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Wie Kambodscha seinen Energiehunger stillen will
Die Nachfrage nach Energie steigt rasant. Noch ist das Land stark auf Stromimporte angewiesen. Der Investitionsbedarf im Energiesektor des Landes beträgt 11 Milliarden US-Dollar.
05.12.2023
Von Thomas Hundt | Bangkok
Kambodscha hat die Nennleistung seiner Kraftwerke zwischen 2012 und 2022 von rund 584 auf 3.465 Megawatt versechsfacht. Doch das reicht nicht aus, um den Strombedarf des Entwicklungslandes zu decken. Daher müssen Importe die Versorgungslücke schließen.
Der nationale Versorger Electricité du Cambodge (EDC) importierte 2022 ein Drittel des bereitgestellten Stroms aus Laos, Vietnam und Thailand. Bis 2030 sind weitere Einfuhren aus Laos vorgesehen, um den steigenden Bedarf zu decken. Die beiden Länder haben bereits Verträge über den Kauf von zusätzlichem Kohlestrom unterzeichnet und die Lieferung von Elektrizität aus laotischer Wasserkraft ist geplant.
Staatliche Pläne sehen auch einen massiven Ausbau der Stromerzeugungsleistung im Inland vor. Gemäß dem Power Development Plan (PDP) soll sie bis 2040 auf rund 10.000 Megawatt steigen.
Kambodscha will Solarenergie massiv ausbauen
Bis 2030 soll die installierte Leistung von Fotovoltaikanlagen insgesamt auf circa 1 Gigawatt verdoppelt werden. Im Jahr 2040 soll sie ungefähr 3 Gigawatt erreicht haben.
Mehrere Großanlagen mit Erzeugungskapazitäten zwischen 5 und 60 Megawatt sind im Betrieb. Bis zum Jahr 2031 sollen gemäß dem PDP zehn weitere Anlagen mit einer Gesamtleistung von 550 Megawatt folgen. Die Projekte schreibt EDC aus. Die Gewinner erhalten langfristige Abnahmeverträge. Und meistens bestellen sie die Anlagen in China.
Wegen hoher Stromkosten und häufigen Stromausfällen sind auch Fotovoltaikaufdachanlagen attraktiv. Die komplizierten Rahmenbedingungen schränken die Investitionsabsichten aber stark ein.
Die EDC erteilt die Erlaubnis für den Betrieb der Aufdachanlagen, erhebt hohe Gebühren und begrenzt die Leistung, die ins Netz eingespeist werden darf. Viele Eigentümer von Gebäuden und Fabriken haben dennoch Fotovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch auf ihren Dächern installiert. Mitte 2023 hat das Ministerium für Bergbau und Energie eine neue Richtlinie (Solar Guidelines) verabschiedet. Sie lässt Investoren hoffen, dass zukünftig freundlichere Bedingungen geschaffen werden.
Elektrizitätsversorgung beruht bisher auf Wasserkraft und Kohle
Den größten Anteil an der Stromerzeugung hatte 2022 Wasserkraft. Ab dem Jahr 2030 will das Energieministerium die Wasserkraft stark ausbauen, nennt aber noch keine konkreten Vorhaben. Neue Kraftwerke sollen entlang des Flusses Mekong und seiner Nebenarme entstehen. Die wenigen laufenden Projekte werden zusammen mit chinesischen Partnern umgesetzt.
Die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern ist teuer, denn Kambodscha muss alle Kohlenwasserstoffe importieren. Eine Kohle-, Öl- oder Gasförderung im Land gibt es nicht. Die Bemühungen der Regierung, Öl- und Gasfelder im Golf von Thailand auszubeuten, sind bisher gescheitert.
Kohlekraftwerke erzeugten 2022 circa 24 Prozent des Stroms. Die Kohle dafür stammte aus Indonesien, Russland oder Australien. Das Energieministerium möchte noch zwei zusätzliche Kraftwerksblöcke bauen lassen, danach sollen keine weiteren Kohlekraftwerke hinzukommen.
