Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Offshore wind power and energy farm with many wind turbines on the ocean. Sustainable electricity production Offshore wind power and energy farm with many wind turbines on t | © Photocreo Bednarek

Branche kompakt | Japan | Energiewirtschaft

Japans Stromverbrauch wächst wieder

Nach langem Rückgang dürfte Japan wieder mehr Strom verbrauchen. Das Land will Erneuerbare und die Netze ausbauen. Wasserstoff ist auch ein Thema.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Ausblick der Energiewirtschaft in Japan

Bewertung:

 

  • Die Stromnachfrage dürfte wegen neuer Rechenzentren und Halbleiterwerke wieder steigen.
  • Die Regierung will erneuerbare Energiequellen noch stärker nutzen.
  • Japan treibt den Netzausbau voran.
  • Japanische Hersteller entwickeln neue Technologien etwa bei Wasserstoff und Solarzellen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

  • Politische Ziele

    Japan will den Ausbau erneuerbarer Energien und der Netze vorantreiben. Auch die Kernenergie soll wieder an Bedeutung gewinnen.

    Japans Energiepolitik folgt den Prinzipien Sicherheit, Energieversorgungssicherheit, wirtschaftliche Effizienz sowie Umwelt- und Klimafreundlichkeit. Nach der Katastrophe von Fukushima im März 2011 verstärkte Japan seine Bemühungen zum Ausbau erneuerbarer Energien deutlich. Im Oktober 2020 gab Premierminister Suga für Japan das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 aus. 

    Im Fiskaljahr 2010 (April bis März) lag der Anteil erneuerbarer Quellen unter 10 Prozent der Stromerzeugung und beschränkte sich fast nur auf Wasserkraft. Im Fiskaljahr 2023 stammten bereits knapp 23 Prozent aus erneuerbaren Energien. Das Ziel für 2030 liegt bei 36 bis 38 Prozent. Der 7. strategische Energieplan vom Februar 2025 legt für 2040 ein Ziel von 40 bis 50 Prozent fest. Das ist weniger als der Anteil erneuerbarer Energiequellen an der Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2024.

    Zulegen sollen vor allem die Solar- und die Windenergie. In der Solarenergie dürften die Ziele erreicht werden. Der Windenergie an Land sind dagegen aufgrund der vielen Berge natürliche Grenzen gesetzt. Offshore gibt es nur wenig flache Gewässer, wo man wie in der Nordsee relativ einfach Windkraftanlagen errichten könnte. Daher ruhen die langfristigen Hoffnungen Japans auf Offshore-Windkraftanlagen mit schwimmenden Fundamenten. Japan will für den Ausbau nicht nur seine direkten Küstengewässer, sondern in der Zukunft auch Meeresgebiete in seiner exklusiven Wirtschaftszone nutzen.

    Ausbau erneuerbarer Energiequellen geplant

    Für die Planung der Stromerzeugungskapazitäten erstellt das METI regelmäßig Pläne für Energieangebot und -nachfrage. Diese werden vom Kabinett bestätigt. Der 6. Plan von 2021 sieht bis 2030 eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien und der Kernenergie vor. Der Zubau neuer Anlagen zur Stromerzeugung soll vor allem in der Fotovoltaik, der Onshore-Windenergie und in der Offshore-Windenergie erfolgen. Zudem strebt Japan für 2030 an, ein Prozent seines Stroms aus Wasserstoff zu erzeugen. Der 7. Energieplan vom Februar 2025 zielt auf einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren bis 2040.

    Solar- und Windenergie dominieren Zubau bei ErneuerbarenGeplante Kapazitäten in Gigawatt
    Energiequelle

    2022 (Ist) 1,2

    2030 (Ziel) 1,3

    Differenz

    Photovoltaik70,7

    103,5 bis 117,6

    32,8 bis 46,9

    Onshore-Wind5,117,912,8
    Offshore-Wind0,15,75,6
    Biomasse6,98,01,1
    Geothermie0,61,50,9
    Wasserkraft50,250,70,5
    1 Fiskaljahr (April bis März); 2 Ist; 3 Prognose.Quelle: METI 2024

    Japan will mehr Erneuerbare Energiequellen im Strommix Anteil an der Stromerzeugung in Prozent
     

