Branchen | Kambodscha | Wasser, Abwasser
Im Wassersektor ist viel Bewegung
Kambodscha setzt sich ehrgeizige Ziele für die Wasserversorgung. Internationale Geber finanzieren zahlreiche Projekte. Manche Unternehmen setzen auf zusätzliche, moderne Technik.
30.03.2023
Von Thomas Hundt | Phnom Penh
Jedes Jahr sind viele Regionen in Kambodscha wegen des tropischen Klimas monatelang überschwemmt und die Klimakrise löst weitere Wetterextreme aus. Daher sind immense Investitionen in den Wasserbau sowie in Hochwasser- und Gewässerschutz notwendig.
Zu Leitungswasser haben in Kambodscha nur knapp 60 Prozent der Stadtbevölkerung und rund 20 Prozent der Landbewohner Zugang. Das Leitungsnetz umfasst derzeit 27.300 Kilometer und wird zügig ausgebaut. Die Regierung möchte, dass 2025 alle Haushalte angeschlossen sind.
Bis zum Jahr 2030 soll das gesamte Leitungswasser Trinkwasserqualität erreichen. Fachleute schätzen, dass hier über 300 Millionen US-Dollar (US$) investiert werden müssen. Die Wasserwerke benötigen eine bessere Aufbereitung, moderne Labore und geschultes Personal.
Die Wasserwirtschaft steht vor Herausforderungen
Die Rohwassergewinnung und -aufbereitung wird immer aufwendiger. Die Wasserwerke verwenden hauptsächlich Oberflächenwasser. Ihre wichtigste Quelle ist der Fluss Mekong, der jedoch seit Jahren unergiebiger wird. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt und berät daher seit 2016 die Mekong River Commission, der Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam angehören, bei der Wasserkooperation im unteren Mekong-Einzugsgebiet.
Auch die Grundwasserspiegel sinken tendenziell. Rohwasser muss daher aus tieferen Brunnen und über immer längere Strecken zu den Wasserwerken gepumpt werden. Trotzdem zahlen private Haushalte sehr geringe Tarife, insbesondere bei wenig Verbrauch. Gewerbliche Abnehmer entrichten höhere Preise von umgerechnet rund 54 US-Cent pro Kubikmeter. Das Finanzministerium schlägt die Preisstrukturen vor, die vom Premierminister genehmigt werden.
Die Aufbereitung in den Kommunen übernehmen zehn öffentliche Betriebe und 330 private Firmen. Sie erhalten Lizenzen und versorgen dann das ihnen zugeordnete Gebiet. Der Branchenverband Cambodian Water Supply Association vertritt die Interessen von 285 privaten Wasserversorgern und von 30 Firmen, die als Servicebetriebe aktiv sind.
Die Versorger bereiteten 2022 rund 398 Millionen Kubikmeter Wasser mit einfachen, kostengünstigen Verfahren auf. Industrieparks und -betriebe mit höheren Qualitätsansprüchen investieren in zusätzliche Aufbereitungsstufen und Abwasserentsorgung. Beispielsweise reinigt der Bierbrauer Heineken seine Abwässer mit einer modernen Anlage, die 5.000 Kubikmeter täglich klären kann.
Die Wasserversorgung in Phnom Penh macht Fortschritte
Im Jahr 1993 war nur jeder fünfte Einwohner in der Hauptstadt Phnom Penh ans Leitungswassernetz angeschlossen, inzwischen sind es über 90 Prozent. Das Leitungsnetz ist hier 4.205 Kilometer lang. Der zuständige Versorger Phnom Penh Water Supply Authority (PPWSA) erweiterte von 1993 bis 2022 seine Leitungswasserkapazitäten von 65.000 auf 630.000 Kubikmeter pro Tag. Er ist der größte Wasserversorger des Landes.
Die Stadt möchte gemäß einem Masterplan die Wasseraufbereitung bis 2030 auf 1,9 Millionen Kubikmeter pro Tag erhöhen. Die Bakheng Water Treatment Anlage ist mit einer Tageskapazität von 390.000 Kubikmetern ein weiterer Meilenstein und wird 2024 fertiggestellt. Die Firma SUEZ Consulting soll die nächste Ausbaustufe der Anlage prüfen.
