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Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

Die Vereinigten Arabische Emirate wollen nachhaltiger bauen. Die Fortschritte in den einzelnen Emiraten unterscheiden sich jedoch stark.

Von Heena Nazir | Dubai

Der Gebäudebestand in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist relativ jung. Die meisten Gebäude dürften in den letzten 20 bis 25 Jahren entstanden sein. Ältere Bauten werden tendenziell eher abgerissen als saniert. Dubai setzt jedoch stärker als die anderen Emirate auf Renovierungen. Der Bestand an Gebäuden lag in Dubai im Jahr 2021 offiziellen Angaben zufolge bei einer Anzahl von 180.048.

Die Finanzmetropole will bis 2030 bis zu 30.000 Gebäude sanieren und deren Energieeffizienz je nach Alter und Design um 10 bis 40 Prozent verbessern. Für die Umsetzung des sogenannten Building-Retrofits-Programms im Rahmen der Demand Side Management Strategy 2030 (DSM) wurde 2013 die Etihad Energy Services Company (Etihad ES) gegründet. Im Jahr 2019 nahm das Programm Fahrt auf. Bis April 2023 wurden über 8.000 Gebäude saniert.

Die Regelungen zum Bau energiesparender Gebäude beschränken sich in den VAE jedoch grundsätzlich auf Basisvorgaben zur Einhaltung absoluter Mindestkriterien. Darüber hinausgehende Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sind weithin freiwillig und werden durch Zertifikate belohnt. Die weitere Entwicklung des Cleantech-Sektors in den VAE dürfte stark davon abhängen, ob striktere Auflagen verabschiedet und umgesetzt werden.

Langsames Tempo bei öffentlichen Gebäuden

Die Sanierung von Bauten privater Eigentümer erfolgt weitgehend auf freiwilliger Basis. Bei öffentlichen Gebäuden mit über 1.000 Quadratmetern Fläche hat der Energierat Dubai Supreme Council of Energy (DSCE) 2015 per Richtlinie Energieaudits angeordnet. Gebäudesanierungen sollen dort erfolgen, wo ein hohes Einsparpotenzial und eine kurze Amortisationszeit zu erwarten sind (DSCE Directive No. 1 2015).

Im April 2023 waren in den VAE 1.354 Programme registriert, die im Rahmen von Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) Zertifizierungen und Registrierungen umfassen. Ein Beispiel dafür, wie Entwicklung und Nachhaltigkeit einander ergänzen können, ist die Stadtentwicklung der Expo 2020, die coronabedingt 2021 augerichtet wurde und 121 LEED-Zertifizierungen erhielt. Auf dem ehemaligen Gelände der Expo wurde eine Smart City rund um das Thema Nachhaltigkeit gebaut. Rund 80 Prozent des Distrikts, das jetzt als "Expo City Dubai" für Besucher geöffnet ist, wurden dafür umgestaltet. Die VAE nutzen den Standort im Spätherbst 2023 als Gastgeber für die UN-Klimakonferenz (COP 28).

Dubai: Vorschriften gelten vor allem für Neubauten

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Verabschiedung der Richtlinien für den nachhaltigen Bau von Gebäuden in Dubai im Jahr 2011 (Green Building Regulations and Specifications). Seit März 2014 gelten diese nicht mehr nur für öffentliche Projekte, sondern müssen auch bei allen privaten Objekten berücksichtigt werden. Geregelt sind vor allem der Energie- und Wasserverbrauch, das Baumaterial und die Abfallentsorgung. Gültig sind die Regeln im gesamten Emirat, einschließlich der Freihandelszonen. Die Anwendung der Vorschriften auf bestehende Gebäude ist jedoch beschränkt. Bei Aus- oder Umbauten müssen sie nur berücksichtigt werden, wenn diese eine Baugenehmigung der Dubai Municipality benötigen.

Vergleichsweise strikte Auflagen gibt die Dubai Municipality beim Brandschutz vor, nachdem in mehreren Hochhäusern der Stadt Brände ausgebrochen waren. Bei Neu-, Aus- oder Umbauten müssen die Vorgaben ohnehin berücksichtigt werden, wenn eine Baugenehmigung der Dubai Municipality erforderlich ist. Für Anbieter von Produkten, die die Auflagen erfüllen, können sich gute Geschäftschancen ergeben. Die Stadtverwaltung veröffentlicht Informationen unter den Circulars of Constructions, allerdings nur in arabischer Sprache.

Nachhaltiges Bauen: Auch andere Emirate ziehen nach

Auch in den anderen Emiraten gibt es Regularien zum energieeffizienten Bauen. Die Abu Dhabi Demand Side Management and Energy Rationization Strategy 2030 hat das Ziel, bis 2030 rund 3.000 Regierungsgebäude zu sanieren. Im Mai 2010 wurde das "Pearl Building Rating System" (Estidama, arabisch für Nachhaltigkeit) verabschiedet. Neubauten müssen Richtlinien erfüllen und werden per Ratingsystem mit Perlen bewertet. Grundsätzlich müssen diese mindestens eine von fünf möglichen Perlen erreichen, für öffentliche Gebäude werden zwei verlangt. Es ist damit zu rechnen, dass Bauherren verstärkt mit entsprechenden Vorschriften konfrontiert werden.

Im Jahr 2020 wurde die Abu Dhabi Energy Services Company (ADES) gegründet, die das Wachstum des Retrofit-Marktes in der Hauptstadt fördern und die lokalen Energiedienstleistungsunternehmen darin unterstützen soll, ihre Ziele zu erreichen.

Im Jahr 2019 hat Ras Al Khaimah die Vorschriften Barjeel ins Leben gerufen, die Mindeststandards für die Nachhaltigkeit von Neubauten festlegen und seit 2020 verpflichtend sind. Von den nach Barjeel zugelassenen Gebäuden wird erwartet, dass sie 30 Prozent weniger Energie und Wasser verbrauchen als gängige Bauten.

Die Sharjah Electricity and Water Authority startete 2018 ihr Retrofit-Programm, das sich auf die "Top 100 Verbraucher" konzentriert und darauf abzielt, den Energieverbrauch um durchschnittlich 30 Prozent zu senken. Bis April 2023 wurden 19 Gebäude im Rahmen des Retrofit-Programms des Emirats klimafreundlich saniert.

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