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Branchen | Japan | Cloud Computing

Datenhunger zieht Investoren an

Zunehmende Datenmengen treiben die Entwicklung der digitalen Infrastruktur in Japan voran. Vor allem in den Großräumen Tokyo und Osaka entstehen neue Kapazitäten für Rechenzentren.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japans Hauptstadtregion Tokyo ist ein Magnet für Datenzentren. Der Ausbau der Kapazitäten in Tokyo und den umliegenden Präfekturen nimmt weiter zu. Die Kapazitäten sollen sich in den nächsten drei bis fünf Jahren verdoppeln. Die international führenden Anbieter wie auch lokale Branchenfirmen bauen ihre Standorte auf dem Archipel aus, um dem Datenverkehr wie auch den Sicherheitsanforderungen nachkommen zu können.

Die Gesamtkapazität von Datenzentren im Großraum Tokyo lag laut dem britischen Marktforscher DCByte Ende des 1. Quartals 2022 bei circa 1.000 Megawatt: Das ist in etwa die gleiche Größenordnung, über die Shanghai verfügt. Mit den bereits im Bau befindlichen und geplanten Kapazitäten wird Tokyo das Feld in Asien anführen. Die Sicherheitsbedenken gegenüber Datenspeicherung im Nachbarland China macht Japan für internationalen Anbieter attraktiv.

Datenmengen sollen rasant steigen

Der Datenverkehr soll zukünftig weiter mit zweistelligen Zuwachsraten wachsen. Cloud-Computing, 5G-Kommunikationsnetze, zunehmende Video- und Spielenutzung, automatisierte Fahrzeuge und Internet of Things, wie nicht zuletzt künstliche Intelligenz und Metaverse-Anwendungen fordern immer mehr Rechenleistung.

Die Marktforscher von Fuji Chimera prognostizieren, dass die Umsätze mit Datenzentrendiensten von 3,2 Billionen Yen (23,6 Milliarden US-Dollar; US$) im Jahr 2022 auf über 3,9 Billionen Yen (28,8 Milliarden US$) im Jahr 2025 zulegen. Zudem nimmt das Angebot an öffentlichen Cloud-Anwendungen zu. Diese kamen im Jahr 2022 bereits auf einen Umsatz von 2,4 Billionen Yen (17,9 Milliarden US$) und sollen bis 2025 auf 3,2 Billionen Yen (23,6 Mrd. $) steigen.

Viele Anbieter investieren

Das neueste Datenzentrum, das globale Cloud-Anbieter in Japan eröffnet haben, war im April 2023 das von Google. Es liegt in der Präfektur Chiba. Google will zwischen 2021 und 2024 rund 100 Milliarden Yen (744 Millionen US$) in die digitale Infrastruktur des Landes investieren. Dazu gehört auch eine Unterseekabelverbindung zwischen Japan und Kanada.

Die großen Cloud-Anbieter, wie Amazon Web Services und Microsoft aus den USA und Alibaba und Tencent aus China, sind in Japan bereits mit eigenen Datenzentren vertreten. Hinzu kommt eine Reihe von anderen ausländischen Branchenfirmen, wie Equinix, Digital Realty oder Colt Data Services. Der Betreiber von Rechenzentren Equinix ist in Japan bislang mit 14 Datenzentren vertreten: zwölf in Tokyo und zwei in Osaka. In Tokyo entsteht aktuell das 15. Rechenzentrum, das 2024 in Betrieb gehen soll.

Auch weniger bekannte Akteure im Markt

Darüber hinaus sind auch weniger bekannte Entwickler aktiv, wie die australische AirTrunk. Die Firma konzentriert sich auf den Ausbau in Asien. Im Februar 2023 hat AirTrunk in Tokyo mit der zweiten Ausbauphase eines Projekts TOK2 begonnen. Es soll insgesamt eine Kapazität von 110 Megawatt umfassen. Weitere Standorte sind in Planung. Andere ausländische Anbieter wie auch die japanischen Branchenfirmen entwickeln die Infrastruktur in Japan weiter, um den Kollokationsmarkt für Dienste an Dritte und die Kommunikationsnachfrage zu bedienen.

