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Branchen | Israel | Klimatechnologie

Große Pläne für klimatechnologische Industrie

Israel will sich stärker in die Bekämpfung des Klimawandels einbringen und zugleich eine florierende Hightechbranche ausbauen. Internationale Kooperation ist Teil der Strategie.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Israel will sein klimatechnologisches Ökosystem in den kommenden Jahren kräftig ausbauen und es zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor machen. Das geht aus einem Kabinettsbeschluss zur Förderung der Klimatechnologie hervor. Dabei setzt die Regierung stark auf internationale Kooperation bei Forschung und Entwicklung (F&E) - in besonderem Maß mit Europa. Technologieprojekte im Ausland sollen israelischen Firmen den Weg zum Weltmarkt ebnen.

Mehr Förderung, mehr Forschung und mehr Start-ups

Im Juni 2022 hat die Regierung einen Beschluss zur Förderung der Klimatechnologie verabschiedet. Die darin anvisierten Maßnahmen zielen auf einen Ausbau der Innovationstätigkeit und der kommerziellen Basis der Branche ab. Nicht zuletzt will die Regierung die Wissensbasis in diesem Bereich durch kräftige Förderung der angewandten Forschung erweitern.

Die Zahl neuer klimatechnologischer Start-ups soll dank Regierungsbeihilfen von 55 Existenzgründungen 2021 auf 110 im Jahr 2026 steigen. Eine Verdoppelung wird auch bei der Zahl der jährlich angemeldeten israelischen Patente im Bereich der Klimatechnologie angestrebt. Um angewandter Forschung unter die Arme zu greifen, beschloss die Regierung zudem, staatseigene Infrastruktureinrichtungen stärker als bisher für Pilotprojekte zur Verfügung zu stellen. Solche Projekte werden künftig auch großzügiger gefördert.

Ministerien zum Kauf klimatechnologischer Produkte angehalten

Die finanzielle Basis der Klimaforschung wird, so der Beschluss, erweitert. Deshalb wurden Regierungsministerien angehalten, den Erwerb von Ergebnissen angewandter Forschung zu verdoppeln und mehr klimatechnologische Produkte zu kaufen.

Vier Ministerien wurden verpflichtet, der Klimatechnologie mehr Zuschüsse als bisher zu gewähren. Dabei handelt es sich um das Innovationsministerium (Ministry of Innovation, Science and Technology), das Energieministerium (Ministry of Energy), das Landwirtschaftsministerium (Ministry of Agriculture and Rural Development) und das Umweltschutzministerium (Ministry of Environmental Protection). Noch vor Ende 2022 ist die Schaffung eines entsprechenden Inkubators vorgesehen.

Stärkeres Engagement bei Horizont Europa angestrebt

Bei der Entwicklung der klimatechnologischen Branche will Israel stärker mit internationalen Partnern kooperieren. Nicht zuletzt soll die Teilnahme israelischer Einrichtungen am Rahmenforschungsprogramm Horizont Europa bei Klimatechnologie wesentlich ausgebaut werden.

Israel ist assoziiertes Mitglied der europäischen Rahmenforschungsprogramme. Diese gelten als ein geeigneter Weg zu stärkerer Einbindung des Landes in die internationale Hightechwirtschaft. Mit Horizont Europa erhofft sich die israelische Klimabranche, bessere Kontakte zum Weltmarkt zu knüpfen.

Ferner will Israel das Engagement internationaler Kapitalgeber stärken. Bis 2026 soll die Zahl auf Klimatechnologie spezialisierter ausländischer Wagniskapitalfonds, die in Israel mindestens eine Investition pro Jahr tätigen, auf 40 steigen. Im Jahr 2021 waren 20 solcher Fonds im Lande tätig.

Brückenbau nach Lateinamerika

Wie andere Hightechbranchen wird auch die Klimatechnologie-Industrie für nachhaltiges Wachstum großenteils auf ausländische Märkte angewiesen sein. In bestimmten Fällen kann die Regierung bei der Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen helfen.

Ein Beispiel dafür ist eine im Juli 2022 bekanntgegebene Initiative des Finanzministeriums (Ministry of Finance) und des Landwirtschaftsministeriums. In ihrem Rahmen wollen die beiden Ressorts - in Zusammenarbeit mit der Interamerikanischen Entwicklungsbank - ein Förderprogramm für agrotechnische Unternehmen in Lateinamerika und der Karibik ins Leben rufen.

Das Projekt verfolgt das Ziel, Landwirtschaftsbetrieben in der Region bei der Einstellung auf den Klimawandel zu helfen und die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle mit niedrigen Kohlenstoffemissionen zu fördern.

Der Beitrag, mit dem Israel in dieses Projekt einsteigt, ist mit 3 Millionen US-Dollar nicht hoch. Allerdings verspricht es sich davon, israelische Technologien für Nahrungsmittelproduktion im Zeitalter des Klimawandels bekannter zu machen. Das hat Landwirtschaftsminister Oded Forer erklärt.

Technologie für aride Regionen hat großes Potenzial

Unterdessen legten die gemeinnützige israelische Hightech-Organisation Start-up Nation Central und die DeserTech Climate Technologies Community eine Studie über israelische Start-ups vor, die sich auf die Entwicklung von Technologien für aride Regionen spezialisieren. DeserTech Climate Technologies Community fördert Technologien zur Sicherung nachhaltiger Lebensbedingungen in Trockengebieten.

Laut der Erhebung gibt es in Israel 303 Start-ups, die sich mit derartiger "Desert Technology" befassen. Für 66 von ihnen gehöre diese Technologie zum Kern ihrer Tätigkeit. Weitere 237 Firmen arbeiteten an Technologien, die für Nutzung in Trockengebieten angepasst werden könnten. Die israelische Desert Technology konzentriert sich vor allem auf Landwirtschaft, Energie und Wasser und in etwas geringeren Umfang auf Infrastruktur.

Zu dem Ökosystem der Desert Technology gehören laut der Studie auch mehrere Dutzend Institute für Grundlagenforschung und angewandte Forschung sowie zahlreiche Inkubatoren und Akzeleratoren. Geografisch betrachtet konzentriert sich dieses Ökosystem in der Negev-Wüste, die die südliche Hälfte des Landes bedeckt. Die Verfasser der Studie glauben, dass der Negev sich zu einem internationalen Zentrum für die Entwicklung und Kommerzialisierung von Trockenzonentechnologien entwickeln kann.

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