Branchen | Kanada | Schienenverkehr
Konsortium erhält Auftrag für Hochgeschwindigkeitsstrecke
Die kanadische Regierung hat aus drei konkurrierenden Konsortien einen Bieter ausgewählt. Eine zukünftige neue Regierung könnte das Projekt jedoch ändern oder sogar streichen.
27.02.2025
Von Heiko Steinacher | Toronto
Zwischen den kanadischen Städten Québec City und Toronto soll eine Hochgeschwindigkeitsstrecke entstehen. Den Zuschlag für den Ausbau der rund 1.000 Kilometer langen Bahnstrecke hat am 19. Februar 2025 das Konsortium Cadence erhalten. Dies berichtete die staatliche Rundfunkgesellschaft CBC.
Das Konsortium besteht aus den Firmen CDPQ Infra, AtkinsRéalis, Keolis, SYSTRA, SNCF Voyageurs und Air Canada. Die kanadische Bundesregierung hatte 2023 drei qualifizierte Bieter für das Projekt benannt. An einem der beiden unterlegenen Bieterkonsortien war auch die Deutsche Bahn beteiligt.
Die noch amtierende Regierung von Premierminister Justin Trudeau hatte ihre Ausbaupläne erst im November 2024 bekannt gegeben. Zwei Monate später kündigte Trudeau seinen Rücktritt als Premierminister an. Mit vorgezogenen Parlamentswahlen wird im Frühjahr 2025 gerechnet. Auf die Frage kanadischer Medien, ob die in den Umfragen führende konservative Partei die Fertigstellung des Projekts unterstützen werde, wenn sie die nächste Regierung bilde, gab sie keine direkte Antwort.
Züge sollen doppelt so schnell fahren
Nach den bisherigen Plänen soll zusätzlich zur bestehenden eine separate, elektrifizierte Strecke entstehen, die auch die Städte Montreal, Trois-Rivières, Laval, Ottawa und Peterborough anbinden soll. Alto, das staatliche Unternehmen, das für die Überwachung des Projekts gegründet wurde, und Cadence sollen nun einen Vertrag über die erste Phase der Planungsarbeiten abschließen: Festzulegen ist, wo Gleise verlegt und Bahnhöfe gebaut werden sollen.
Der Zug soll mit bis zu 300 Stundenkilometern doppelt so schnell fahren wie die bisherigen Züge der staatlichen Eisenbahngesellschaft VIA Rail. Die Fahrzeit zwischen Montreal und Toronto soll sich dadurch von etwa fünf auf drei Stunden verkürzen.
Anbindung von Kingston dürfte Torontos Wohnungsmarkt entlasten
Ein weiterer denkbarer Halt wäre Kingston. Die Fahrzeit von dort nach Toronto würde dann weniger als eine Stunde betragen. Dies könnte den angespannten Immobilienmarkt in der Greater Toronto Area (GTA) entlasten: Die durchschnittlichen Immobilienpreise in der Region lagen laut der Canadian Real Estate Association im Januar 2025 fast doppelt so hoch wie in Kingston, so dass viele Menschen vermutlich eher dort als in der GTA eine Wohnung suchen würden.
Im Einzugsgebiet der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke leben etwa 45 Prozent der kanadischen Bevölkerung. Angesichts der erheblichen Reisezeitersparnis ist daher von einer hohen Nachfrage auszugehen.
Kosten könnten sich auf 56 Milliarden US-Dollar summieren
Hoch ist auch der finanzielle Bedarf: Das Verkehrsministerium (Transport Canada) schätzt die Kosten für den Ausbau zur Hochgeschwindigkeitsstrecke auf rund 56 Milliarden US-Dollar (US$). Beginnen würde dieser aber erst nach Abschluss der Planungsphase, was vier bis fünf Jahre dauern könnte. Die Regierung hat dafür einen 2,8 Milliarden US$ teuren Design- und Entwicklungsplan vorgelegt. Vorher werden keine Mittel für den Bau zugewiesen, sodass eine künftige neue Regierung das Projekt wieder ändern oder sogar streichen könnte.