Branche kompakt | Japan | Energiewirtschaft
Branchenstruktur
Im Energiesektor gibt es viele starke japanische Firmen. Solaranlagen und Windturbinen werden vorwiegend importiert. Neue Technologien entstehen bei Wasserstoff und Solarzellen.
31.03.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japan hat nur eine sehr geringe Quote der Eigenversorgung mit Energie. Im Fiskaljahr 2022 lag diese in der Primärenergieversorgung laut dem Ministry of Energy, Trade and Industry (METI) bei 12,6 Prozent. Fossile Brennstoffe werden komplett importiert. Eine starke Stellung in der Stromerzeugung haben regionale Stromerzeuger und das von zwei solchen gegründete Unternehmen JERA. Neue Stromanbieter stellten im November 2024 laut der Electricity and Gas Market Surveillance Commission 19 Prozent der gehandelten Strommengen. Seit 2016 können alle Konsumenten wählen, von welchem Stromanbieter sie Strom beziehen.
Viele Industrieunternehmen erzeugen Strom für den Eigenbedarf. Ende Februar 2024 beliefen sich die Kapazitäten der Mitglieder der Association of large-scale On-site Power-plant Owners auf 18,3 Gigawatt. Zu einem großen Anteil werden hier noch mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke eingesetzt. Besonders stark verbreitet ist die Stromerzeugung für den eigenen Verbrauch in der Stahl-, Zement-, Papier- und Chemieindustrie.
Einheimische Anbieter stark aufgestellt
Japan verfügt über starke Firmen im Energiesektor. Importe nutzt es primär zur Ergänzung in Bereichen, wo eigene Firmen nicht so stark sind. Bei Gasturbinen ist Mitsubishi Heavy Industries (Marke Mitsubishi Power) der Platzhirsch. Weitere Produzenten sind Kawasaki Heavy Industries und IHI. Daher ist es für ausländische Anbieter wie etwa Siemens Energy oder GE Vernova schwer, in Japan in diesem Bereich Fuß zu fassen.
Auch Firmen wie Toshiba, Hitachi, Fuji Electric, Meidensha, Nissin Electric und Daihen sind im Kraftwerksbau sowie bei Stromübertragungs- und Verteilungstechnik stark aufgestellt. Dennoch sind in diesen Bereichen auch Firmen wie Siemens Energy, GE Vernova und ABB in Japan aktiv. Die Brennstoffbeschaffung erfolgt oft über Handelshäuser wie Mitsubishi, Mitsui, Itochu, Sumitomo, Marubeni, Sojitz oder Eneos Xplora (ehemals JX Nippon Oil & Gas Exploration). Baufirmen im Kraftwerksbau sind unter anderem Kajima, Obayashi, Taisei, Takenaka und Shimizu.
Unternehmen | Sparte | Umsatz Fiskaljahr 2023 * |
---|---|---|
ENEOS Holdings | Petrochemie, Erdöl, Erdgas, Metalle, Strom | 95,9 |
Idemitsu Kosan | Petrochemie, Strom, Kohle, Erdöl, Erdgas | 60,3 |
Tokyo Electric Power | Stromversorger | 47,9 |
Kansai Electric Power | Stromversorger | 28,1 |
JERA | Stromversorger | 25,7 |
Chubu Electric Power | Stromversorger | 25,0 |
Tohoku Electric Power | Stromversorger | 19,5 |
Cosmo Energy | Petrochemie | 18,9 |
Tokyo Gas | Gasversorger | 18,4 |
Inpex | Erdöl, Erdgas, Petrochemie | 15,0 |
Solarmodule und Windturbinen werden importiert
Japanische Firmen sind aus der Fertigung von Windturbinen ausgestiegen. Daher stammen zurzeit alle in Japan neu installierten Turbinen aus dem Ausland. In der Offshore-Windenergie gab es in Japan bisher nur wenige Vorhaben. Daher haben ausländische Planungsfirmen mehr Erfahrung mit dieser Technik. Aktiv ist hier etwa RWE Offshore Wind Japan. Im Dezember 2024 vereinbarten BP und der japanische Stromerzeuger JERA, ihre weltweiten Offshore-Windkraftaktivitäten in ein Joint Venture unter dem Namen JERA Nex bp einzubringen.
