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Branche kompakt | Israel | Ernährungswirtschaft

Markttrends

Wegen des schnellen Bevölkerungswachstums braucht Israel immer mehr Nahrungsmittel. Das Gros des Bedarfs wird aus einheimischer Produktion gedeckt, doch nehmen die Importe zu.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Der israelische Nahrungsmittelbedarf steigt stetig und wird es allein schon wegen des schnellen Bevölkerungswachstums auch in den kommenden Jahren tun. In dem Jahrfünft 2019 bis 2023 nahm die Einwohnerzahl laut der amtlichen Statistik um durchschnittlich 1,9 Prozent zu.

Bevölkerung und Bedarf steigen auch künftig

Laut der mittleren Variante der Bevölkerungsprognose des Zentralamts für Statistik wird das Wachstumstempo in den Jahren 2025 bis 2035 mit 1,8 Prozent pro Jahr faktisch unverändert anhalten. Für den Bedarf an Nahrungsmitteln ist das ein Schlüsselfaktor. Als Grundbedarfsgüter sind sie zudem viel weniger von der Konjunkturentwicklung betroffen als Waren des gehobeneren Bedarfs. Zwar kann eine Verlangsamung der Wirtschaftsentwicklung – beispielsweise, wenn der seit Oktober 2023 geführte Krieg sich ausweitet – die Nachfragestruktur beeinflussen. Dadurch könnte ein Teil der Haushalte vorübergehend auf billigere Produkte ausweichen. Insgesamt aber ist ein anhaltendes Wachstum des Nahrungsmittelmarktes in Israel eine plausible Annahme.

Israel hat ein relativ hohes Wohlstandsniveau. Wäre das Land ein Mitglied der EU, läge es mit Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner im Mittelfeld der EU-Länder. 

Einfuhr entwickelt sich positiv

Im Jahr 2023 erreichte die einheimische Branche auf dem Binnenmarkt einen Umsatz von umgerechnet 22 Milliarden US-Dollar (US$). Damit deckte sie 84,6 Prozent des Marktbedarfs.

4 Milliarden US$

betrug die Einfuhr von Nahrungsmitteln 2023.

Trotz der dominanten Stellung der einheimischen Hersteller bauen ausländische Anbieter ihren Umsatz auf dem israelischen Markt beständig aus. Da die Einfuhr schneller als der Absatz der einheimischen Industrie steigt, erhöht sich auch die Importquote. In der Zeitspanne 2019 bis 2023 stieg die jährliche Einfuhr von Produkten der Nahrungsmittelindustrie (HS-Abschnitt IV) in laufenden Dollarpreisen um kumuliert 44,2 Prozent. Die Einfuhrquote stieg ebenfalls beständig und belief sich 2023 auf 15,4 Prozent gegenüber 12,5 Prozent 2018.

Die führende Importkategorie waren 2023 Rückstände und Abfälle der Nahrungsmittelindustrie sowie Futterzubereitungen. Unter den für den menschlichen Verzehr bestimmten Produkten führten Getränke, gefolgt von Zubereitungen von Getreide, Mehl, Stärke oder Milch sowie Backwaren und verschiedenen essbaren Zubereitungen. Die Nahrungsmittelimporte erfolgen hauptsächlich aus Westeuropa, den USA und Fernost.

Importbedarf hat Israel aber nicht nur bei Erzeugnissen der Nahrungsmittelindustrie, sondern auch bei Ausgangsprodukten für die einheimische Herstellung. Im Jahr 2023 führte das Land Rohstoffe für die Nahrungsmittelbranche im Wert von 3,8 Milliarden US$ ein. Diese Importe waren fast genauso hoch wie die Einfuhr von Nahrungsfertigprodukten, die bei 4 Milliarden US$ lag.

Breite Angebotspalette

Das Nahrungsmittelangebot ist vielfältig. Das ist nicht zuletzt auf die Heterogenität der israelischen Bevölkerung zurückzuführen. In dem Einwanderungsland gibt es zahlreiche Menschen, die den Geschmacksrichtungen ihrer Geburtsländer oder den elterlichen Traditionen anhängen – sei es aus dem Mittelmeerraum, Nahost oder Europa. Zudem gehören 17 Prozent der Israelis der arabischen Bevölkerungsgruppe an. Die arabische Küche des Landes beeinflusst auch die Essgewohnheiten der jüdischen Mehrheit.

Gleichzeitig sind israelische Verbraucher mit internationalen Nahrungsmittelmarken vertraut. Diese werden nicht nur importiert, sondern zum Teil auch in Israel hergestellt, sei es durch israelische Tochterfirmen internationaler Nahrungsmittelhersteller oder im Rahmen von Franchise-Vereinbarungen.

Immer mehr Vegetarier und Veganer

Das Bewusstsein für gesunde Ernährung spielt in Israel eine zunehmende Rolle. Diesen Trend unterstützen auch der Staat und das Gesundheitswesen. Beispielsweise müssen Nahrungsmittelprodukte mit hoher Konzentration von gesättigten Fetten, Salz oder Zucker mit einem roten Warnaufdruck ausgezeichnet werden. Diese Pflicht gilt auch für importierte Erzeugnisse. Die 2024 beschlossenen Erleichterungen der Nahrungsmitteleinfuhr haben daran nichts geändert (siehe dazu auch Abschnitt Rahmenbedingungen). Die Krankenkassen bieten ihren Versicherten umfangreiche Beratung zu Ernährungsgewohnheiten.

Zugleich steigt die Zahl der Vegetarier und Veganer. Laut den meisten Erhebungen liegt der Anteil der Veganer an der Bevölkerung bei rund 5 Prozent. Der Anteil der Vegetarier wird auf zehn Prozent oder mehr geschätzt.

Bei den meisten Verbrauchern, die Veganer oder Vegetarier werden, vollzieht sich diese Veränderung der Essgewohnheiten in jungem Alter. Bei einem erheblichen Teil von ihnen handelt es sich um Jugendliche im Schulalter. Auch in der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren stellen zahlreiche Menschen ihre Essgewohnheiten entsprechend um. Das bedeutet, dass der Prozentsatz der Veganer und Vegetarier künftig weiter steigen dürfte.

Es wird sich indessen zeigen müssen, inwieweit sich die Markteinführung von kultiviertem Fleisch auf den Vegetarianismus auswirken wird. Für einen großen Teil der Vegetarier ist das Töten von Tieren ein wichtiger Grund für den Verzicht auf Fleischgenuss. Nun aber gehört Israel zu den führenden Ländern bei der Entwicklung von kultiviertem Fleisch. Damit könnte sich schon binnen einiger Jahre die Frage stellen, wie viele Vegetarier kultiviertem Fleisch zusprechen werden.

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