Special | Japan | Rohstoffsicherung
Brennstoffe, Wasserstoff und Metalle stehen im Fokus
Japans Firmen treiben im Ausland vor allem bei Erdgas, Kupfer und Wasserstoff neue Vorhaben voran. Mittelfristig könnte der Tiefseebergbau auch das Inland interessant machen.
29.10.2024
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japans Firmen fördern einen signifikanten Teil des heimischen Erdgasbedarfs im Ausland. Große neue Vorhaben sowie Übernahmen und Beteiligungen an Projekten gibt es beispielsweise in Kanada, den USA, Australien und Malaysia. Um den japanischen Einfluss auf den Erdgasmärkten zu sichern, sollen japanische Firmen laut der Regierung im Fiskaljahr 2030 (April bis März) weltweit mehr als 100 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) handeln. Dabei importierte Japan im Fiskaljahr 2022 insgesamt 70,6 Millionen Tonnen Gas und erreichte das Handelsziel bereits.
Projektträger | Investitions-summe | Ort | Zeitpunkt | Vorhaben |
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LNG Canada1 | >3.700 | Kitimat, Bundesstaat British Columbia, Kanada | Bau seit 2020, Export frühestens ab 2025 | Bau und 40-jähriger Betrieb von Verflüssigungsanlagen und Speichern für Erdgas und Bau eines LNG-Terminals zunächst für 14 Millionen Tonnen LNG pro Jahr |
TG Natural Resources2 | 2.700 | Bundesstaaten Texas und Louisiana, USA | Dezember 2023 | Übernahme von Rockcliff Energy; Erdgasförderung von 970 Millionen Kubikfuß pro Tag |
JX Nippon Oil & Gas Exploration3 | k.A. | Malaysia | Vereinbarung vom März 2024 | Übernahme von 50 Prozent der Anteile am BIGST-Projekt; Vorräte von 4 Billionen Kubikfuß Erdgas; Erschließung mit Abscheidung und Speichern von Kohlenstoffdioxid |
JERA | 1.400 | Bundesstaat Western Australia, Australien | Vereinbarung vom Februar 2024 | Übernahme von 15,1 Prozent der Anteile am Scarborough Gasfeld; erwartete Produktion von circa 8 Millionen Tonnen Erdgas pro Jahr; Förderbeginn 2026 |
Mitsubishi in Kooperation mit Petronas | k.A. | Malaysia | ab 2024 (Tiga) , ab 2025 (Dua) | Wiederübernahme von 10 Prozent am Flüssigerdgasprojekt Tiga für etwa 10 Jahre und Verlängerung des Anteils von 10 Prozent am Flüssigerdgasprojekt Dua um weitere etwa 10 Jahre; Tiga: Kapazitäten von 7,7 Millionen Tonnen Erdgas pro Jahr; Dua: 9,6 Millionen Tonnen Erdgas pro Jahr |
LNG Japan4 | k.A. | Bundesstaat Western Australia, Australien | Vollständige Umsetzung des Kaufs im März 2024 | Übernahme von 10 Prozent der Anteile am Scarborough Gasfeld |
Mitsui E&P USA | k.A. | Tatonka, Bundesstaat Texas, USA | Juni 2024 | Übernahme von Flüssiggasexportterminals, Anlagen zur Herstellung von Ammoniak, Erdgasförderung ab 2027; geplant: Verflüssigung und Export von Flüssiggas, Produktion von Methanol, Nutzung von Kohlenstoffdioxidabscheidung und -speicherung |
Zahl der Kohleprojekte sinkt
Im Zuge der Bemühungen um Klimaneutralität steigen die großen japanischen Handelshäuser aus Kohleprojekten aus. So will sich beispielsweise Sojitz bis 2030 aus allen Thermalkohleprojekten zurückziehen. Bei Kokskohle plant Sojitz den Ausstieg bis 2050. Mitsui hat keine Thermalkohleprojekte mehr und will auch keine neuen mehr beginnen. Itochu und Sumitomo erklärten 2019, prinzipiell keine neuen Vorhaben zum Kohleabbau zu starten. Auch Mitsubishi verkauft Rechte an Kohleminen.
Dennoch gibt es neue Vorhaben. So gab JFE Steel im August 2024 bekannt, 10 Prozent an der Blackwater Kohlemine im Bowen-Bassin im Bundesstaat Queensland in Australien erwerben zu wollen. Der Kaufpreis liegt bei 360 Millionen US-Dollar (US$).
Erste größere Wasserstoffprojekte im Ausland
Zurzeit beteiligen sich japanische Firmen an einigen Projekten zur Produktion von Wasserstoff im Ausland und dessen Export nach Japan. Große Vorhaben gibt es vor allem in den USA, Australien, dem Nahen Osten und Malaysia. Im Dezember 2023 vereinbarten Itochu und Osaka Gas UK eine Beteiligung von zunächst 13,6 Prozent an der dänischen Firma Everfuel. Diese designt, baut und betreibt Anlagen zur Produktion von Wasserstoff. Hinzu kommt der Betrieb von Wasserstofftankstellen.