Beispielsweise hat die japanische Kommunikationsfirma Optage, eine Tochter des Energieversorgers Kansai Electric Power, im Januar 2023 angekündigt, in Osaka ein weiteres Rechenzentrum aufzubauen. Der Bau dieses insgesamt fünften Optage-Standortes und des ersten in der Kansai-Region soll im November 2023 beginnen und Anfang 2026 abgeschlossen sein. Das Gebäude mit 14 Stockwerken soll eine Fläche von 2.250 Quadratmeter umfassen und mit grünem Strom betrieben werden.

Klimaneutrale, effiziente Lösungen sind gefragt

Der Ausbau und die Modernisierung von Rechenzentren, die zum Teil bereits seit mehr als zwanzig Jahren in Betrieb sind, geht unterdessen weiter. Um diese Infrastruktur weiterzuentwickeln, bleibt der Bedarf an Gebäude- und Kühltechnik, IT-Hardware, Elektronik und Software weiterhin hoch. Energieeffizienz spielt eine immer wichtigere Rolle, denn die Datenzentren müssen zur Dekarbonisierung Japans einen Beitrag leisten. Bis 2040 sollen sie laut offizieller Planung klimaneutral aufgestellt sein.

Um das Problem des hohen Kühlbedarfs zu lösen, hat die Telekomfirma KDDI zusammen mit Partnern ein eigenes System entwickelt. Dabei werden die Server in spezielle Ölwannen mit niedriger Temperatur getaucht, was den Elektrizitätsbedarf um mehr als 90 Prozent senken soll. Ab 2024 soll dieses System für den kommerziellen Einsatz zur Verfügung stehen. Japans größter Klimaausrüstungshersteller Daikin hat in den ersten drei Monaten 2023 zwei US-Branchenfirmen übernommen, die Produkte für Datenzentren anbieten.

NTT Data hat mit Sekisui Chemical im April 2023 ein Demonstrationsprojekt gestartet, bei dem die Außenwände seiner Datenzentren mit Foliensolarzellen ausgestattet werden. Dies soll den Energiebedarf der Einrichtungen zumindest teilweise decken. Ab 2024 plant NTT Data, seine Datenzentren schrittweise mit Solarzellen zu versehen, um bis zum Fiskaljahr 2030 deren klimaneutrales Betreiben zu erreichen.

Regionale Verteilung von Datenzentren in Japan im Jahr 2022 (Angaben in Prozent)

Anteil Datenzentren

Anteil Serverfläche

Hokkaido

3,2

1,2

Tohoku

7,9

1,7

Kanto (außer Tokyo)

15,7

23,6

Tokyo

22,2

37,8

Chubu

15,5

4,7

Kansai (außer Osaka)

5,8

5,2

Osaka

10,3

20,1

Chugoku

6,2

1,7

Shikoku

3,6

0,8

Kyushu/Okinawa

9,7

3,2

Quelle: Fuji Chimera Research Institute, 2023

Resilienz versus Kundennähe

Bei der Ansiedlung von Datenzenten fallen hohe Kosten für Strom und Grundstücke in Tokyo und Umgebung nicht so sehr ins Gewicht. Hier zählt vielmehr die Nähe zu den Kunden. Die Unternehmen bauen zudem darauf, dass Japan mit seiner Dekarbonisierungspolitik das Angebot an erneuerbaren Energien erhöht und die Nutzung der Atomkraft eine stabile Stromversorgung gewährleistet. Zwar hat die Regierung ein sehr großes Interesse an der Ansiedlung von Rechenzentren auf dem Archipel. Sie sieht jedoch die Konzentration auf die beiden Regionen Tokyo und Osaka eher kritisch.

Ihre Strategie für einen "Digital Garden City Superhighway" zielt auf eine stärkere Dezentralisierung ab. Diese soll das Risiko im Falle von Naturkatastrophen mindern. Zudem soll die Resilienz und Effizienz der Kommunikationsnetze insbesondere auch durch Unterseekabelverbindungen zwischen den Inseln und mit anderen Ländern, wie den USA und Südostasien, steigen.

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