    2018 (Ist) 1

    2023 (Ist) 1,2

    2030 (Ziel) 1,3

    2040 (Ziel) 1,4

    Erneuerbare16,922,9

    36 bis 38

    40 bis 50

      Solar6,09,8

    14 bis 16

    23 bis 29

      Wind0,71,15

    4 bis 8

      Wasserkraft7,77,611

    8 bis 10

      Bioenergie2,24,15

    5 bis 6

      Geothermie0,20,31

    1 bis 2

    1 Fiskaljahre (1. April bis 31. März); Abweichungen in den Summen durch Rundung; 2 vorläufiges Ergebnis; 3 Ziel von 2021; 4 Ziel von 2025.Quelle: METI 2021, 2025

    Japan nutzt Kernenergie und fossile Energieträger weiter

    Japan will alte Atomkraftwerke wieder ans Netz bringen. Allerdings regt sich an den Orten, wo die Kraftwerke wieder ans Netz gehen sollen, häufig Widerstand. Gleichzeitig treibt Japan die Forschung und Entwicklung moderner Kernreaktoren voran. Dazu zählt die Regierung etwa innovative Leichtwasserreaktoren, kleine Leichtwasserreaktoren, schnelle Reaktoren, gasgekühlte Hochtemperaturreaktoren und die Kernfusion.

    Bis 2030 rechnet die Organization for Cross-regional Coordination of Transmission Operations (OCCTO) mit einem leichten Anstieg der Kapazitäten bei Gaskraftwerken. Bei Kohle- und Ölkraftwerken soll es kleine Rückgänge geben. Im Wesentlichen dürfte laut OCCTO die Kapazität fossiler Kraftwerke in Japan bis 2030 unverändert bleiben.

    Ein Datum für einen Kohleausstieg gibt es bisher nicht. Dafür gibt es Bestrebungen zum Beimischen von Ammoniak bei der Stromerzeugung aus Kohle und von Wasserstoff bei der Stromerzeugung aus Gas. Daneben soll die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid genutzt werden. Als Mittel zum Ausgleich von Restemissionen denkt Japan auch an die Nutzung der Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre.

    Kernenergie und fossile Energieträger bleiben vorerst wichtig Anteil an der Stromerzeugung in Prozent
     

    2018 (Ist) 1

    2023 (Ist) 1,2

    2030 (Ziel) 1,3

    2040 (Ziel) 1,4

    Kernenergie6,28,5

    20 bis 22

    circa 20

    Fossile Energien77,068,641

    circa 30 bis 40

      Erdgas38,329,820

    k.A.

      Kohle31,632,119

    k.A.

      Erdöl etc.7,05,92

    k.A.

    1 Fiskaljahre (1. April bis 31. März); Abweichungen in den Summen durch Rundung; 2 vorläufiges Ergebnis; 3 Ziel von 2021; 4 Ziel von 2025.Quelle: METI 2021, 2025

    Versorgungssicherheit hat hohen Stellenwert

    Aus Gründen der Energieversorgungssicherheit bezieht Japan – während es sonst den Sanktionen gegen Russland aufgrund des Krieges in der Ukraine weitgehend folgt – weiterhin Erdgas aus Russland. Im Jahr 2024 importierte es russisches Erdgas für 3,6 Milliarden US-Dollar. Das entsprach 8,8 Prozent von Japans Erdgasimporten. 

    Japan hat aus diesem Grund bisher auch keinen klaren Plan für einen Kohleausstieg. Darüber hinaus sichert es sich im Ausland den Zugang zu Brennstoffen wie Erdgas, Kohle und Wasserstoff.

    Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Markttrends

    Japans Stromnachfrage steigt wieder. Viele neue Fotovoltaikanlagen entstehen. Die Regierung schreibt regelmäßig neue Offshore-Windvorhaben aus und erweitert die Netze.

    Japan liegt beim Anteil erneuerbarer Energien im Strommix deutlich hinter Deutschland. In absoluten Zahlen befindet es sich nach Angaben der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) jedoch global auf Rang 6, nur einen Platz hinter Deutschland. Das gilt für die installierten Kapazitäten und für die Nutzung Erneuerbarer im Stromsektor. In der Stromerzeugung aus Fotovoltaik lag Japan 2023 sogar noch vor Indien und Deutschland auf Rang 3 weltweit. Bei den Kapazitäten in der Wasserkraft belegte es global den 6. Platz.

