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Israels Hafenreform hilft auch ausländischen Exporteuren

Die Umschlagkapazität steigt sprunghaft. Das verspricht unter anderem schnellere Frachtabfertigung bei der Einfuhr. Allerdings sind damit noch nicht alle Probleme gelöst.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die 2010 in Angriff genommene Hafenreform zeigt endlich greifbare Ergebnisse. Durch Kapazitätsausbau und Privatisierung müssen die israelischen Seehäfen nunmehr um Kundschaft kämpfen. Der Wettbewerb schlägt sich immer deutlicher in der Umschlagstatistik nieder. Auch die im Januar 2023 abgeschlossene Übernahme des Hafens von Haifa - des größten im Land - durch indische Investoren läutet eine neue Entwicklungsphase ein.

Abbau der Wartezeiten erleichtert Importe

In den letzten Jahren sorgten die israelischen Häfen durch lange Wartezeiten für Verstimmung bei der Importwirtschaft, ihren Kunden und den Reedereien. So etwa rügte die israelische Industriellenvereinigung im März 2022, vor den Häfen würden rund 80 Schiffe vor Anker liegen und auf die Einlaufgenehmigung warten. 

Solche Bilder dürfte es schon bald nicht mehr geben. Grund dafür, so Yoram Sebba, Präsident der israelischen Schifffahrtskammer (Chamber of Shipping of Israel), ist die Inbetriebnahme neuer Hafenanlagen. Die steigende Kapazität werde, so Sebba gegenüber Germany Trade & Invest, die bisherige Überbelastung des Hafenwesens abbauen.

Dadurch werde die Abfertigung der Schiffe wesentlich beschleunigt. In der Folge würden auch die hohen Kosten entfallen, die lange Wartezeiten nach sich ziehen. Das bedeute auch für ausländische Exporteure eine Erleichterung.

Neue Häfen bauen Marktanteil aus

Eine zunehmend bedeutende Rolle beim Übergang zu marktwirtschaftlichem Wettbewerb spielen die beiden neuen, 2021 eröffneten, und von Privatunternehmen betriebenen Häfen: Bayport in Haifa und Southport in Ashdod. Beide spezialisieren sich auf den Containerverkehr, der 2021 mit 46,5 Prozent fast die Hälfte des gesamten Hafenumschlags ausmachte.

Die Umschlagstatistik zeigt, dass die neuen Häfen nach einer relativ kurzen Anlaufzeit ihre Tätigkeit rasch ausbauen. Wie aus den jüngsten verfügbaren Angaben des israelischen Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) hervorgeht, erreichten Bayport und Southport im 3. Quartal 2022 einen Anteil von insgesamt 10,8 Prozent am gesamten Warenumschlag der Häfen. Dabei weist der Trend steil nach oben.

Bis vor Kurzem, so Yoram Sebba, sei die israelische Hafenwirtschaft auf einen Containerumschlag von 2,8 Millionen TEU pro Jahr ausgelegt gewesen. Allerdings lag das tatsächliche jährliche Aufkommen in den Jahren 2018 bis 2022 zwischen 3 Millionen und 3,1 Millionen TEU. Das war ein wesentlicher Grund für die langsame Abfertigung.

Warenumschlag in israelischen Häfen (in Tausend Tonnen)

Jahr

Insgesamt

Haifa

Ashdod

Israel Shipyards

Eilat

Bayport

Southport

2020

57.453

26.796

23.975

4.458

2.224

0

0

2021 *)

59.765

28.506

   24.486

4.806

1.843

0

49

2022 (Januar bis September)

46.139

20.929

17.701

3.385

1.338

2.138

647

* keine endgültigen Zahlen, Summe der Daten für einzelne Häfen weicht um 0,1% vom Gesamtergebnis ab Quelle: Zentralamt für Statistik 2023

Kein neuer Haufenbau in Sicht

Bei voller Auslastung würden die beiden neuen Häfen, so Sebba ferner, die landesweite Containerumschlagskapazität von 2,8 Millionen auf 5,0 Millionen TEU pro Jahr steigern. Das würde nicht nur ausreichen, den Umschlagsbedarf der israelischen Wirtschaft langfristig Zeit zu decken. Vielmehr müssten die Häfen stärker ins Drehscheibengeschäft einsteigen, um ihr Potenzial auszuschöpfen. Daher sei nicht zu erwarten, dass Israel in absehbarer Zeit neue Häfen bauen werde.

