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Aktivitäten im Weltraum nehmen zu

Japan stärkt seine Ambitionen im Weltraum und baut hierfür seine Raumfahrtindustrie aus. Bei der Exploration des Alls gibt es Ansätze für eine Kooperation mit Deutschland.

Von Jürgen Maurer | Bonn

Der Weltraum entwickelt sich zu einer Wirtschaftszone, in der Japan und eine Reihe von Ländern, allen voran die USA, ihre Claims abstecken. Mit SpaceX und diversen Start-ups treiben private Firmen aus den USA die Raumfahrt gegenwärtig am erfolgreichsten voran. Bislang stehen Satellitenstarts in erdnahen Umlaufbahnen hierbei im Fokus. Aber der Mond hat definitiv an Anziehungskraft gewonnen und der Blick geht längst weit darüber hinaus.

Mond übt immer stärkere Anziehungskraft aus

Japans staatlicher Raumfahrtagentur JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) gelang es am 19. Januar 2024, die Mondfähre Smart Lander for Investigating Moon (SLIM) mit einer präzisen Ziellandung auf dem Erdtrabanten aufzusetzen. Damit ist Japan das fünfte Land, das nach den USA, der ehemaligen Sowjetunion, China und Indien mit einem Raumfahrzeug erfolgreich auf dem Mond gelandet ist. Indien schaffte dies 2023. Es landete als erstes Land auf der erdabgewandten Polarregion des Mondes.

Abgesehen von den staatlichen Weltraumorganisationen hat es bislang noch kein privater, kommerzieller Anbieter geschafft, eine Mondlandung erfolgreich durchzuführen. Zwar war im Frühjahr 2023 das japanische Start-up ispace kurz davor, mit seiner Mondfähre der Hakuto-R Mission auf der Oberfläche des Erdtrabanten zu landen. Doch das Gefährt zerschellte. Ebenso musste das US-amerikanische Start-up Astrobotic Anfang 2024 eine Schlappe einstecken: Die Triebwerke versagten.

Diese Rückschläge bedeuten nicht das Ende der privaten Missionen. 

Im Oktober 2023 hat Japans Wirtschaftsministerium dem Start-up ispace 80 Millionen US-Dollar (US$) aus einem speziellen Förderprogramm zugestanden. Damit soll der in Tokyo beheimatete Entwickler von Raumfahrzeugen sein Mondlandegerät voranbringen. 

Bis 2027 soll es mehr als 100 Kilogramm Nutzlast auf der Oberfläche des Erdtrabanten abliefern können. Im Vorfeld sind weitere Mondlandemanöver geplant.

Japan, die USA und die EU kooperieren im Rahmen ihrer Raumfahrtstrategien mit privaten Unternehmen, um von deren Dienstleistungen in der Weltraumforschung zu profitieren. Das betont auch die neue Raumfahrtstrategie Deutschlands, die das Kabinett im September 2023 beschlossen hat.

Transport von Nutzlast ist stark gefragt

Die Mondfähre von ispace flog auf einer Falcon-9-Rakete der privaten US-Firma SpaceX in den Weltraum. Die Mondfähre SLIM der staatlichen JAXA war im Herbst 2023 mit einer H-IIA Rakete ins All befördert worden, die Mitsubishi Heavy Industries (MHI) als langjähriger Raketenlieferant baut. Während die japanischen Trägerraketen noch Einweggefährte für nur einen Start sind, bietet SpaceX ein wiederverwertbares Transportsystem, das gegenwärtig weltweit die Beförderung von Nutzlast ins All dominiert. Auch Japan will zukünftig auf wiederverwendbare Trägerraketen setzen. Dazu arbeitet die JAXA  im Callisto-Projekt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der französischen Raumfahrtagentur CNES zusammen. Ziel ist es, zumindest die erste Stufe einer Trägerrakete für mehrere Einsätze verwenden zu können.

Der Transport von Nutzlast in außerirdische Gefilde ist ein wachsendes Geschäft. Allein der Markt für Mondtransporte soll laut der 2021 veröffentlichten PwC-Studie "Lunar market assessment" im Jahr 2040 rund 79 Milliarden US$ umfassen. Weltweit betrugen die Einnahmen aus der kommerziellen Raumfahrt im Jahr 2022 rund 428 Milliarden US$, so der "Space Report" der privaten Space Foundation. Dies waren mehr als 75 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes, der sich auf 546 Milliarden US$ belief. In fünf Jahren sollen die Ausgaben in der Raumfahrtindustrie die Marke von 800 Milliarden US$ überschreiten, schätzt die Space Foundation. Als Hersteller und Zulieferer von Raumfahrttechnologie wollen deutsche Firmen und Forschungsinstitutionen ebenso wie japanische Akteure ein Stück vom Kuchen abhaben.

Japan stärkt strategische Ausrichtung

Japan will seine Präsenz im Weltraum ausbauen. Laut dem "Basic Plan for Space" vom Juni 2023 soll die japanische Raumfahrtindustrie Anfang der 2030er Jahre einen Umsatz von umgerechnet rund 55 Milliarden US$ (8 Billionen Yen) erzielen. Dies wäre eine Verdoppelung gegenüber dem Jahr 2020. Dazu hat die Regierung im September 2023 beschlossen, mittels eines speziell aufgelegten Raumfahrtfonds die einheimischen Aktivitäten zu unterstützen. Dieser Fonds soll mit umgerechnet 6,6 Milliarden US$ ausgestattet sein und nicht nur der nationalen Raumfahrtbehörde JAXA, sondern darüber auch Forschungseinrichtungen und privaten Branchenunternehmen zugutekommen. 

Bis 2030 stehen unbemannte Mondmissionen im Fokus. Danach soll der Mars ins Visier rücken.

Dafür ist die erfolgreiche Landung der japanischen Mondfähre SLIM ein kleiner Schritt. Ein größerer Schritt ist es, das von den USA geführte Artemisprojekt zu unterstützen, bei dem Japan, Kanada und die EU als Partnerländer mitwirken. Das Artemisprojekt hat die ersten bemannten Mondlandungen seit 1972 zum Ziel. Es soll den Erdtrabanten erkunden und eine Basis für weitere Weltraumexplorationen errichten. Für das Projekt entwickeln Toyota Motor und MHI einen Rover, mit dem Astronauten auf dem Mond mobil sein können. Deutschland und Italien entwickeln gemeinsam das Mondlandesystem European Large Logistics Lander (EL3).

Mit Deutschland arbeitet Japan auch bei der Erkundung von ferneren Monden und Asteroiden zusammen. 

Bei der von Japan geführten nächsten Marsmission MMX wird ein kleiner Rover, von Deutschland und Frankreich gemeinsam entwickelt, Proben von einem der Marsmonde einsammeln und auf die Erde zurückbringen. 

Zudem steht die Mission Destiny+ auf der Agenda, bei der JAXA mit dem DLR gemeinsam einen Asteroiden und dessen Staubwolke anpeilen. Dabei soll auch die Tauglichkeit von Ionentriebwerken getestet werden. Eine Kooperation zwischen Japan und anderen gleichgesinnten Ländern wird für die Exploration des Weltraums an Bedeutung gewinnen, gerade auch vor dem Hintergrund der geostrategischen Veränderungen auf der Erde.

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