    Stromverbrauch in Japan zieht wieder an

    Durch den Rückgang der japanischen Bevölkerung und Maßnahmen zur Energieeinsparung sank bis zum Fiskaljahr 2023 Japans Stromnachfrage. Durch den massiven Zubau bei Rechenzentren und neue Halbleiterwerke wird laut der jüngsten Prognose der Organization for Cross-regional Coordination of Transmission Operators (OCCTO) von 2024 voraussichtlich Japans Strombedarf in den kommenden Jahren wieder steigen.

    In den vergangenen Jahren sanken die Gestehungskosten für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 zogen die Kosten von fossilen und erneuerbaren Energieträgern an, fielen aber im 2023 wieder etwas. 

    Für größere Solaranlagen und mittelgroße Wasserkraftwerke sind die Stromgestehungskosten mittlerweile vergleichbar mit fossilen Kraftwerken. Offshore-Wind ist dagegen noch teurer. Schwimmende Offshore-Anlagen sind noch nicht wettbewerbsfähig.

    Viele Erneuerbare sind noch teuer: Stromgestehungskosten für neu errichtete Kraftwerke im Jahr 2023 in JapanIn US-Dollar pro Megawattstunde
    Fossile Energien, Wasser- und Kernkraft

    Kosten 2

    Andere Erneuerbare

    Kosten

    Erdöl

    220 (311)

    Biomasse

    234

    kleine Wasserkraft

    189

    Offshore-Wind (mit festem Fundament)

    189

    mittelgroße Wasserkraft

    92

    Geothermie

    117

    LNG

    92 (136)

    Onshore-Wind

    116

    Kernenergie

    ab 90 3

    Solar (in Wohngebäuden)

    104

    Kohle

    76 (176)

    Solar (sonstige)

    71

    1 inklusive Politikkosten, die für die Implementierung der Projekte nötig sind, Umrechnung zum Wechselkurs 1 US$ = 140,6 Yen; 2 in Klammern Kosten, wenn in der EU 2023 geltende CO2-Preise dazu addiert werden; 3 keine obere Grenze angegeben.Quelle: METI 2025

    Japan setzt auf neue Technologien in der Solarenergie

    In der Solarenergie gibt es viel Zubau. Ein Problem sind knappe Flächen. Bei Großprojekten gibt es oft Widerstand der lokalen Bevölkerung. Da auch die Anforderungen in den vergangenen Jahren gestiegen sind, gibt es solche kaum noch. Ein größeres, schon lange laufendes Vorhaben ist das Megasolar-Projekt auf der Insel Ukujima in der Präfektur Nagasaki. Die 480 Megawatt-Anlage soll frühestens im Fiskaljahr 2025 in Betrieb gehen. Die Kosten schätzt die Projektgesellschaft Ukujima Mirai Energy auf 1,3 Milliarden US-Dollar (US$). An der Planung beteiligt war das Berliner Unternehmen Photovolt Development Partners.

    Japan fördert die Entwicklung neuartiger Technologien wie etwa Perowskit-Solarzellen. Dadurch hofft es wieder mehr eigene Produkte in den Markt zu bringen und von der einseitigen Abhängigkeit von Importen aus China wegzukommen.

    Der massive Ausbau der Solarenergie in Japan begann nach der Katastrophe von Fukushima im März 2011. Daher werden in den kommenden Jahren erstmals nennenswerte Volumina an Solarmodulen vom Netz genommen werden. Vor diesem Hintergrund wird Japan voraussichtlich ein System für ein verpflichtendes Recycling von Solarmodulen einführen. 

    Gute Chancen für ausländische Anbieter in der Offshore-Windkraft

    Bisher nutzt Japan nur wenig Windenergie. Die Nutzung konzentriert sich auf das Festland. Das soll sich ändern. Die Ziele für das Volumen der angestoßenen Projekte der Offshore-Windenergie liegen bei 10 Gigawatt im Jahr 2030 und 30 bis 45 Gigawatt im Jahr 2040. Daher will das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) bis 2030 jedes Jahr neue Vorhaben von etwa 1 Gigawatt anstoßen. Das Ziel für tatsächlich installierte Kapazitäten in der Offshore-Windenergie im Fiskaljahr 2030 beträgt 5,7 Gigawatt .