Neuer Besitzer muss Hafen von Haifa stärken

Im Januar 2023 wurde die Übernahme des bisher staatseigenen Hafens von Haifa  (Port of Haifa) durch das indisch-israelische Adani-Gadot-Konsortium abgeschlossen. Damit befindet sich der größte Hafen des Landes endgültig in privaten Händen. Die neuen Eigentümer suchen nach Wegen, den Hafen technisch und wirtschaftlich zu stärken. Die Konkurrenz durch den am gleichen Standort gelegenen Bayport macht dieses Anliegen besonders dringlich.

Wie die israelische Wirtschaftszeitung Globes berichtete, hat Bayport einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem alteingesessenen Haifaer Hafen. Dank seines hohen Automatisierungsgrades könnte der neue Hafen seine Belegschaft klein halten und dadurch Kosten sparen. Zwar habe die Regierung bereits im Vorfeld der Privatisierung des alten Hafens einen Personalabbau von 1.000 auf 800 Mitarbeiter bei der Hafengesellschaft erwirkt. Allerdings, so Globes, müsse der Hafen seine Geschäftspalette erweitern.

Diversifizierung und Investitionen nötig

Als erforderlich gilt dabei die Aufwertung der Infrastruktur. Dabei wird dem Haifaer Hafen zugutekommen, dass er nach der Übernahme über freie Finanzierungsmittel von rund 300 Millionen US-Dollar verfügt.

Unter anderem wird die Anlage eines Kais mit größerer Wassertiefe erwogen, um die Abfertigung größerer Schiffe zu ermöglichen. Als eine weitere Möglichkeit wird verstärkter Umschlag von Massengütern genannt.

Ferner plant der Hafen den Bau eines neuen Getreidesilos und die Räumung des bestehenden Getreideterminals. Die dadurch frei werdende Fläche soll kommerziell erschlossen werden. Schließlich wird ein Ausbau des Logistikgeschäfts anvisiert. Dabei wäre es ein Vorteil, dass der israelische Minderheitseigentümer Gadot sich unter anderem auf Hafenlogistik spezialisiert.

Hafen von Ashdod bleibt Problemfall

Ein letzter noch verbleibender Reformschritt ist die von der Regierung bisher vergeblich angestrebte Privatisierung des staatseigenen Hafens von Ashdod (Ashdod Port Company) - des zweitgrößten in Israel. Dieses Vorhaben gilt wegen der oft beklagten Schwerfälligkeit und Ineffizienz des Hafens als schwierig.

In einem Interview mit Globes erklärte Roy Kahlon, ehemaliger stellvertretender Direktor der Behörde für staatseigene Unternehmen, mit einer großen Belegschaft von 1.400 Mitarbeitern sei der Hafen gegenwärtig nicht konkurrenzfähig. Wegen der Effizienzprobleme in Ashdod zögen es manche Importeure sogar vor, ihre Einfuhr über Haifa abzuwickeln, auch wenn ihre Lkw-Flotten dadurch längere Wege in Kauf nehmen müssten.

In der Vergangenheit, so Kahlon, habe die Hafenbelegschaft Reformen mit Streikdrohungen abwehren können. Angesichts der gestiegenen Gesamtkapazität der israelischen Hafenwirtschaft seien diese Zeiten indessen vorbei. Ohne eine Effizienzsteigerung drohe der Hafen in eine schwierige Lage zu geraten.

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