Die Regierungspläne sehen auch erste Gaskraftwerke vor. Bis 2040 sollen gemäß dem PDP 900 Megawatt an Leistung installiert werden. Die Firma Cambodian Natural Gas (CNGC) ist der exklusive Importeur von Erdgas und bereitet die Infrastruktur für den Gasimport vor. Sie will bis 2034 ein Flüssiggasterminal und 2.825 Kilometer an Gaspipelines errichten.
Das Land verfügt über große Mengen Holz sowie landwirtschaftlicher und tierischer Abfälle, die in Biomasseanlagen eingesetzt werden könnten. Bislang spielt die energetische Verwertung von Biomasse kaum eine Rolle. Das Energieministerium prüft entsprechende Vorhaben. Mit Unterstützung von Südkorea untersucht es auch den Einsatz von Müllheizkraftwerken.
Energieministerium errechnet hohen Investitionsbedarf
Das Ministerium für Bergbau und Energie schätzt den künftigen Strombedarf und ermittelt den notwendigen Ausbau der Erzeugungskapazitäten. Darauf aufbauend erstellt es langfristige Sektorpläne wie den PDP, die National Energy Efficiency Policy und den Petroleum Master Plan. Das Ministerium nennt neben dem Ausbau von erneuerbaren Energien auch eine höhere Energieeffizienz, Energiesicherheit sowie die ländliche Elektrifizierung als übergeordnete Ziele.
Im PDP ist für den Bau neuer Kraftwerke ein Investitionsbedarf von 9,1 Milliarden US-Dollar (US$) veranschlagt. Weitere 1,8 Milliarden US$ soll der Ausbau der Stromnetze kosten. Die Gelder des kambodschanischen Staates werden dafür nicht ausreichen. Für die Jahre 2023 bis 2025 sieht die öffentliche Hand lediglich 370 Millionen US$ für Investitionen in Kraftwerke und das Stromnetz vor.
Private Energieversorger und internationale Entwicklungsbanken werden den Großteil finanzieren. Internationale Geber sind die Asiatische Entwicklungsbank, die Europäische Union, die Agence Française de Développement und die deutsche Entwicklungsbank KfW sowie China und Südkorea.
Projekt | Budget in Mio. US$ | Anmerkung | Vertragspartner |
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Wasserkraftwerk Stung Treng | 1.663 | 1.400 Megawatt, Genehmigung 2022, noch kein Baustart | The Royal Group of Cambodia |
Kohlekraftwerk Botum Sakor | 1.340 | 700 Megawatt, Genehmigung 2020, noch kein Baustart | Botum Sakor Energy |
Wasserkraftwerk Upper Stung Tatay | 389 | 150 Megawatt, im Bau, Fertigstellung 2025 | China National Heavy Machinery Corporation |
Wasserkraftwerk Stung Pursat I | 230 | 80 Megawatt, im Bau, Fertigstellung 2026 | SPHP Cambodia (Südkorea) |
Windkraftanlagen in der Provinz Mondulkiri | 200 | 100 Megawatt, Machbarkeitsstudie fertig | Xinlan Maritime Energy, Joint Venture aus Maritime Group (Kambodscha) und Xinlan Group (China) |
Biogasanlage in Sihanoukville | k. A. | 100 Megawatt, Absichtserklärung | Samaiden Energy (Malaysia), Management Venture Asia (Kambodscha) |
Cambodia National Solar Park Phase 2 | k. A. | 40 Megawatt, im Bau | Trina Solar (China) |
Die Behörde Electricity Authority of Cambodia (EAC) reguliert den Elektrizitätssektor gemäß den Vorgaben des Energieministeriums. Sie legt die Stromtarife fest, die nach Verbrauch gestaffelt sind und je nach Kundengruppe variieren. Im Vergleich zu den Nachbarländern sind die Strompreise hoch. Die EAC vergibt auch die Lizenzen für neue Kraftwerke und neue Stromleitungen und schlichtet Streitigkeiten im Sektor.