    Offshore-Windparks entstehen vor allem in Nordjapan und um KyushuLangfristige Zubau-Ziele: Kapazität der gestarteten Projekte in Gigawatt
    Region

    bis 2030

    bis 2040

    Insgesamt, darunter

    circa 10

    circa 30 bis 45

      Hokkaido

    1,2 bis 2,1

    9,6 bis 14,7

      Tohoku

    4,1 bis 5,3

    5,9 bis 9,0

      Kyushu

    2,2 bis 3,0

    7,8 bis 11,9

      Tokyo

    0,4

    2,5 bis 3,7

    Quelle: Zweite öffentlich-private Beratungen zur Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit der Offshore-Windenergie beim METI, 15. Dezember 2020

    Bisher schrieb das METI drei Tranchen für Offshore-Windvorhaben aus. Eine vierte dürfte 2025 folgen und unter anderem Projekte vor der Insel Hokkaido enthalten. In der zweiten Runde erhielt Ende 2023 auch ein Konsortium unter Beteiligung von RWE Offshore Wind einen Zuschlag. Im Jahr 2024 kamen Vorhaben mit Beteiligung der ausländischen Projektentwickler BP und Iberdrola zum Zuge. Kostensteigerungen und ein billiger Yen führten dazu, dass für keines der in den drei Runden vergebenen Projekte bisher eine Investitionsentscheidung getroffen wurde.

    Viele Projekte in der Offshore-Windenergie in Japan
    Projektbezeichnung (Präfektur)

    Leistung (MW)

    Unternehmen / Turbinenanbieter

    Fertigstellung

    Yurihonjo Offshore Wind (Akita)819Mitsubishi Corporation Energy Solutions, Mitsubishi Corporation, C-Tech Corporation / GE

    12/2030

    Murakami/Tainai Offshore Wind (Niigata)684Mitsui & Co., RWE Offshore Wind Japan, Osaka Gas / GE

    6/2029

    Tsugaru Offshore Energy Community (Aomori)615JERA, Green Power Investment, Tohoku Electric Power / Siemens Gamesa

    6/2030

    Mitane/Oga Offshore Wind (Akita)479Mitsubishi Corporation Energy Solutions, Mitsubishi Corporation, C-Tech Corporation / GE

    12/2028

    Yamagata Yuza Offshore Wind (Yamagata)450Marubeni, Kansai Electric Power, BP Iota Holdings, Tokyo Gas, Marutake / Siemens Gamesa

    6/2030

    Enoshima Offshore Wind (Nagasaki)420Sumitomo Corporation, TEPCO Renewable Power / Vestas

    8/2029

    Choshi Offshore Wind (Chiba) 391Mitsubishi Corporation Energy Solutions, Mitsubishi Corporation, C-Tech Corporation / GE

    9/2028

    Happocho/Noshiro Offshore Wind (Akita)375Japan Renewable Energy, Iberdrola Renewables Japan, Tohoku Electric Power / Vestas

    6/2029

    Oga/Katagami/Akita Offshore Wind (Akita)315JERA, Itochu, J-Power, Tohoku Electric Power / Vestas

    6/2028

    Quelle: METI 2021, 2023 und 2024

    Zubau bei Erneuerbaren erfordert Investitionen in den Netzausbau

    Für den Netzausbau rechnet Japan in den kommenden Jahren mit Investitionen in Höhe von etwa 43 Milliarden US$. Rund 20 Milliarden US$ davon entfallen auf den Neubau einer Stromnetztrasse von der Insel Hokkaido nach Tokyo. Die Kapazität soll 6 GW bis 8 GW betragen. Von Hokkaido zur japanischen Hauptinsel Honshu sollen dafür Unterwasserkabel verlegt werden. Hintergrund ist, dass die OCCTO erwartet, dass die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen auf Hokkaido und in der Region Tohoku die Nachfrage deutlich übersteigen wird. Daher muss der Strom in Gebiete mit hohem Verbrauch transportiert werden. Aufgrund der großen Entfernungen bietet sich nach Einschätzung der OCCTO Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) an. Gleichzeitig müssen die Netze insbesondere auf Hokkaido und in den Regionen Tokyo und Tohoku verstärkt werden.

