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Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

Energieverbrauchsanforderungen und Baustandards werden immer strenger. Der Energiebedarf von Bundesgebäuden soll künftig vollständig mit sauberen Energiequellen gedeckt werden.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Kanada treibt Nachhaltigkeit im Bauwesen aktiv voran. Ein Beispiel hierfür ist das Vancouver Convention Centre: Mit seinem begrünten Dach, einem Meerwasser-Heiz- und Kühlsystem und einer Abwasseraufbereitungsanlage ist es das erste doppelt LEED-Platin-zertifizierte Kongresszentrum der Welt (LEED – Leadership in Energy and Environmental Design; international anerkanntes Zertifizierungssystem für ökologisches Bauen).

In Toronto werden energieeffiziente Fenster aus Deutschland eingesetzt

Dabei ist auch deutsche Technologie gefragt. So kam für die Glasrauten des CIBC Square in Toronto das Warme-Kante-System von H.B. Fuller/Kömmerling zum Einsatz, das sich besonders bei gebogenen Glaselementen eignet. Die Kömmerling Chemische Fabrik ist seit 2017 Teil des US-amerikanischen Klebstoffkonzerns H. B. Fuller.

Nach Angaben des Canada Green Building Council (CAGBC) wurden von 2003 bis 2022 landesweit etwa 5.145 Projekte LEED-zertifiziert. Mehr als 360 davon wurden mit Platin ausgezeichnet, der höchsten LEED-Bewertung; weitere knapp 60 Projekte haben die CAGBC-Standards für kohlenstofffreie Gebäude erreicht.

Mittelschicht erhält mehr Unterstützung für Nachrüstungen

Die Anforderungen an die Energieeffizienz wurden in den letzten Jahren verschärft, sowohl im Rahmen nationaler Bauvorschriften als auch auf Provinz- und Kommunalebene. Im Juli 2024 hat die kanadische Regierung die "Canada Green Buildings Strategy" verabschiedet. Als Teil davon bietet das "Canada Greener Homes Affordability Program" Menschen mit niedrigem bis mittlerem Einkommen Unterstützungsleistungen für Nachrüstungen wie Wärmepumpen und Wärmedämmung in Höhe von 3.600 US$. Das ist bis zu vier Mal mehr als das, was bisher möglich war. Die Förderung können sowohl Hausbesitzer als auch Mieter beanspruchen.

Außerdem hat sich die Regierung in Ottawa dazu verpflichtet, einen Rechtsrahmen einzuführen, um die Installation teurer und umweltschädlicher Ölheizungen in Neubauten ab 2028 auslaufen zu lassen. Überdies hat der Vorschlag einer landesweiten Kohlenstoffsteuer dazu geführt, dass das Interesse der Kanadier an energieeffizienten und nachhaltigen Gebäuden wächst.

Städte verfolgen strenge Ziele zur Klimaneutralität

Toronto hat mit dem Toronto Green Standard (TGS) ein mehrstufiges System von Leistungsindikatoren eingeführt, um eine nachhaltige Bauplanung zu fördern. In der Pazifikprovinz British Columbia schreibt der BC Building Code für die meisten neuen Gebäude seit Mai 2023 eine um 20 Prozent höhere Energieeffizienz vor. Darüber hinaus soll der Betrieb neuer Gebäude in der westkanadischen Provinz bis 2032 keine Treibhausgasemissionen mehr verursachen. In Toronto und Vancouver soll das bereits bis 2030 geschehen.

Die Regierung in Ottawa will außerdem künftig den Energiebedarf von Bundesgebäuden vollständig mit sauberen Energiequellen decken. So soll auf fossile Brennstoffe für Raumheizung und Warmwasserbereitung verzichtet werden, wann immer möglich. Neugebäude sollen nach Netto-Null-Standard errichtet werden. Angekündigt wurde zudem ein Umstieg auf kohlenstoffarme Materialien und Konstruktionen bei Beschaffungen des Bundes im Baugewerbe und bei Investitionen in die öffentliche Infrastruktur.

Ontario will größere Häuser aus Massivholz zulassen

Immer häufiger werden nachhaltigere Baumaterialien eingesetzt, wie zum Beispiel Massivholz, das Kohlenstoff bindet und damit aus der Atmosphäre fernhält. Im April kündigte die Regierung von Ontario an, dass sie ihre Bauvorschriften ändern würde, um künftig größere Gebäude aus Massivholz mit bis zu 18 Stockwerken - statt wie bisher 12 - zuzulassen. British Columbia hat diesen Schritt bereits unternommen.

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