Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Japan | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Energie: Energiemix wird grüner

Japan setzt zukünftig mehr auf erneuerbare Energien und Wasserstoff. Aber auch Atomkraft wird weiter eine Rolle spielen.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Im Oktober 2021 erneuerte Japan seinen Energieplan. Die erneuerbaren Energien sind dabei die Hauptgewinner. Die Regierung passt ihre Energiepläne regelmäßig an veränderte Rahmenbedingungen an. Sie sind als grobe Zielsetzungen zu sehen. Verwaltungen und Unternehmen können auf ihrer Grundlage detailliertere Budget- und Investitionspläne ausarbeiten.    

Energieversorgung

Der sechste "Strategic Energy Plan" nennt zum ersten Mal das Ziel, Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse ab 2030 als die wichtigsten Quellen für die Energieerzeugung in Japan zu etablieren. Der Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix soll auf 36 bis 38 Prozent steigen.

Die Nuklearenergie bleibt bei einem Anteil am Energiemix von 22 bis 24 Prozent. Damit ist ihr angestrebter Beitrag gegenüber dem vorhergehenden Plan von 2018 unverändert. Um den Anteil zu erreichen, müssen viele stillgelegte Meiler wieder ans Netz gehen. Japan hatte seine Atomkraftwerke nach der Katastrophe am Atomkraftwerk in Fukushima abgeschaltet und greift aktuell zur Kompensation vermehrt auf fossile Energien zurück. 

Der Anteil fossiler Brennstoffe soll von circa 76 Prozent im Fiskaljahr 2019 auf 41 Prozent im Fiskaljahr 2030 sinken. Unter den fossilen Energieträgern baut Japan vor allem auf Naturgas beziehungsweise Flüssiggas (Liquid Natural Gas, LNG), die beide hauptsächlich aus Australien, Malaysia und Katar bezogen werden. Den Import von Rohöl und Kohle zur Energiegewinnung will Japan stark zurückfahren.

Langfristig setzt Japan auf Wasserstoff

Japan will zur Wasserstoffgesellschaft werden und verfolgt seit 2017 eine Wasserstoffstrategie, die auch das Dekarbonisierungsziel bis 2050 unterstützt. Dabei sollen erneuerbare Energien helfen, um langfristig eine lokale und dezentrale Versorgung mit grünem Wasserstoff aufzubauen. Eine Reihe von Pilotprojekten laufen. So testet das Fukushima Hydrogen Energy Research Field grundlegende Technologien für die Erzeugung, den Transport und die Speicherung von Wasserstoff.

Jedoch kann Japan auf absehbare Zeit seinen Bedarf an Wasserstoff nicht selbst decken, vor allem nicht zu Kosten, die ohne Subventionen auskommen. Daher investiert die Regierung in den Ausbau einer Lieferinfrastruktur, um vorläufig blauen Wasserstoff aus energiereichen Ländern wie Australien zu importieren. Dabei entstehende Emissionen sollen mit CCUS-Technologien (Carbon Capture, Utilization and Storage) CO2 abgeschieden, gespeichert und genutzt werden. Einige Pilotprojekte laufen und es zeichnen sich erste industrielle Anwendungen ab. Effiziente Lösungsansätze sind gefragt.

Stromerzeugung

Die Stromerzeugung erfolgt gegenwärtig in Japan immer noch hauptsächlich durch fossile Energieträger, deren Anteil an der Elektrizitätsproduktion 2021 bei rund 73 Prozent lag. Dies sind die Auswirkungen der Dreifachkatastrophe von 2011, die zum Abschalten aller Nuklearkraftwerke im Archipel führte, die zuvor immerhin fast ein Viertel des Stroms erzeugten. Die entstandene Versorgungslücke mussten Kohle und Erdgas wie auch ein schneller Ausbau der Solarenergie decken.

Durch die Dekarbonisierungsverpflichtung der japanischen Regierung wird seit 2021 die Umstellung der Stromerzeugung auf emissionsärmere Quellen vorangetrieben. Dabei steht einerseits der Ersatz von Kohle- durch Erdgaskraftwerke auf der Agenda, ebenso wie die Reaktivierung von Atomkraftwerken, die eine Stromgrundversorgung klimaneutral unterstützen sollen. Auf längere Sicht ist es das Ziel, dass erneuerbare Energien einen hohen Anteil an grünem Strom beitragen.

Solar- und Windkraft sollen zulegen

Hohes Ausbaupotenzial besteht in den nächsten zehn Jahren bei Solar- und Offshore-Windkraft. Im gerade erst entstehenden Markt für Offshore-Windkraft eröffnen sich Chancen für deutsche Unternehmen. Im extremsten Szenario sehen Japans Planer einen Ausbau von Offshore-Windparks auf eine Erzeugungskapazität von insgesamt 45 Gigawatt vor. Dies erfordert in allen Segmenten Ingenieursdienstleistungen und Ausrüstungszulieferung.

Die Nutzung der Biomasse hat in Japan zwar insgesamt ein nicht ganz großes Potenzial. Sie dürfte allerdings für deutsche Unternehmen ein interessanter Absatzmarkt sein. Das zuständige Landwirtschaftsministerium hat im September 2022 einen neuen Plan vorgestellt, um die Stromproduktion durch Biomasse weiter auszubauen. Wasserkraft als ein wichtiger Pfeiler der Stromversorgung bleibt in etwa konstant.

Regierung baut auf Nuklearenergie

Ein Neubau von Atommeilern steht derzeit zwar nicht zur Debatte. Jedoch hat Japan die Laufzeit der existierenden Atomkraftwerke über die bislang geltenden 60 Jahre verlängert. Nach und nach werden die Sicherheitsvorkehrungen an den bestehenden Atommeilern modernisiert, um die erforderlichen Betriebsgenehmigungen zu erhalten.

Japan betreibt weiter Forschung und Entwicklung an neuen Reaktoren, wie vor allem in Kooperation mit den USA und Frankreich. So hat der Mischkonzern Mitsubishi Heavy Industries bis Mitte 2030 einen neuen Reaktortyp angekündigt. Er soll schnell hoch- und runterfahren können, um so Stromschwankungen bei den erneuerbaren Energien auszugleichen. Nicht zuletzt ist das Inselreich ein Partner im internationalen Fusionsreaktorprojekt ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor), das potenziell eine klimaneutrale Alternative ist.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.