    Auch auf Kyushu entstehen große neue Kapazitäten bei Erneuerbaren. Daher soll die Anbindung an die Insel Shikoku (Neubau) und die Region Chugoku auf Honshu (Verstärkung des bestehenden Netzes) verbessert werden.

    Darüber hinaus will die OCCTO weitere Frequenzumrichter zwischen Ostjapan (Stromspannung 50 Hertz) und Westjapan (60 Hertz) errichten. Damit soll mehr Strom zwischen den beiden Regionen fließen können. Zu den bestehenden Kapazitäten von 2,1 Gigawatt sollen bis März 2028 nochmal 0,9 Gigawatt hinzukommen. Bis 2050 werden voraussichtlich nochmal 2,7 Gigawatt benötigt.

    Treibhausgasausstoß fossiler Kraftwerke soll sinken

    Japan baut noch neue Gaskraftwerke. Daneben gibt es noch junge Kohlekraftwerke. Um diese weiterzutreiben, entwickelt Japan Technologien zur Ko-Feuerung von Wasserstoff und Ammoniak in fossilen Kraftwerken. Daneben kann in Zukunft die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) in Japan in Kraftwerken eine Rolle spielen.

    Japan baut noch neue Gaskraftwerke - Ausgewählte VorhabenLeistung in Megawatt
    Unternehmen 

    Leistung 

    StandortStatus
    Tokyo Gas1.950ChibaBetriebsstart: 2029
    Kansai Electric1.800OsakaBetriebsstart: 2029~2030
    JERA1.300AichiBetriebsstart: 2029~2030
    Kyushu Electric1.200FukuokaBaubeginn: 2027
    Quelle: Angaben der Firmen, 2024, 2025

    Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Branchenstruktur

    Im Energiesektor gibt es viele starke japanische Firmen. Solaranlagen und Windturbinen werden vorwiegend importiert. Neue Technologien entstehen bei Wasserstoff und Solarzellen. 

    Japan hat nur eine sehr geringe Quote der Eigenversorgung mit Energie. Im Fiskaljahr 2022 lag diese in der Primärenergieversorgung laut dem Ministry of Energy, Trade and Industry (METI) bei 12,6 Prozent. Fossile Brennstoffe werden komplett importiert. Eine starke Stellung in der Stromerzeugung haben regionale Stromerzeuger und das von zwei solchen gegründete Unternehmen JERA. Neue Stromanbieter stellten im November 2024 laut der Electricity and Gas Market Surveillance Commission 19 Prozent der gehandelten Strommengen. Seit 2016 können alle Konsumenten wählen, von welchem Stromanbieter sie Strom beziehen.

    Viele Industrieunternehmen erzeugen Strom für den Eigenbedarf. Ende Februar 2024 beliefen sich die Kapazitäten der Mitglieder der Association of large-scale On-site Power-plant Owners auf 18,3 Gigawatt. Zu einem großen Anteil werden hier noch mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke eingesetzt. Besonders stark verbreitet ist die Stromerzeugung für den eigenen Verbrauch in der Stahl-, Zement-, Papier- und Chemieindustrie.

    Einheimische Anbieter stark aufgestellt

    Japan verfügt über starke Firmen im Energiesektor. Importe nutzt es primär zur Ergänzung in Bereichen, wo eigene Firmen nicht so stark sind. Bei Gasturbinen ist Mitsubishi Heavy Industries (Marke Mitsubishi Power) der Platzhirsch. Weitere Produzenten sind Kawasaki Heavy Industries und IHI. Daher ist es für ausländische Anbieter wie etwa Siemens Energy oder GE Vernova schwer, in Japan in diesem Bereich Fuß zu fassen. 

