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Wirtschaftsumfeld | Kambodscha | Investitionen

Aufstrebender Standort für arbeitsintensive Fertigungen

Investitionen in Kambodscha legen zu. Ein Investitionsgesetz schafft offene Bedingungen, die Förderungen sind attraktiv. Herausforderungen liegen in anderen Bereichen. 

Von Thomas Hundt | Bangkok

Die Investitionen in Ausrüstungen, Bauten und Anlagen in Kambodscha erreichten 2022 einen Wert von 9,3 Milliarden US-Dollar (US$). Dies waren 2,3 Milliarden US$ mehr als 2021. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) schnellte nach Angaben der Weltbank auf 31 Prozent. Investitionen der Privatwirtschaft machen dabei rund zwei Drittel der Bruttoanlageinvestitionen aus, sie legten ebenfalls stark zu. 

Auch ausländische Investoren zieht es in das südostasiatische Land. Kambodscha war 2021 weltweit der elftgrößte Empfänger von Foreign Direct Investements (FDI) im Verhältnis zu seiner Wirtschaftskraft. Die Zuflüsse beliefen sich auf 13 Prozent des BIP. Laut der Zentralbank legten die FDI im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr nochmal um 0,1 Milliarden auf 3,6 Milliarden US$ zu.

Kambodscha hat Investitionsschutz verbessert

Der Standort ist für ausländische Investitionen offen. In fast allen Branchen können Ausländer ein Unternehmen gründen, das ihnen vollständig gehört. Darüber hinaus gibt es großzügige Förderungen, die von der Branche, der eingesetzten Technologie und dem Kapitaleinsatz abhängen.

Das Investitionsgesetz aus dem Jahr 2021 verbessert den Investitionsschutz, und Investoren dürfen im Einklang mit den Vorschriften der Zentralbank Geld ins Ausland überweisen, beispielsweise für Einfuhren, die Zahlung von Zinsen und Gebühren sowie Gewinne. Das Gesetz definiert auch Branchen, die besonders förderungswürdig sind und zusätzliche Vergünstigungen erhalten. Dazu zählen alle Industrien mit hoher Wertschöpfung oder solche, die Teil regionaler und globaler Produktionsketten sind. Ernährungswirtschaft, Elektroindustrie, Maschinenbau, Digitalwirtschaft, Infrastruktur, Umwelt, erneuerbare Energie, Bildung, Gesundheit, Logistik und Tourismus zählen ebenfalls dazu.

Das im Juni 2023 verabschiedete Dekret zum Investitionsgesetz (Sub-Decree 139) regelt, wie Investitionsprojekte zu registrieren sind. Das Verfahren wurde weiter vereinfacht, die Bearbeitungszeit beträgt nur 20 Arbeitstage. Das Dekret enthält auch eine Negativliste mit Aktivitäten, die sich nicht für die Förderung qualifizieren. Daher ist es ratsam, im Vorfeld ein Anwaltsbüro zu konsultieren. 

Investitionen können je nach Projekt für drei, sechs oder neun Jahre vollständig von der Steuer auf Erträge (Standardsatz 20 Prozent) befreit werden. Danach gelten für eine Übergangszeit reduzierte Sätze. Investoren mit hohem Kapitaleinsatz können statt der Steuerbefreiung für bis zu neun Jahre Sonderabschreibungen auf ihre Investitionskosten beantragen. Weitere Anreize sind Befreiungen von Einfuhrabgaben und der Mehrwertsteuer (Standardsatz 10 Prozent). 

China ist wichtigster Investor

Bereits das erste Investitionsgesetz von 1994 legte Kriterien für förderungswürdige Projekte (Qualified Investment Project) fest. Die Entwicklungsorganisation Council for the Development of Cambodia (CDC) prüft seitdem die Anträge. Sie genehmigte zwischen 1994 und 2022 ausländische Vorhaben im Gesamtwert von 44,5 Milliarden US$.

Der Finanzsektor erhielt die meisten ausländischen Investitionen (23 Prozent). Auf das produzierende Gewerbe entfielen 21 Prozent, gefolgt von Immobilien (12 Prozent), dem Gastgewerbe einschließlich Casinos (11 Prozent) sowie der Landwirtschaft (10 Prozent). Chinesische Projekte halten unter den gesamten FDI den größten Anteil.

