilung für internationale Zusammenarbeit wenden.

Chancen für Investitionen und Technologiezukauf

Um biomedizinische Produkte auf den Markt zu bringen, sind generell hohe Investitionen erforderlich. Zudem ist die Zeit bis zur Markteinführung oft lang. In solchen Fällen kann die Aufbringung von Investitionsmitteln aus dem Ausland unentbehrlich sein.

Zudem sind die meisten Unternehmen der biomedizinischen Branche klein und deshalb oft auf grenzübergreifende Kooperationen angewiesen. Von den 318 Biotechnologiefirmen, die im April 2023 im Bereich "Pharma und Biomedizin“ tätig waren, beschäftigten lediglich sieben mehr als 200 Mitarbeiter. Dagegen wies mehr als die Hälfte, und zwar 185 Firmen, einen Beschäftigungsstand von bis zu zehn Mitarbeitern auf. Dies geht aus der Datenbank der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central hervor.

Hinzu kommt, dass nur etwas mehr als ein Drittel der genannten Unternehmen bereits über marktgängige Produkte verfügt, während andere sich im FuE-Stadium befinden oder klinische Tests durchführen. Unter diesen Umständen kann Kooperation mit ausländischen Unternehmen für viele attraktiv sein.

Hochschulen bieten maßgeschneiderte Lösungen an

Ein weiteres Gebiet, das für ausländische Unternehmen im Biomed-Bereich von Interesse sein kann, ist die Zusammenarbeit mit israelischen Hochschulen oder forschenden Krankenhäusern. Die Hochschulen bieten ausländischen Unternehmen nicht zuletzt maßgeschneiderte FuE-Dienste an.

Dazu nahm Keren Primor, Generaldirektorin von Yissum, der Technologiekommerzialisierungsgesellschaft der Hebräischen Universität in Jerusalem, Stellung. Im Gespräch mit der Wirtschaftszeitung Globes erklärte sie, die meisten Verträge zwischen Yissum und gewerblichen Unternehmen bezögen sich auf Technologie, die die Universität im Einklang mit den Bedürfnissen des jeweiligen Auftraggebers entwickeln solle. 

Tamar Raz, Generaldirektorin der Technologietransfergesellschaft des Jerusalemer Hadassa-Krankenhauses, Hadasit, betonte gegenüber Globes, solche Aufträge seien nicht zuletzt für Biokonvergenz relevant. Mittels der Kombination von Biologie und Engineering könnten die Technologietransfergesellschaften Partner aus beiden Disziplinen zusammenbringen, die sonst nicht zueinandergefunden hätten.

Verschiedene Kooperationsrahmen stehen zur Wahl

Die Zusammenarbeit zwischen ausländischen und israelischen Partnern kann im Rahmen multilateraler Programme wie Horizont Europa oder in anderen Konstellationen erfolgen. Dazu gehört unter anderem die Durchführung gemeinsamer Pilotprojekte im Ausland.

Beispielsweise fördert die Innovationsbehörde gemeinsame biomedizinische Pilotprojekte von israelischen Start-ups und vier Krankenhäusern im Ausland: der Berliner Charité sowie der Mayo Clinic, dem Gesundheitsnetzwerk Hartford HealthCare und dem Thomas Jefferson University Hospital in den USA. Im Rahmen dieser Projekte können die teilnehmenden Unternehmen aus Israel auf die Infrastruktur der Partner-Krankenhäuser zurückgreifen.

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