    Auch Firmen wie Toshiba, Hitachi, Fuji Electric, Meidensha, Nissin Electric und Daihen sind im Kraftwerksbau sowie bei Stromübertragungs- und Verteilungstechnik stark aufgestellt. Dennoch sind in diesen Bereichen auch Firmen wie Siemens Energy, GE Vernova und ABB in Japan aktiv. Die Brennstoffbeschaffung erfolgt oft über Handelshäuser wie Mitsubishi, Mitsui, Itochu, Sumitomo, Marubeni, Sojitz oder Eneos Xplora (ehemals JX Nippon Oil & Gas Exploration). Baufirmen im Kraftwerksbau sind unter anderem Kajima, Obayashi, Taisei, Takenaka und Shimizu.

    Wichtige Branchenunternehmen in Japan Umsatz in Milliarden US-Dollar
    UnternehmenSparte

    Umsatz Fiskaljahr 2023 *

    ENEOS HoldingsPetrochemie, Erdöl, Erdgas, Metalle, Strom95,9
    Idemitsu KosanPetrochemie, Strom, Kohle, Erdöl, Erdgas60,3
    Tokyo Electric PowerStromversorger47,9
    Kansai Electric PowerStromversorger28,1
    JERAStromversorger25,7
    Chubu Electric PowerStromversorger25,0
    Tohoku Electric PowerStromversorger19,5
    Cosmo EnergyPetrochemie18,9
    Tokyo GasGasversorger18,4
    InpexErdöl, Erdgas, Petrochemie15,0
    * April 2023 bis März 2024.Quelle: Angaben der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Solarmodule und Windturbinen werden importiert

    Japanische Firmen sind aus der Fertigung von Windturbinen ausgestiegen. Daher stammen zurzeit alle in Japan neu installierten Turbinen aus dem Ausland. In der Offshore-Windenergie gab es in Japan bisher nur wenige Vorhaben. Daher haben ausländische Planungsfirmen mehr Erfahrung mit dieser Technik. Aktiv ist hier etwa RWE Offshore Wind Japan. Im Dezember 2024 vereinbarten BP und der japanische Stromerzeuger JERA, ihre weltweiten Offshore-Windkraftaktivitäten in ein Joint Venture unter dem Namen JERA Nex bp einzubringen.

    Bei Solarzellen stammten 2023 nach Daten der Japan Photovoltaic Energy Association 94 Prozent der in Japan ausgelieferten Module aus dem Ausland. Mit Abstand wichtigstes Lieferland ist China. Als Projektentwickler ist unter anderem die deutsche Baywa vor Ort.

    In der Bioenergie waren auf der Messe Smart Energy Week in Tokyo im Februar 2025 von deutscher Seite die Firmen TEWE Electronic (Bau von Biogasanlagen), WegscheidEntrenco (Biomasse-Blockheizkraftwerke) und Weltec Biopower (Biogasanlagen) vertreten.

    Hoffnungen ruhen auf Perowskit-Solarzellen

    Die hohe Importabhängigkeit von China will Japan nicht hinnehmen und hofft auf neue Arten der Fotovoltaik. Dabei setzt es große Hoffnungen in Perowskit-Solarzellen und will japanische Anbieter dieser Technologie fördern. Zu solchen zählen etwa Sekisui Chemical, Panasonic HD, Kaneka, Toshiba, Aisin und Enecoat. Bis 2040 will Japan rund 20 Gigawatt an Kapazitäten an neuartigen Solarzellen, das heißt vor allem Perowskit-Solarzellen, installieren. Die Kunststofffolien etwa von Sekisui Chemical können aufgrund des geringen Gewichts gut in Gebäude integriert werden. Noch ist aber etwa die Haltbarkeit der Solarzellen nicht lang genug für einen kommerziellen Einsatz.

    In der Windenergie fördert das METI zum Beispiel die Entwicklung von Technologien zur Herstellung von Türmen, anderen Teilen von Windkraftanlagen und zur Verankerung von Offshore-Windkraftanlagen. Zudem will der 2024 gegründete Verband Floating Offshore Wind Technology Research Association (FLOWRA) die Technologieentwicklung unterstützen.

    Japan will bei Wasserstoff hoch hinaus

    Japanische Firmen sind stark bei Wasserstofftechnologien. Das METI fördert diese im Rahmen seiner Industriepolitik. Kawasaki Heavy Industries und IHI entwickeln Wasserstoffturbinen. Kawasaki testet in Niedersachsen mit RWE eine Wasserstoff-Turbine. Der Stromerzeuger JERA und IHI schlossen im Juni 2024 ein Demonstrationsprojekt zu Ko-Feuerung von 20 Prozent Ammoniak in einem großen Kohlekraftwerk ab.