Gleichzeitig arbeitet Japan an besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Wasserstoffvorhaben. Im September 2024 gab es nach Angaben der Japan Hydrogen Association erste große Zusagen für einen Wasserstofffonds in Höhe von mehr als 400 Millionen US$. Dieses Geld kann weltweit für Produktions-, Speicher- und Transportanlagen für Wasserstoff eingesetzt werden, auch für Investitionen in entsprechende Unternehmen. Kapitalzusagen haben vor allem die Firmen Toyota Motor, Iwatani, Sumitomo Mitsui Banking Corporation, Bank of Mitsubishi UFJ, Tokyo Century, Japan Green Investment Corporation for Carbon Neutrality, Total Energies und Fukuoka Bank gegeben.
Projektträger | Ort | Zeitraum | Vorhaben |
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JERA und Mitsubishi1 | Baytown, Bundesstaat Texas, USA | 2025-2029, Entscheidung soll 2025 fallen | Produktion von 1 Milliarde Kubikfuß klimafreundlichem Wasserstoff pro Tag und mehr als 1 Million Tonnen klimafreundlichem Ammoniak pro Jahr; Export des Ammoniaks nach Japan geplant |
CF Industries Holdings und JERA2 | Bundesstaat Louisiana, USA | 2025-2028, Entscheidung soll 2025 fallen | Produktion von klimafreundlichem Wasserstoff; Kapazität von 1,4 Million Tonnen pro Jahr; 500.000 Tonnen pro Jahr für Export nach Japan |
Mitsui, Taziz3, Fertiglobe, GS Energy | Ruwais, Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate | Bau ab 2024, Produktion ab 2027 | Werk für 1 Million Tonnen Ammoniak pro Jahr, zunächst mit Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid, 2030 soll Produktion von sauberem Wasserstoff beginnen; auch Export nach Japan |
Electricite de France, EDF Renewables, Electric Power Development (J-Power), Yamna | Freizone Salalah im Oman | Vereinbarung von 2024, Betrieb für 47 Jahre | Produktion von grünem Ammoniak, Kapazität von 1 Million Tonnen pro Jahr mit Elektrolyseur mit Leistung von 2,5 Gigawatt |
Iwatani, Kansai Electric Power, Marubeni, Stanwell und Keppel Infrastructure | Region Gladstone im Bundesstaat Queensland, Australien | Produktion ab etwa 2028 | Front-End-Engineering and Design für das Central Queensland Hydrogen Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff, Kapazität von 70.000 Tonnen pro Jahr 2028 und 260.000 Tonnen pro Jahr 2031; großer Teil für Export nach Japan als flüssiger Wasserstoff |
Sumitomo, ENEOS und SEDC Energy | Bundesstaat Sarawak, Malaysia | Vereinbarung von Ende 2023, Produktion ab 2030 | Produktion von sauberem Wasserstoff, Kapazität von 90.000 Tonnen pro Jahr Export nach Japan; 2.000 Tonnen für Verbrauch in Sarawak |
Investitionen bei Mineralien fließen vor allem in Kupfer
Bei Mineralien versucht Japan vor allem, seine Versorgung für wichtige Abnehmerbranchen wie die Batterieindustrie (Lithium, Nickel etc.) zu decken. Darüber hinaus erwartet das Land eine steigende Nachfrage nach Kupfer. Das Metall wird etwa für Elektroautos, Halbleiter und Stromnetze benötigt. Zwar ist kurzfristig genug Kupfer vorhanden. Langfristig hält Japan aber Engpässe für möglich.
Neben der staatlichen Rohstoffagentur Japan Organization for Metals and Energy Security (JOGMEC) unterstützt auch die Japan Bank for International Cooperation (JBIC) Projekte zur Versorgung Japans mit Ressourcen. So vergab die Bank beispielsweise 2024 größere Kredite für Kupfer- und Eisenerz. Im Juli 2024 begann die Kupfermine Mantoverde in Chile mit der Förderung. Am Vorhaben ist Mitsubishi Materials beteiligt und kann bis zu 30 Prozent der Fördermenge abnehmen. Im August 2024 startete die kommerzielle Produktion in der Goldmine Côté Gold in Kanada. Sumitomo Metal Mining hält dabei knapp 40 Prozent der Anteile.
Vorhaben, Projektträger | Kreditsumme | Datum |
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Erweiterung Kupfermine Centinela, Chile, Minera Centinela * | 950 | 18. März 2024 |
Importe von Eisenerz aus Brasilien, Vale | 480 | 19. März 2024 |
Arqueros Kupfermine, Region Coquimbo, Chile, Compañía Minera Aqueros | 248 | 26. April 2024 |
Tiefseebergbau hat Potenzial
Im Juni 2024 berichtete eine japanische Forschergruppe, dass in der Tiefsee nahe der japanischen Insel Süd-Torishima Vorkommen von mehr als 230 Millionen Tonnen Manganknollen lagern. Diese sind sehr reich an seltenen Metallen. Sie könnten den Bedarf Japans an Kobalt für 75 Jahre und den Bedarf an Nickel für elf Jahre decken.
Japan ist drittgrößter Rohstoffimporteuer weltweit
Japan war 2023 die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einer starken Industrie, verfügt aber kaum über eigene Rohstoffvorkommen. Die meisten Rohstoffe muss Japan importieren. Daher ist das Land einer der größten Importeure von Rohstoffen weltweit. 2023 lag es nach dem Wert der importierten Brennstoffe und Metallerze auf Rang drei nach China und Indien. Der Importwert war nahezu doppelt so hoch wie der Deutschlands.