Bei Solarzellen stammten 2023 nach Daten der Japan Photovoltaic Energy Association 94 Prozent der in Japan ausgelieferten Module aus dem Ausland. Mit Abstand wichtigstes Lieferland ist China. Als Projektentwickler ist unter anderem die deutsche Baywa vor Ort.
In der Bioenergie waren auf der Messe Smart Energy Week in Tokyo im Februar 2025 von deutscher Seite die Firmen TEWE Electronic (Bau von Biogasanlagen), WegscheidEntrenco (Biomasse-Blockheizkraftwerke) und Weltec Biopower (Biogasanlagen) vertreten.
Hoffnungen ruhen auf Perowskit-Solarzellen
Die hohe Importabhängigkeit von China will Japan nicht hinnehmen und hofft auf neue Arten der Fotovoltaik. Dabei setzt es große Hoffnungen in Perowskit-Solarzellen und will japanische Anbieter dieser Technologie fördern. Zu solchen zählen etwa Sekisui Chemical, Panasonic HD, Kaneka, Toshiba, Aisin und Enecoat. Bis 2040 will Japan rund 20 Gigawatt an Kapazitäten an neuartigen Solarzellen, das heißt vor allem Perowskit-Solarzellen, installieren. Die Kunststofffolien etwa von Sekisui Chemical können aufgrund des geringen Gewichts gut in Gebäude integriert werden. Noch ist aber etwa die Haltbarkeit der Solarzellen nicht lang genug für einen kommerziellen Einsatz.
In der Windenergie fördert das METI zum Beispiel die Entwicklung von Technologien zur Herstellung von Türmen, anderen Teilen von Windkraftanlagen und zur Verankerung von Offshore-Windkraftanlagen. Zudem will der 2024 gegründete Verband Floating Offshore Wind Technology Research Association (FLOWRA) die Technologieentwicklung unterstützen.
Japan will bei Wasserstoff hoch hinaus
Japanische Firmen sind stark bei Wasserstofftechnologien. Das METI fördert diese im Rahmen seiner Industriepolitik. Kawasaki Heavy Industries und IHI entwickeln Wasserstoffturbinen. Kawasaki testet in Niedersachsen mit RWE eine Wasserstoff-Turbine. Der Stromerzeuger JERA und IHI schlossen im Juni 2024 ein Demonstrationsprojekt zu Ko-Feuerung von 20 Prozent Ammoniak in einem großen Kohlekraftwerk ab.
Im Fiskaljahr 2030 will Japan 1 Prozent seiner Primärenergie aus Wasserstoff erzeugen. Da die Preise für Wasserstoff zurzeit noch viel zu hoch für eine wirtschaftliche Nutzung sind, will Japan diese subventionieren. Für die nächsten 15 Jahre hat es dafür circa 20 Milliarden US$ eingeplant. Erste konkrete Projekte, die auf diese Gelder zugreifen, will das Land im Laufe des Fiskaljahrs 2025 benennen.
Batteriespeichersysteme gefragter
Der zunehmende Anteil von Solar- und Windstrom führt zu mehr Instabilität im Stromnetz. Daher gibt es zunehmend Drosselungen der Einspeisung. Im Fiskaljahr 2024 erwartet das METI hohe Drosselungen der erzeugten Strommenge von Solar- und Windkraftanlagen für die Insel Kyushu (6,1 Prozent), für die Region Chugoku (5,8 Prozent) und für die Insel Shikoku (4,5 Prozent). In der Region Tohoku soll der Wert 2,5 Prozent erreichen.
Daher sind Batteriespeichersysteme zunehmend gefragt. Neben den Stromerzeugern selbst sind in diesem Bereich weitere Anbieter aktiv. Dazu zählen unter anderem die Immobilienfirma Hulic, die Unternehmensgruppe Orix, der Telekommunikationsanbieter KDDI und Handelshäuser wie Sumitomo und Itochu.
Weitere deutsche Firmen sind in Japans Energiemarkt tätig. Beispiele sind Herrenknecht, thyssenkrupp nucera, Bosch und SMA.