    Im Fiskaljahr 2030 will Japan 1 Prozent seiner Primärenergie aus Wasserstoff erzeugen. Da die Preise für Wasserstoff zurzeit noch viel zu hoch für eine wirtschaftliche Nutzung sind, will Japan diese subventionieren. Für die nächsten 15 Jahre hat es dafür circa 20 Milliarden US$ eingeplant. Erste konkrete Projekte, die auf diese Gelder zugreifen, will das Land im Laufe des Fiskaljahrs 2025 benennen.

    Batteriespeichersysteme gefragter

    Der zunehmende Anteil von Solar- und Windstrom führt zu mehr Instabilität im Stromnetz. Daher gibt es zunehmend Drosselungen der Einspeisung. Im Fiskaljahr 2024 erwartet das METI hohe Drosselungen der erzeugten Strommenge von Solar- und Windkraftanlagen für die Insel Kyushu (6,1 Prozent), für die Region Chugoku (5,8 Prozent) und für die Insel Shikoku (4,5 Prozent). In der Region Tohoku soll der Wert 2,5 Prozent erreichen. 

    Daher sind Batteriespeichersysteme zunehmend gefragt. Neben den Stromerzeugern selbst sind in diesem Bereich weitere Anbieter aktiv. Dazu zählen unter anderem die Immobilienfirma Hulic, die Unternehmensgruppe Orix, der Telekommunikationsanbieter KDDI und Handelshäuser wie Sumitomo und Itochu.

    Weitere deutsche Firmen sind in Japans Energiemarkt tätig. Beispiele sind Herrenknecht, thyssenkrupp nucera, Bosch und SMA.
     

    Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Japan ist ein Inselstaat mit unterschiedlichen Stromfrequenzen in Ost- und Westjapan. Einspeisetarife für Erneuerbare werden zunehmend durch andere Förderverfahren ersetzt.

    Japan hat eine Reihe an Schritten zur Liberalisierung des Strommarktes vorgenommen. Für die Energiepolitik zuständig ist das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) und innerhalb desselben insbesondere die Agency for Natural Resources and Energy. Die New Energy and Industrial Development Organization (NEDO) vergibt Fördermittel zur Entwicklung und Kommerzialisierung neuer Technologien.

    Japan nutzt verschiedene Fördermodelle für Erneuerbare

    Japan förderte erneuerbare Energien viele Jahre über Einspeisetarife. Zunehmend ersetzt das Land solche durch Einspeiseprämien. Diese werden in der Regel mit Bezug auf den Großhandelspreis vereinbart. Dadurch erhalten Anbieter erneuerbarer Energiequellen einen Anreiz, den Strom zu Zeiten höherer Nachfrage anzubieten. Darüber hinaus setzt Japan zunehmend auf Ausschreibungen, beispielsweise in der Offshore-Windenergie. Daneben etablieren sich bei erneuerbaren Energien zunehmend Stromkaufvereinbarungen (PPA). Dort gibt es keine staatlichen Fördermittel. Lange Laufzeiten können dennoch Projekte für die Anbieter finanzierbar und damit attraktiv machen.

    Große Vorhaben in der Offshore-Windenergie schreibt Japan aus. Das METI will bis 2030 jedes Jahr Kapazitäten von etwa 1 Gigawatt ausschreiben. Bei der ersten Runde gingen 2021 alle Vorhaben an Konsortien unter Führung von Mitsubishi. Danach hat Japan die Ausschreibungsregeln geändert und vor allem die Bedeutung der Erfahrungen in Japan gestrichen. Dagegen bleiben Anforderungen bezüglich des Beitrags zur nationalen und lokalen Wirtschaftsentwicklung und der Abstimmung mit lokalen Stakeholdern (Gewicht von 33 Prozent bei der Bewertung). 

