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Branche kompakt | Kanada | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Branchenstruktur

Kanadas Pharmaindustrie konzentriert sich in Ontario und Québec. Importiert werden vor allem Onkologika sowie Arzneien für seltene Krankheiten und moderne Immuntherapien.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Die Pharmabranche zählt in Kanada zu den innovativsten. Sie setzt sich aus mehreren Teilsektoren zusammen, die unterschiedliche Marktsegmente bedienen. Dazu gehören Generika, rezeptpflichtige Arzneimittel, Biopharmaka und pharmazeutische Dienstleistungen. Kanadische Unternehmen decken die komplette Bandbreite ab. Neben großen Pharmakonzernen gibt es dort auch viele KMU, Auftragshersteller (CMOs) und Auftragsforschungsinstitute (CROs).

Die pharmazeutische Industrie des Landes ist am stärksten vertreten in den Provinzen Quebec (Montreal) und Ontario (Toronto). Mehr als 70 Prozent der Arbeitgebenden der Branche entfallen auf die beiden Provinzen (Stand: 2023). Die Beschäftigung im Sektor wächst seit mehr als zehn Jahren konstant und zählt mehr als 33.000 Angestellte. 

Großteil der Forschungsausgaben fließt nach Ontario

Die Provinz Ontario ist besonders bedeutsam für den Sektor, unter anderem, weil dorthin ein Großteil der F&E-Ausgaben der Branche fließen. GlaxoSmithKline, Sanofi Pasteur oder die kanadische Apotex haben dort eine starke Präsenz. Die Windsor-Sarnia-Lambton Region bildet eines der größten Chemiecluster des Landes; sowohl petrochemische als auch biochemische Unternehmen sind dort stark präsent. Die Provinz beherbergt auch renommierte Universitäten und Forschungseinrichtungen wie die University of Toronto, die McMaster University und das MaRS Discovery District. Diese Institutionen fördern Innovationen und bieten eine solide Grundlage für biotechnologische Forschung.

Wichtige Branchenunternehmen in KanadaJahr 2022, Umsatz in Milliarden US-Dollar

Unternehmen

Sparte

Umsatz 

Johnson & JohnsonPharma, Medizintechnik

4,73

MerckPharma

1,77

Novartis Pharma

1,75

AbbVieBiopharma

1,71

Novo Nordisk Pharma

1,62

AstraZeneca Pharma, Biotechnologie

1,48

Pfizer Pharma, Biotechnologie

1,46

Bayer Pharma, Biotechnologie, Chemie

1,36

Apotex Pharma, Generika

1,35

GlaxoSmithKline Pharma, Biotechnologie

1,31

Quelle: IQVIA Institute 2024

Der Pharmamarkt in Kanada wird von großen internationalen Unternehmen beherrscht. Zu den führenden gehörten im Jahr 2022 Johnson & Johnson, Merck, Novartis, AbbVie und Novo Nordisk. Auch deutsche Unternehmen wie Bayer und Boehringer Ingelheim haben eine starke Präsenz auf dem kanadischen Markt aufgebaut und profitieren von der hohen Nachfrage dort nach innovativen Therapien.

Um ihre F&E-Kapazitäten und Marktpräsenz zu erhöhen, gehen sie dabei häufig Kooperationen mit kanadischen Forschungseinrichtungen und Biotechfirmen ein. So haben LMC Healthcare, Diabetes Canada, Intervent und Boehringer Ingelheim Canada im November 2024 eine gemeinsame Initiative vorgestellt, die darauf abzielt, das Risiko von Typ-2-Diabetes bei gefährdeten Menschen zu senken.

Die zehn umsatzstärksten Unternehmen vereinigten 2022 mehr als die Hälfte des Pharmaumsatzes auf sich. Fast zwei Drittel des Gesamtumsatzes der Branche entfielen im gleichen Jahr auf die 20 wichtigsten pharmazeutischen Produkte.

Biotechnologie besonders dynamisch im Großraum Vancouver 

Auch British Columbia (vor allem der Großraum Vancouver) und Québec (hauptsächlich Montreal, aber auch Québec City) sind bedeutende Zentren für die Biotechnologie in Kanada. Im Großraum Vancouver wurden in den letzten zehn Jahren rund 8.000 neue Jobs im Biotechnologiebereich geschaffen, und die Zahl der Biotechfirmen dort nahm von 2018 bis 2021 um mehr als ein Viertel zu.

Einen guten Überblick über die Konzentration regional ansässiger Unternehmen bietet die Canadian Life Sciences Datenbank. Die Webseite ermöglicht die Unternehmenssuche nach verschiedenen Kategorien (wie Pharmazeutika, Medizintechnik oder Biotechnologie), unterscheidet aber für die Suche auch Kriterien wie Diagnostik oder F&E.

Die größten F&E-Clusterinitiativen in Kanada

  • MaRS Discovery District (Toronto, Ontario): eines der größten Innovationszentren der Welt, das Start-ups und etablierte Unternehmen in den Bereichen Biotechnologie und Pharmazie unterstützt; es bietet Zugang zu Kapital, Mentoring und einem umfangreichen Netzwerk von Partnern
  • Montreal InVivo (Montreal, Québec): fördert die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten in der Region Montreal; konzentriert sich auf die Entwicklung und Kommerzialisierung von biowissenschaftlichen Innovationen
  • Vancouver's Discovery Parks (Vancouver, British Columbia): unterstützende Infrastruktur für biotechnologische und pharmazeutische Unternehmen; fördert die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und der Industrie und unterstützt die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen
  • Toronto Innovation Acceleration Partners (TIAP; Toronto, Ontario): fördert die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen und unterstützt Start-ups im Bereich Biotechnologie und Pharmazie; bietet Zugang zu Kapital, Mentoring und einem umfangreichen Netzwerk von Partnern

Hohe Importabhängigkeit, aber deutscher Lieferanteil leicht rückläufig

Kanada ist bei medizinischen und pharmazeutischen Erzeugnissen mitunter stark auf Importe angewiesen. Im Jahr 2023 führte das Land solche Produkte (SITC-Position 54) im Wert von 19,8 Milliarden US$ ein, fast 6 Prozent weniger als 2022. Das mit Abstand wichtigste Lieferland sind die USA (2023: 5,3 Milliarden US$, was einem Importanteil in dieser Warengruppe von fast 27 Prozent entspricht). Weitere wichtige Lieferländer für Kanada sind Deutschland, Portugal, die Schweiz und Irland. 

Die Bezüge aus Deutschland sind um gut 9 Prozent und damit überdurchschnittlich stark zurückgegangen. Damit hat sich der deutsche Lieferanteil erneut reduziert (2023: 11 Prozent), wie bereits im Vorjahr 2022: Trotz des Importwachstums von 8 Prozent hatte die Brancheneinfuhr aus Deutschland damals nur um knapp 4 Prozent zugelegt.

Zu den Arzneimitteln, die Kanada überwiegend importieren muss, gehören Onkologika für die Behandlung von Krebserkrankungen und Medikamente für seltene Krankheiten. Hier können deutsche Anbieter punkten. Das gilt auch für moderne Immuntherapien und Biologika: Diese Bereiche erfordern Spezialmedikamente, die oft teuer sind und die in Kanada nicht in ausreichendem Maße produziert werden.

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