Die PPWSA konnte auch den Anteil der Wasserverluste (Non Revenue Water) seit 1993 von über 70 Prozent auf unter 9 Prozent drücken. Arbeiten im Tiefbau zerstören in jüngster Zeit aber Wasserleitungen, was zu Ausfällen und aufwendigen Reparaturen führt. Fachleute fordern eine bessere Kartierung von Leitungen und die Koordination von Bauvorhaben.
Internationale Geber engagieren sich
Die Entwicklungsorganisation Japan International Cooperation Agency (JICA) hat 1993 den ersten Wasserwirtschaftsplan für Phnom Penh erstellt und berät seitdem die Hauptstadt bei Planung, Betrieb und Wartung der Wasserversorgung. Neben der JICA unterstützen die Asian Development Bank (ADB), die Export-Import Bank of Korea, die EU sowie Frankreich, Australien und China den Sektor. Details der Projekte, die China finanziert und durchführt, sind nicht bekannt. Zudem fließen die Mittel langsamer als geplant.
Projekt | Budget in Mio. US$ | Stand/Laufzeit | Träger |
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Wasseraufbereitungsanlage in der Provinz Siem Reap; Kapazität: 12.000 Kubikmeter pro Tag | 63 | In Planung | Korea Economic Development Cooperation Fund |
Provincial Water Supply and Sanitation Project; Wasserver- und Abwasserentsorgung in ausgewählten Provinzstädten | 60 | 2018 bis 2024 | ADB, Asia Investment Facility, Agence Francaise de Developpement |
Water Supply and Sanitation Improvement Project, Wasserver- und Abwasserentsorgung in Siem Reap City | 55 | 2019 bis 2024 | World Bank |
Unterstützung der Phnom Penh Water Supply Authority | 32 | 2016 bis 2036 | |
Wasseraufbereitungsanlage in Phnom Penh; Kapazität: 5.000 Kubikmeter pro Tag | k. A. | Fertigstellung 2024 | Japan International Cooperation Agency |
Organisationen, die für die Wasserver- und Abwasserentsorgung zuständig sind, arbeiten nach Ansicht von Fachleuten nicht optimal zusammen. Die JICA wurde beauftragt, dafür zu sorgen, dass sie ihre Pläne und Maßnahmen besser abstimmen.
Abwässer werden kaum gereinigt
Das Industrieministerium ist für die städtische Wasserversorgung zuständig, die 24 Provinzen beaufsichtigen und verwalten die Wasserwerke in ihrer Region. Die Provinzverwaltungen überwachen auch die ihnen unterstellten Abwasserentsorger, während das Ministerium für öffentliche Arbeiten und Verkehr für die städtischen Abwässer zuständig ist. Experten aus dem Ministerium besagen, dass nur 5 Prozent der Abwässer behandelt werden.
Abwassertarife sind kostengünstig und Investitionen in die Entsorgung fallen entsprechend gering aus. Gebäude verfügen meist über Klärbehälter, deren Schlamm private Firmen einsammeln. Abwässer werden auch mit Regen- und sonstigem Schmutzwasser vermischt. Sie landen dann weitgehend ungeklärt in Flüssen oder Seen.
Ein erstes Wassergesetz soll 2023 in Kraft treten. Es schreibt vor, dass gewerbliche Gebäude und Siedlungen ihre Abwässer trennen und klären müssen. Die Vorschriften und Standards werden derzeit erarbeitet.
Kambodscha verfügt über nur zwei öffentliche Kläranlagen, eine in der Provinz Sihanoukville am Golf von Siam und eine andere in Siem Reap im Nordwesten des Landes. Die Anlage in Sihanoukville soll mit Geldern der ADB von 6.900 auf 30.000 Kubikmeter pro Tag ausgebaut werden. Die zweitgrößte Stadt des Landes nach Phnom Penh, Siem Reap, verfügt über eine Kläranlage mit lediglich 3.000 Kubikmeter Kapazität. Die Stadt soll weitere Wasseraufbereitungsanlagen erhalten.
Der Grundstein für eine erste kommunale Kläranlage in Phnom Penh mit einer Kapazität von 5.000 Kubikmetern pro Tag wurde Anfang März 2023 gelegt. Japan bezuschusst das Vorhaben mit rund 1,5 Millionen US$.