    Ende 2023 gewann RWE Offshore Wind Japan gemeinsam mit Mitsui und Osaka Gas als erste ausländische Firma ein Offshore-Windvorhaben in Japan. Japan will die Meeresflächen, auf denen es Offshore-Windvorhaben durchführen kann, über die direkten Küstengewässer hinaus auf seine exklusive Wirtschaftszone ausweiten. Das METI will ein entsprechendes Gesetz nochmal ins Parlament einbringen, weil es 2024 wegen Neuwahlen nicht rechtzeitig beschlossen werden konnte.

    Neben Kostensteigerungen erschweren eine Reihe von Regeln die Durchführung von Offshore-Windvorhaben in Japan. Beispielsweise werden für Offshore-Windvorhaben Spezialschiffe für den Bau, den Betrieb und die Wartung von Offshore-Windkraftanlagen benötigt. In Japan gibt es nicht genug davon. Dennoch erschweren Japans Kabotage-Regeln bisher den Einsatz von Schiffen, die unter ausländischer Flagge fahren

    Ein Fortschritt ist dagegen die Einführung einer zentralen Messung der Windbedingungen bei Offshore-Windprojekten durch die Japan Organization for Metals and Energy Security (JOGMEC). Davor musste jedes bietende Konsortium diese Messungen selbst durchführen.

    Die Regeln für große Solarprojekte sind in den letzten Jahren strenger geworden. Dadurch gibt es weniger solche Vorhaben. Dagegen dürfte die gebäudeintegrierte Fotovoltaik in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. So gilt beispielsweise ab April 2025 in Tokyo für alle Neubauten, die von größeren Wohnungsbaufirmen errichtet werden, eine Pflicht zur Installierung von Solarmodulen. Die Vorgabe greift für Baufirmen, die mehr als 20.000 Quadratmeter an Wohnungen pro Jahr errichten. Die Stadt Tokyo schätzt, dass davon 50 Bauunternehmen betroffen sein werden.

    Keine Verbindungen mit Stromnetzen der Nachbarländer

    Japan ist ein Inselland. Es gibt keine Verbindungen des Stromnetzes mit dem Ausland. Daher kann Japan zurzeit nicht, wie etwa Deutschland, überschüssigen Strom ins Ausland verkaufen. Es muss auf andere Wege setzen, um Schwankungen in der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien auszugleichen. So verfügt das Land bei Pumpspeicherwerken über Kapazitäten von mehr als 27 Gigawatt. Das ist Rang zwei weltweit nach China.

    Normen sind in Japan zum Teil anders als in der EU. Das kann dazu führen, dass kostspielige Änderungen am Produkt notwendig sind, damit das Produkt in Japan verkauft werden kann. Dabei sind die Normen noch nicht einmal innerhalb Japans einheitlich. So hat in Ostjapan das Stromnetz eine Frequenz von 50 Hertz und in Westjapan von 60 Hertz. 

    Elektrische Geräte in Japan benötigen eine PSE-Zertifizierung (Product Safety Electrical Appliance & Material Certification). Bei Wasserstoff spielen die Vorschriften für den Umgang mit Hochdruckgasen eine wichtige Rolle. Eine zentrale Institution ist hierbei das High Pressure Gas Safety Institute of Japan (KHK). 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. 

    Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    Deutsch-Japanische EnergiepartnerschaftArbeitsgruppen zu Energiewende und Wasserstoff

    AHK Japan

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Economy, Trade and Industry

    Strategie und Planung der Energiewirtschaft
    New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO)Fördert technologische Innovationen in der Energiewirtschaft.
    Organization for Cross-regional Coordination of Transmission Operators, Japan (OCCTO)Koordinierung der Planung des Stromnetzes
    Japan Electric Power ExchangeStrombörse
    Japan Organization for Metals and Energy Security (JOGMEC)Unter anderem Messung der Windbedingungen bei Offshore-Windvorhaben
    The Federation of Electric Power Companies of JapanVerband der großen regionalen Stromversorger

    Japan Wind Power Association

    Industrieverband für Windenergie (513 Mitglieder)
    Japan Photovoltaic Energy AssociationIndustrieverband für Photovoltaik (155 Mitglieder)
    Japan Hydrogen AssociationFachverband für Wasserstoff
    Petroleum Association of Japan (PAJ)Industrieverband (11 Raffinerien/Primärhändler)

    Smart Energy Week

    Fachmesse

     

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.