Kambodscha spielt für deutsche Investoren keine Rolle

Deutsche Unternehmen haben bisher noch nicht direkt in Kambodscha investiert. Einige haben aber eigene Vertriebsniederlassungen gegründet und Vertriebspartner gefunden. Dabei unterstützt sie seit dem Jahr 2001 die Plattform German Business in Cambodia. Daneben fördert, unterstützt und vertritt die AHK Vietnam seit Mai 2023 die deutschen Wirtschaftsinteressen in Kambodscha.

Einige Marktzugänge erschwert, andere nun leichter  

Kambodscha zählt noch zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Dieser Status ermöglicht eigentlich, Waren zoll- und kontingentfrei zu exportieren. Die Europäische Union und die USA haben Kambodscha 2020 jedoch wegen anhaltender Menschenrechtsverletzungen Handelsvorteile teilweise entzogen.

Kambodscha ist Mitglied der südostasiatischen Freihandelszone AFTA und gehört seit 2022 auch der weltgrößten Freihandelszone Regional Comprehensive Economic Partnership an. Darüber hinaus hat es bilaterale Freihandelsabkommen (FHA) mit den Ländern geschlossen, aus denen die meisten Investitionen stammen. Das FHA mit China ist seit Januar 2022 und jenes mit Südkorea seit Dezember 2022 in Kraft. Das Handelsministerium unterzeichnete im Juni 2023 auch ein FHA mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. 

Sonderwirtschaftszonen lösen Probleme

Der Besitz von Grund und Boden ist Ausländern, seien es natürliche oder juristische Personen, untersagt. Sie können allerdings Pachtverträge abschließen, Landkonzessionen erwerben oder über Holdingstrukturen mit einer Minderheitsbeteiligung Grundstücke kaufen.

Sonderwirtschaftszonen (SWZ) bieten Investoren einen "One-Stop-Service". Diese Dienstleistungen umfassen unter anderem das Investitionsverfahren und die Abwicklung von Import- und Exportgeschäften. Private und staatliche Stellen betreiben 24 SWZ, weitere sind geplant. Der CDC zählte im Juli 2023 insgesamt 561 Projekte, die sich bis dahin in SWZ niedergelassen haben. Die Betriebe in den SWZ beschäftigen mehr als 160.000 Personen.

Besonders beliebt sind SWZ an strategisch günstigen Standorten wie in der Nähe der Hauptstadt oder des Hafen Sihanoukville. Die dortigen SWZ sind gut angebunden und für Exportgeschäfte vorteilhaft. Die SWZ in der an Thailand grenzenden Stadt Poipet oder in der an Vietnam grenzenden Stadt Bavet locken Investoren an, denen die Kosten in den Nachbarländern zu hoch sind. 

Sonderwirtschaftszonen in Kambodscha (Auswahl)

Name

Größe/Lage

Industrien 

Sihanoukville Special Economic Zone

1.100 Hektar/Nähe zum Sihanoukville See- und Flughafen 

Textilien, Lederwaren

Manhattan Special Economic Zone

400 Hektar/Bavet Grenzregion zu Vietnam 

Textilien, verarbeitendes Gewerbe

Hi-Park SEZ

400 Hektar/Bavet Grenzregion zu Vietnam 

Handwerk

Phnom Penh Special Economic Zone

357 Hektar/Nähe zum Flughafen Phnom Penh

Elektronik, Kfz-Teile, Verpackungen, Bekleidung

Koh Kong SEZ

336 Hektar/Grenzregion zu Thailand

Kfz, Fahrzeugleitungen, Bekleidung, Elektrowaren 

Giga SEZ

222 Hektar/Bavet Grenzregion zu Vietnam 

Beleuchtung

Tai Seng Bavet Special Economic Zone

260 Hektar/Bavet Grenzregion zu Vietnam 

Fahrräder, Bekleidung, Elektrowaren, Schuhe, Verpackungen

Quelle: Knight Frank 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

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